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Trotz Protesten: NDR Info wirft beliebte Kindersendung aus dem Programm

27 Jahre lang brachte der „Ohrenbär“ kleine und manchmal auch große Radiohörer an jedem Wochentag auf „NDR Info“ ins Bett. Für gleich mehrere Generationen waren die „Hörgeschichten für Kinder“ der erste Kontakt mit dem Medium Radio. Nun heißt es Abschied nehmen: Im Januar greift beim Info-Sender des NDR eine große Programmreform. Der „Ohrenbär“ findet dort keinen Platz mehr.

Zum 1. Januar müssen sich „Ohrenbär“-Fans einen neuen Sender suchen: Dann übernimmt der RBB die Leitung der traditionsreichen Sendung. Auf „NDR Info“ gibt es dann zur gewohnten „Ohrenbär“-Zeit Nachrichten anstelle der Kindergeschichten zu hören. Nur, wer über DAB-Plus oder im Internet Radio hört, kann der Sendung weiter wie gewohnt lauschen – auf dem Digitalkanal „NDR Info Spezial“ ist der „Ohrenbär“ weiterhin fest im Programm.

Als „Audio-Offensive für Kinder“ bewirbt der NDR diese Maßnahme. Schließlich gebe es den „Ohrenbär“ ab Januar an gleich zwei Sendeplätzen zu hören, außerdem werde das Kindermagazin „Mikado“ nicht mehr nur am Sonntag gesendet, sondern fortan täglich. Nur eben nicht mehr im „NDR Info“-Hauptprogramm – sondern in einem Spartenprogramm mit deutlich geringerer Reichweite und Hörerschaft.

NDR-„Ohrenbär“ wird abgesetzt: Eltern protestieren

Als im Sommer die ersten Gerüchte zum Ende des „Ohrenbärs“ im NDR die Runde machten, wollten einige Eltern das nicht einfach so hinnehmen. Die Hamburgerin Katharina Schmidt-Brass brachte die Petition „Rettet den Ohrenbär!“ an den Start. 1648 Menschen unterstützten das Anliegen – letztlich ohne Erfolg. Kinder seien heutzutage vor allem im Netz unterwegs, sagte „NDR Info“-Programmchef Adrian Feuerbacher im September zur MOPO: „Die Radionutzung bei Kindern sinkt, die Onlinenutzung steigt stark an.“

Joachim Knuth ist seit Januar 2020 NDR-Intendant.

Joachim Knuth ist seit Januar 2020 NDR-Intendant.

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Dass der „Ohrenbär“ überhaupt aus dem „NDR Info“-Programm verschwinden muss, liegt an einem harten Sparkurs, den sich der NDR im Frühjahr auferlegt hat. Bis 2024 stehen Kürzungen über 300 Millionen Euro an. Einige Beispiele: Veranstaltungen wie die „Sommertour“ von „NDR 90,3“ wurden gestrichen, der NDR wird fortan weniger „Tatorte“ produzieren und auch die Programmangebote im Radio neu – und vor allem kostensenkend – ausrichten.

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All diese Maßnahmen sollen am Ende dazu führen, die „publizistische Stärke“ des NDR auszubauen. „Angesichts der herausfordernden Finanzlage müssen wir Prioritäten setzen. Wir werden unseren starken Journalismus, die Information, die regionale Kompetenz bewahren, müssen aber dafür an anderer Stelle auf Gewohntes verzichten“, hatte NDR-Intendant Joachim Knuth die Maßnahmen erklärt.

Anspruchsvolles und hochwertiges Radioprogramm für Kinder sieht der NDR offenbar nicht mehr als Teil dieser Prioritäten.

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