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  • Foto: Sun

Türcode 0000: So leicht machte es ein Hamburger Multi-Millionär den Einbrechern

Winterhude –

Stahltüren, Alarmanlage, drei Tresore und elf Überwachungskameras: Die prächtige Villa von Multi-Millionär Detlef Fischer ist gesichert wie eine Festung. Auch die Eingangstür hatte einen Code. Doch am Dienstag kam vor Gericht heraus, dass sich diese auch mit der Eingabe der Zahlenfolgen „0000“ oder „1234“ öffnen ließ. 2019 hatten Einbrecher bei dem Unternehmer Beute im Wert von rund einer Million Euro gemacht.

Zwei mutmaßliche Einbrecher stehen nun vor Gericht. Die Kripo war ihnen nach einem missglückten Coup in einer Haspa-Filiale in Eißendorf auf die Schliche gekommen. Dort hatten die Männer versucht, rund 200.000 Euro aus einem Geldautomaten zu stehlen.

Einbruch bei Hamburger Millionär: Türcode war einfach

Am Dienstag wurde Einbruchsopfer Detlef Fischer (67) als Zeuge vernommen und er gab erstaunliche Details aus dem Leben eines Superreichen preis. Fischer hatte 2001 seinen IT-Dienstleister „Systematics“ für etwa 65 Millionen Euro verkauft. Bereits kurz vorher hatte er die riesige Villa in Winterhude bezogen. Fischer widmete sich nach dem Firmenverkauf seinen Leidenschaften: Schöne Frauen, seltene Autos und wertvolle Armbanduhren. Auf letztere hatten es die Einbrecher abgesehen.

Detlef Fischer schilderte, dass er und seine drei Kinder bis heute unter den Folgen der Tat leiden würden. Die Kinder fühlen sich in ihrem Zuhause nicht mehr sicher. Am 16. Juli 2019 war er mit ihnen und seiner damaligen Partnerin M. in einen fünfwöchigen Mallorca-Urlaub geflogen. Das Haus verblieb in der Zeit in der Obhut einer Haushälterin.

Detlef Fischer machte fünf Wochen Urlaub auf Mallorca

Am 19. August erreichte Fischer die Meldung über den Einbruch. Fischer am Dienstag: „Ich hätte nie geglaubt, dass mir so etwas widerfährt. Wir fühlten uns sicher, weil die Polizei alle Viertelstunde durch die Straße fuhr.“ In der Nähe von Fischers Villa befand sich nämlich der Wohnsitz des Hamburger US-Generalkonsuls. Doch die Einbrecher scherten sich nicht um die Polizeistreifen.

Um 2.32 Uhr betraten sie das Gebäude, entweder kannten sie den Türcode oder sie wussten, dass sich die schwere Tür auch mit simplen Zahlenfolgen öffnen ließ. Die maskierten Täter sahen sich in aller Ruhe um und verließen die Villa um 3.07 Uhr wieder, um Werkzeug zu holen. 30 Minuten später kehrten sie zurück und flexten dann etwa zwei Stunden an einem großen Safe im Souterrain herum. Schließlich bekamen die Männer den Tresor auf. Sie erbeuteten Uhren der Marken Rolex, Hublot, Chopard und IWC, aber auch einen Fünf-Karäter. Der Brillant allein hat einen Wert von 150.000 Euro. 

Hamburger Millionär nach Einbruch als Zeuge vor Gericht

Zentraler Punkt von Fischers Befragung am Dienstag: Wer kannte die Sicherheitslücken in der Villa? Denn auch eine Alarmanlage mussten die Täter nicht fürchten, weil die immer wieder durch den Hund ausgelöst wurde und deswegen abgeschaltet war.

Detlef Fischer (r.) mit seinem Anwalt im Gerichtssaal des Landgerichts am Sievekingplatz

Detlef Fischer (r.) mit seinem Anwalt im Gerichtssaal des Landgerichts am Sievekingplatz

Foto:

Quandt

Ein V-Mann hatte nun bei der Polizei geplaudert, dass die damalige Freundin Detlef Fischers, Frau M., den Tipp zum Einbruch gegeben hätte. Diese saß nach einer Messerattacke auf dem Münchener Oktoberfest im Gefängnis Glasmoor. Dort verliebte sie sich in Amir S. Der angebliche Hells Angel-Rocker soll die Einbrecher beauftragt haben. Gegen ihn läuft noch ein Ermittlungsverfahren. Das Verfahren gegen Frau M. ist eingestellt worden. Detlef Fischer und sie sind inzwischen getrennt.

Detlef Fischer glaubt nicht, dass seine Ex involviert war

Fischer erklärte am Dienstag, er glaube nicht, dass sie mit dem Einbruch etwas zu tun hat. Schließlich seien auch Zähne, Baby-Armbänder der beiden gemeinsamen Kinder und ihre Chanel-Handtaschen gestohlen worden. Fischer: „Frau M. war über die Tat genauso entsetzt wie ich.“

Der Multi-Millionär erklärte auch, ihr hätte es an nichts gefehlt, er hätte ihr jeden Wunsch erfüllt. Außerdem hätte Frau M. monatlich 6000 Euro „Taschengeld“ bekommen und ihr standen drei Fahrzeuge zur Verfügung.

Angeklagter: Safes im Obergeschoss waren offen

Dann kam es im Gerichtssaal zu einem Disput zwischen dem Anwalt von Lars M. (41), einem der Angeklagten, und Fischer. Der Angeklagte hatte nämlich erklärt, die beiden kleineren Safes im Obergeschoss seien offen gewesen.

Fischer bestritt das vehement, sagte dem Einbrecher, er solle dann doch mal sagen, was für ein auffälliger Gegenstand in dem einen Safe lag. Dann hob er die Hand  mit einer Armbanduhr und erklärte auch diese Rolex im Wert von 74.000 Euro hätte sich in dem Tresor befunden und die hätte der Ganove doch wohl mitgehen lassen, wenn der Tresor nicht verschlossen gewesen wäre.

Der Angeklagte hatte auch erklärt, er hätte geglaubt, an einer fingierten Tat beteiligt zu sein. Es ginge um Versicherungsbetrug. Fischer wies das zurück, sagte, weil der große Safe eine zu geringe Sicherheitsstufe hätte, würde die Versicherung wohl nur 75.000 Euro zahlen. Zum Schluss wurde es nochmal spannend, als der Anwalt des Angeklagten andeutete, dass sein Mandant eventuell über die Hintermänner des Millionen-Coups auspacken wolle.

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