Tunnel oder Brücke? Entscheidung bei der Köhlbrandquerung offenbar gefallen

Wird es ein Tunnel oder eine Brücke? Im Ringen um den Ersatzbau für die alte Köhlbrandbrücke soll eine Entscheidung gefallen sein. Vor rund einem Jahr stoppte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) alle Pläne und stellte sie erneut auf den Prüfstand. Jetzt soll eine Lösung das Rennen machen, die viele Hamburger freuen dürfte.

„Hamburg kriegt eine neue Köhlbrandbrücke“, schreibt die „Bild“ am Sonntag. Das empfehle ein interner Prüfbericht, den Leonhard in Auftrag gegeben habe. Die neue Brücke werde fast genauso aussehen wie die alte, nur etwas höher werden, damit auch die neuesten Containerschiffe darunter durchpassen.

Aktuell ist die Köhlbrandbrücke 53 Meter hoch, für die neue seien um die 74 Meter im Gespräch. Außerdem wäre eine neue Brücke mit geschätzten 4 bis 5 Milliarden Euro auch günstiger als ein Tunnel. Geplant sei der Bau der neuen Brücke in den 2030er Jahren, etwas weiter östlich von der alten, die im Anschluss abgerissen würde.

Bekommt Hamburg eine neue Köhlbrandbrücke?

Die Wirtschaftsbehörde hält sich auf MOPO-Anfrage bedeckt zu den Informationen aus dem Bericht, dementiert sie allerdings auch nicht. „Eine Untersuchung der Alternativen durch Fachleute liegt zwischenzeitlich vor“, sagt Sprecher Martin Helfrich. „Auf Grundlage dieser Untersuchung wird der Senat eine Empfehlung für eine neue Köhlbrandquerung beschließen. Die entsprechende Senatsbefassung wird derzeit vorbereitet.“

Anschließend wird der Hamburgischen Bürgerschaft eine Drucksache zur Beratung vorgelegt, die dann final darüber abstimmt. Dazu muss man sagen: Sobald sich der Senat auf einen Vorschlag einigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er in der Bürgerschaft auch die rot-grüne Mehrheit erhält.

Köhlbrandbrücke: Darum prüft Hamburg neu

Hamburgs Senat will die 1974 fertiggestellte und für den Hafen wichtige Brücke bis 2036 ersetzen. Weil die Brücke zunehmend Schäden aufweist und mit ihrer Durchfahrtshöhe zu niedrig für künftige Containerschiffe sein könnte, soll sie ersetzt werden. Ursprünglich hatte die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) einen Tunnel als Ersatzbau bevorzugt.

Doch im Frühjahr 2023 stoppte die Wirtschaftssenatorin das Vorhaben und lässt seither alles neu prüfen. Der Grund: Es hatte sich herausgestellt, dass der Tunnel 5,40 Meter tiefer unter den Köhlbrand gelegt werden müsste als eigentlich geplant. Die Kosten wären auf 5,3 Milliarden Euro gestiegen – zu teuer für die Stadt.

Denkmalschutzverein kämpft für alte Köhlbrandbrücke

Der Hamburger Denkmalverein hatte Ende Januar dieses Jahres eine Petition für den Erhalt der Köhlbrandbrücke gestartet. Statt einem Neubau forderte der Verein eine zweite Brücke für den Güterverkehr. Auf diese Weise könne die alte Brücke saniert und für Auto-, Rad- und Fußverkehr genutzt werden. Denkbar wäre diese südlich der heutigen Brücke, wie es schon vor dem Bau der Köhlbrandbrücke angedacht war.

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Mehr als 23.000 Unterschriften sind inzwischen zusammengekommen. Zuletzt befürwortete sogar die Hamburgische Ingenieurkammer-Bau, wenigsten zu prüfen, ob die alte Brücke erhalten werden kann. Eine Zwillingsbrücke sehen die Ingenieure angesichts technischer Herausforderungen und hoher Baukosten skeptisch.

Nun sieht es tatsächlich so aus, als würde Hamburg bald kurzzeitig zwei Brücken haben – bevor eine von ihnen für immer aus dem Stadtbild verschwindet. Die offizielle Entscheidung für einen über- oder unterirdischen Ersatz für die Köhlbrandbrücke dürfte zeitnah verkündet werden. (abu)