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Tschüss Kohle in Hamburg: Vattenfall will Kraftwerk schnell vom Netz nehmen

Moorburg –

Es kommt nicht ganz überraschend, aber dann doch schneller als erwartet: Vattenfall will das Kohlekraftwerk in Moorburg schon in wenigen Monaten stilllegen. Teilweise oder sogar schon ganz. Den Hamburger Senat dürfte das freuen. Endlich der schnelle Kohle-Ausstieg.

Wieso das jetzt so schnell gehen könnte? Vattenfall hat sich an einer Auktion der Bundesnetzagentur zur Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beteiligt. In einer ersten Runde hat die Bundesnetzagentur 4000 Megawatt Kraftwerkskapazität in Norddeutschland ausgeschrieben, die gegen eine Entschädigung stillgelegt werden sollen. Die Agentur will Anfang Dezember das Ergebnis der Ausschreibung bekanntgeben.

Vattenfall: Schwere Entscheidung in Hamburg

„Es ist eine schwere Entscheidung, weil es ein junges, hocheffizientes Kraftwerk ist“, sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall der „Süddeutschen Zeitung“. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das nicht leicht. „Wenn man aber andererseits Geld damit verliert, muss man etwas tun.“

Das Kraftwerk besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von jeweils gut 800 Megawatt und ist offiziell seit 2015 in Betrieb. Es ist eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben.

Bundesnetzagentur entscheidet im Dezember

Ob Moorburg bei der Auktion der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhält, ist offen. Die Agentur muss nicht nur die Höhe der Entschädigung berücksichtigen. Hier würde derjenige Bewerber den Zuschlag erhalten, der die geringste Summe fordert.

Wichtig ist auch der CO2-Ausstoß. Da hat Moorburg als modernes Kraftwerk eher bessere Werte je erzeugter Stromeinheit als ältere Mitbewerber. Zudem spielt die Versorgungssicherheit eine Rolle. Moorburg gilt als wichtiger Baustein in der norddeutschen Stromversorgung.

Video: Kraftwerk mit Durchlaufkühlung unzulässig

Kraftwerk Moorburg: Ein Kind von CDU und von Beust

Moorburg ist seit vielen Jahren ein Zankapfel in der Hamburger Politik. Das Kraftwerk wurde Mitte der Nuller-Jahre geplant und fiel auf Wunsch des damaligen CDU-Senats unter Ole von Beust doppelt so groß aus wie zunächst vorgesehen. Den Grünen gelang es später in Senatsverantwortung aus rechtlichen Gründen nicht, den Bau zu stoppen, wie sie es zuvor angekündigt hatten. In Betrieb genommen wurde Moorburg offiziell 2015.

Stadt Hamburg wollte Vattenfalls Fernwärme nicht

Die geplante Nutzung als kombiniertes Strom- und Wärmekraftwerk für die Hamburger Fernwärmeversorgung kam allerdings auch nicht zustande, so dass Moorburg heute vorwiegend Strom produziert. Das Kraftwerk kann bis zu elf Terawattstunden Strom pro Jahr erzeugen und stößt bei voller Last jährlich rund acht Millionen Tonnen CO2 aus. Im vergangenen Jahr waren es 4,7 Millionen Tonnen.

Bürgermeister Tschentscher will raus aus der Kohle

Die in Hamburg unter Bürgermeister Peter Tschentscher regierende SPD hatte im Februar überraschend angekündigt, früher als geplant aus der Kohleverstromung aussteigen zu wollen. Einer der beiden Blöcke des Kraftwerks soll stillgelegt, der andere zu einem Gaskraftwerk umgebaut werden, hatte Tschentscher damals kurz vor der Bürgerschaftswahl angekündigt. Nun hat auch Betreiber Vattenfall seine Pläne geändert.

Begeisterung bei Umweltschützern vom BUND

Natur- und Umweltschützer freuen sich über die Ankündigung. „Die Abschaltung von Norddeutschlands größtem Klimakiller ist überfällig“, sagt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Vattenfall habe mit diesem Projekt bereits Milliardenverluste eingefahren und auch der laufende Betrieb sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Das Kraftwerk ist laut BUND nur unter Inkaufnahme enormer Umweltschäden wirtschaftlich zu betreiben.

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Erst am Dienstag dieser Woche hat das Oberverwaltungsgericht geurteilt, dass die Wasserrechtliche Erlaubnis aus dem Jahr 2010 gegen geltendes Recht verstößt und das Kraftwerk weiterhin nicht mit großen Mengen Elbwasser gekühlt werden darf, sondern den kostenintensiveren Kühlturm ganzjährig nutzen muss. (san/dpa)

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