Zwei Stadtteile sind Hotspots: Wenn die „Waste Watcher“ kommen, wird’s teuer
Eine achtlos weggeschmissene Zigarette, ein Kaffeebecher oder leere Flaschen: In Hamburgs Straßen und Parks fällt viel Müll an – der oft nicht im Abfalleimer landet. Deswegen sind sie auf Patrouille: die „Waste Watcher“ der Stadtreinigung. Akribisch durchsuchen sie illegal abgeladene Müllhaufen nach Beweisen, um die Verursacher zu identifizieren und zur Kasse zu bitten. Die MOPO hat zwei Waste Catcher auf ihrer Tour begleitet. Dort erzählen Sebastian (30) und Melanie (49) wie sie vorgehen, wo die Hotspots sind und wie sie sogar schon mal fast verprügelt worden sind.
Eine achtlos weggeschmissene Zigarette, ein Kaffeebecher oder leere Flaschen: In Hamburgs Straßen und Parks fällt viel Müll an – der oft nicht im Abfalleimer landet. Deswegen sind sie auf Patrouille: die „Waste Watcher“ der Stadtreinigung. Akribisch durchsuchen sie illegal abgeladene Müllhaufen nach Beweisen, um die Verursacher zu identifizieren und zur Kasse zu bitten. Die MOPO hat zwei „Waste Watcher“ auf ihrer Tour begleitet. Dort erzählen Sebastian (30) und Melanie (49) wo die Hotspots sind und wie sie sogar schon mal fast verprügelt worden sind.
Um 5 Uhr morgens beginnt die Schicht der „Waste Watcher“. In Billbrook brechen Melanie und Sebastian zu ihrer Tour auf – heute geht es auf die sogenannte „Sonderroute“. „Dort liegen die Hotspots, das bedeutet, in Eimsbüttel und Eppendorf“, erklärt die 49-Jährige. „Vor allem am Eppendorfer Weg ist es immer ein absolutes Chaos, obwohl an diesem Standort viermal pro Woche geleert wird.“
Das sind die Hotspots überquellender Container
Ihr Kollege vermutet, dass die Menschen dort häufiger im Internet bestellen und deshalb mehr Pappmüll produzieren. „Wenn sie es dann vor der Arbeit wegbringen wollen, der Container aber voll ist, sind die meisten zu faul und stellen es daneben.“

Auf dem Weg zu den festen Standorten halten die „Waste Watcher“ aber auch die Augen nach illegal abgeladenen Müllsäcken offen. Im Henriettenweg in Eimsbüttel werden sie fündig: In einem Haufen aus ordnungsgemäß abgelegten gelben Säcken entdecken die beiden Abfallsäcke mit Grünschnitt sowie Farbeimer. Routiniert macht Melanie Fotos, während Sebastian einen kurzen Blick in die Beutel wirft.
Vor den Containern stapeln sich Papiermüll und Essensreste
Nächster Halt: Wrangelstraße. Schon von weitem sind die vor die Container gestellten riesigen Pappkartons sichtbar. Daneben auffällig viele Essensreste in durchsichtigen Beuteln. Leere Hafermilch-Kartons sind zu erkennen und ganze Eimer mit Chia-Pudding und Haferflocken. „Das stammt auf jeden Fall von einem Gastronomie-Betrieb“, weiß der 30-Jährige, der seit 2018 für die „Waste Watcher“ auf Patrouille ist.

„Ich will dazu beitragen, dass die Stadt sauberer wird“, sagt er. Sieht er jemanden, der seinen Müll fallen lässt, spricht er ihn an und erteilt ein Verwarngeld. „Die meisten sind einsichtig, es gibt aber auch einige, die aggressiv werden.“
Das ist den „Waste Watchern“ schon in Hamburg passiert
Einmal habe ein Mann seine Zigarette auf den Boden geworfen. „Als ich ihn ansprach, lief er weg“, erzählt Sebastian und muss lachen. „Der Mann ging zu einem Polizisten und sagte, ich belästige ihn. Der Beamte kannte mich aber und händigte mir die Personalien aus. Daraufhin hat der Typ versucht, mir vor dem Polizisten eine reinzuhauen.“ Sowohl er als auch Melanie wollen ihren vollen Namen lieber nicht verraten, aus Angst vor Anfeindungen.

Im Jahr 2022 leitete die Stadtreinigung 10.967 Bußgeldverfahren ein, bezahlt wurden insgesamt 508.038,66 Euro. Das sei wieder deutlich weniger als noch zu Lockdown-Zeiten. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gab es fast 15.000 Verstöße. Bei illegalem Hausmüll bis zu einem halben Kilo werden zwischen 35 und 150 Euro fällig, bei mehr als zwei Kilo bis zu 1000 Euro. Eine weggeworfene Zigarette kostet mindestens 40 Euro.
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Beherzt öffnet Sebastian den ersten Beutel, der mutmaßlich von einem Gastro-Betrieb weggeworfen wurde, und wühlt in den Haferflocken herum. Dann hat er Glück: „Da ist eine Speisekarte!“, sagt er. „Es ist natürlich nicht sicher, dass das der Verursacher ist“, erklärt Melanie, die wieder Fotos macht. „Aber zumindest muss er sich erkären, warum die Speisekarte mit drin liegt.“
So viele „Waste Watcher“ gibt es in Hamburg
Auch die Pappkartons werden nach Indizien durchsucht. Dann kommen schon die Kollegen und leeren die Container. „Für die Essensreste müssen wir ein Spezial-Team anrücken lassen, die haben Schaufeln dabei“, sagt Melanie, die erst seit Januar bei den „Waste Watchern“ ist. „Ich hatte keine Lust mehr auf Büro und bin jetzt viel glücklicher“, erzählt sie.
Insgesamt gibt es 14 Zweier-Teams, die quer durch alle Stadtteile unterwegs sind. „Ich würde mir wünschen, dass den Menschen weniger gleichgültig wäre, was mit ihrem Müll passiert“, sagt Sebastian, dem auch in seiner Freizeit illegale Müllberge auffallen. „Berufskrankheit“, meint er und lacht.