• Sie gilt schon heute als Hamburgs neues Vorzeigeviertel, dabei ist die HafenCity noch gar nicht richtig fertig. Sowohl im Überseequartier als auch in den östlichen Ausläufern wird in den kommenden Jahren noch kräftig gebaut. Vorausgesetzt, die Corona-Krise durchkreuzt diese Vorhaben ...

Überseequartier, Elbbrücken-Areal: Killt Corona weiteren Ausbau der HafenCity?

Sie gilt schon heute als Hamburgs neues Vorzeigeviertel, dabei ist die HafenCity noch gar nicht richtig fertig. Sowohl im Überseequartier als auch in den östlichen Ausläufern wird in den kommenden Jahren noch kräftig gebaut. Vorausgesetzt, die Corona-Krise durchkreuzt diese Vorhaben nicht.

Denkbar ist das allemal. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das umstrittene und milliardenschwere XXL-Einkaufszentrum im südlichen Überseequartier nicht wie geplant eröffnen wird. Statt Ende 2022 peilt der französische Konzern Unibail-Rodamco-Westfield die Eröffnung jetzt für die zweite Jahreshälfte 2023 an.

Hamburg: Corona-Pandemie verzögert das Überseequartier

Hintergrund ist eine Analyse zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese habe ergeben, dass Grenzschließungen, behördliche Verordnungen, zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen auf der Baustelle und in den Planungsbüros sowie umfassende Homeoffice-Regelungen eine Drosselung der Projektgeschwindigkeit zur Folge haben, so Deutschlandchef Andreas Hohlmann.

Die Visualisierung zeigt das geplante südliche Überseequartier.

Die Visualisierung zeigt das geplante südliche Überseequartier in Hamburg. 

Foto:

picture alliance / Moka-Studio/U

„Wenn es an einer Stelle hakt, hakt das gesamte Gebilde und es bedarf einer längeren Anlaufzeit, um den ursprünglichen Takt und die gewohnte Geschwindigkeit wiederherzustellen“, sagt er.

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Ein Satz, der sich auch auf eine komplette Branche übertragen lässt: die Bauwirtschaft. Diese hatte deutschlandweit in den von der Corona-Krise stark geprägten Monaten März, April und Mai mit erheblichen Auftragseinbußen zu kämpfen. Allein im Mai gab es einen Rückgang um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Das wird die Bautätigkeit in den kommenden Monaten bremsen“, erklärte ein Sprecher des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) unlängst.

Büro-Sektor: Baubranche mit starken Corona-Einbußen

Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa erklärte, besonders der Rückgang der Aufträge im Wirtschaftshochbau – also der Büro-Sektor – zeige die Investitionszurückhaltung der Unternehmen aus der Industrie und dem Dienstleistungsbereich. Fraglich ist, ob die Auftragslage überhaupt wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen wird, denn die Corona-Pandemie hat für einen regelrechten Homeoffice-Boom gesorgt. Und nicht wenige Unternehmen fragen sich, ob sie ihre angemieteten Büropaläste überhaupt noch benötigen.

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Sven Wingerter vom Berliner Büro-Beratungshaus Eurocres geht sogar von einem „Bürosterben“ aus. Demnach könnten langfristig 20 Prozent der Büroflächen in Deutschland verzichtbar werden.

Hamburg: 11.000 neue Jobs für die östliche HafenCity

„Die schreckliche Situation heute ist eine Chance für ein vollständiges Umdenken von Betriebsabläufen“, so Wingerter. Das könnte auch auf die östliche HafenCity Auswirkungen haben.

Die Visualisierung zeigt das geplante südliche Überseequartier.

Ein Blick von der Elbe auf das südliche Überseequartier.

Foto:

dpa/Moka-Studio

Dort entstehen auf insgesamt 548.000 Quadratmetern bis 2025 nicht nur 1400 Wohnungen sondern eben auch hunderte, wenn nicht gar tausende Büros und Geschäftsräume. Immerhin sollen hier künftig 11.000 Jobs entstehen. So zumindest der Plan für den krönenden Abschluss der HafenCity.

Corona in Hamburg: Auswirkungen auf HafenCity-Pläne?

Aber geht der unter den veränderten Corona-Bedingungen auch auf? „Im Quartier Elbbrücken befinden sich zahlreiche Projekte bereits im Bau oder sind den Bauherren an die Hand gegeben worden“, bilanziert Susanne Bühler, Sprecherin der HafenCity GmbH.

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Dies seien nahezu durchweg Bürogebäude wie das der Berufsgenossenschaften BGW und VBG, die gemeinsam ein Präventionszentrum auf dem Grundstück 121 realisieren. Oder Vattenfall, das auf dem Grundstück 117 ein Gebäude plant. „Umplanungen sind weder notwendig noch erwünscht, da die Bauherren ungebrochen an der Umsetzung festhalten“, so Bühler.

Hamburg: Trotz Corona nur wenig Büroleerstand

Also killt das Corona-Virus das HafenCity-Ausbaufinale doch nicht? „Die HafenCity wird ein hervorragender Bürostandort bleiben“, sagt Bühler. Anders als die Innenstadt, die sich auf Einkaufen und Wohnen konzentriere, sei die HafenCity stets mit einer Durchmischung von Arbeiten und Wohnen geplant worden. „Ohne in einer eigentlichen ‚Bürostadt‘ zu wohnen, können die Menschen ihr Homeoffice fußläufig in der Umgebung haben und zugleich die Angebote von Freizeit, Entertainment oder Kultur genießen“, so Bühler.

Auch Oliver Horstmann, Mitglied der Geschäftsleitung beim Immobilienvermittler Engel und Völkers, glaubt nicht daran, dass es Corona-bedingt zu einem explodierenden Leerstand kommen wird. „In Hamburg stehen aktuell etwa drei Prozent der Büroflächen leer, das macht es für Unternehmen schwierig, umzuziehen oder zu expandieren“, sagt er.

Hamburg: Bedarf an flexiblen Arbeitsplätzen ist vorhanden

Der Bedarf an zusätzlichen Büroflächen sei gerade auch für flexible Arbeitskonzepte weiter vorhanden.

Ein Beispiel dafür ist EDGE HafenCity auf dem Baufeld 110, in dem Flächen räumlich und zeitlich flexibel vom langfristigen Großnutzer bis hin zum temporären Co-Worker angemietet werden können. „Darüber hinaus gibt es wiederum Baugemeinschaften, die Gebäude planen, wo Wohnungen mit gemeinschaftlichen Arbeitsräumen kombiniert werden können“, so Bühler.

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