• Foto: André Röhner

TV-Star über Nacktheit, Ziele und Tabus: India Antony: „Ich möchte kein Klischee sein“

Es liegt etwas Besonderes in ihren Augen, hatte einst schon ihre Schauspiel-Lehrerin gesagt. „Du wirst die nächste Ikone!“ Doch was India Antony, bekannt aus Kinofilmen wie „Klassentreffen“ oder TV-Serien wie „Alarm für Cobra 11“ eigentlich will, ist Verwirklichung, Unabhängigkeit und Demut. Mit Filmen Menschen Zuflucht bieten, dadurch selber der Schablone entspringen, die man ihr aufzwingt. Dass das nicht einfach ist und sie auch mit sexuellen Belästigungen beim Dreh zu kämpfen hatte, erzählt sie im MOPO-Gespräch.

„Gerade in der Filmwelt gibt es viele Möglichkeiten, sich zu verlieren. Wenn man auf Meinungen anderer mehr hört als auf sein Inneres. Manchmal braucht man Abstand, um zu verstehen, wann man sich verloren hat“, sagt die an der Malabarküste im indischen Kerala geborene India. Mit drei Monaten kam sie nach Deutschland, ihre Eltern waren nur für die Geburt in die Heimat zurückgekehrt, hatten vorher schon hier gearbeitet.

Schon früh, sagt sie, habe sie gemerkt, dass sie anders sei. „Ich wollte nicht irgendwie dazugehören, nur weil ich aus einem bestimmten Land komme. Das fand ich langweilig. Ich wollte leben und erfahren, wie die Welt ist und wie sie mich aufnimmt und auch verändert.“

Sie ließ sich die Haare kurz schneiden, zog mit 19 nach dem Abitur aus, ließ sich Piercings stechen, lebte in Mettmann, Italien, Köln, München und manchmal in Hamburg. Sie „brach aus“, wie sie sagt, auf der Suche nach sich selbst. Ob sie sich gefunden hat?

„Ich musste Grenzen überschreiten, um zu sehen, wo meine eigenen liegen“

„Etwas ist in mir, das Platz braucht. Ich musste Grenzen überschreiten, um zu sehen, wo meine eigenen liegen. Ich bin auf dem richtigen Weg, noch ist er nicht vorbei.“ Auf dieser Reise habe sie auch ihre wahre Liebe entdeckt: die Schauspielerei.

Nach der Schauspiel-Ausbildung arbeitet sie erst für kleinere Studenten-Projekte, kurze Auftritte im Fernsehen folgen. Sie merkt, dass zum Leben einer Schauspielerin auch existenzielle Ängste gehören. „Es gab Phasen, wo ich dachte: Ist das alles im Leben?“ Noch habe sie nicht zum Arbeitsamt gehen müssen wie viele ihrer Kollegen – die Negativ-Seite einer Welt, die die meisten nur mit Glitzer, Glamour und rotem Teppich assoziieren. Doch auch in der schwierigen Anfangsphase war für India zu jeder Zeit klar: „Kein anderer Job kommt für mich infrage.“

Sie schafft die erste Hürde, die Aufträge trudeln ein, sie kann von der Schauspielerei ihr Leben finanzieren. Heute lebt sie in Berlin, auch in Hamburg würde sie gerne irgendwann mal wohnen („Die Stadt hat was Erhabenes“). Ihr nächstes Projekt: eine größere Rolle in der TV-Serie „Tierärztin Dr. Mertens“.

Ihre wahre Leidenschaft ist jedoch das Kino. „Ich glaube an die Macht des Kinos. Viele Menschen gehen ins Kino, um etwas zu entfliehen. Ich möchte mit meinen Rollen ein Frauenbild prägen, das das Körperliche und Geistige vereint. Ich will meine Stimme für die nutzen, die sie brauchen.“ Ihr größtes Lebensziel: in Indien ein Haus für verwaiste Kinder bauen.

TV-Star India Antony über sexuelle Belästigung beim Dreh

Doch wie weit würde India für Erfolg gehen? Wie steht die junge Frau zu Nacktheit in Filmen? „Es ist für mich keine Frage der Nacktheit, sondern der Glaubwürdigkeit. Es muss für mich einen Sinn haben, eine Qualität. Wenn es sich für mich nicht richtig anfühlt, lehne ich das ab. Meine Seele ist nicht käuflich.“

Dass Nacktheit und Sexualität nicht nur vor der Kamera eine Rolle spielen, musste die junge Frau bereits erfahren: Bei einem Dreh für einen Kinofilm rief sie der Regisseur an und schlug vor, ein alternatives Ende zu drehen – die Besprechung dafür: „Um 22 Uhr, auf meiner Couch“, sagt sie, den Vorschlag lehnte sie ab. „Es war irritierend, aber auch eine Lehre.“

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