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Heizkraftwerk Wedel
  • Das Steinkolhlekraftwerk Wedel versorgt Hamburg mit Fernwärme
  • Foto: picture alliance / Daniel Bockwoldt/dpa | Daniel Bockwoldt

Trotz Leid indigener Völker: Hamburg setzt auf Kohle aus Kolumbien

Wegen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine muss die Energieversorgung Deutschlands neu aufgestellt werden. Hamburg setzt dabei auch auf Kohle aus Kolumbien. Doch die ist umstritten – und wird nicht nur bei den Linken in der Bürgerschaft kritisch gesehen.

Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft hat den Einsatz kolumbianischer Kohle bei der Fernwärmeversorgung kritisiert. Die Kleine Anfrage an den rot-grünen Senat habe ergeben, dass aufgrund der aktuellen Lage derzeit am Heizkraftwerk in Wedel eine „strategische Kohlereserve“ angelegt werde.

Diese soll die Energieversorgung in der nächsten Heizperiode sicherzustellen, sagte Stephan Jersch, der Umweltexperte der Fraktion. Der Kohleabbau in Kolumbien steht wegen Nichteinhaltung von Umwelt- und Menschenrechtsstandards in der Kritik.

Hamburg: Linke kritisiert Kohle aus Kolumbien

Laut Senatsantwort waren die Kohlelager in Wedel nach der vergangenen Heizperiode niedriger als üblich befüllt. Zudem würden die Lieferungen derzeit wegen des ab August geltenden Kohle-Embargos gegen Russland umgestellt. Dazu sei seit Februar Kohle aus den USA, Kolumbien und auch aus Russland beschafft worden. „Die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit hat aktuell höchste Priorität“, schreibt der Senat. Mehr als eine halbe Million Tonnen Kohle können demnach am Kraftwerk eingelagert werden.

Dass dies auch mithilfe von Kohle aus Kolumbien geschehe, „die bekanntermaßen unter Missachtung der Rechte indigener Völker und einer erheblichen Umweltzerstörung abgebaut wird, ist allerdings ein deutliches Zeichen für die Kompromisse, die der Senat bereit ist, bei der Energieversorgung Hamburgs einzugehen“, sagte Jersch.

Nach Russland, den USA und Australien war Kolumbien 2021 das viertwichtigste Herkunftsland für Kohle in Deutschland. Seit Jahresanfang sind die Importe aus dem südamerikanischen Land stark gestiegen – in den ersten drei Monaten laut Verein der Kohlenimporteure um mehr als 60 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 1,1 Millionen Tonnen.

Hamburg kauft bis August Kohle aus Russland

Bislang sei in Wedel aber nur Kohle aus den USA und Russland „etwa im 50/50-Mix“ verfeuert worden, wie vorherige Anfragen ergeben hätten, sagte Jersch. Für ihn sei es unverständlich, „dass der Senat mit dem zumindest bis August fortdauernden Ankauf russischer Kohle auch weiterhin zur Kriegswirtschaft Russlands beiträgt“.

Auf seine Frage, ob der Einkauf kolumbianischer Kohle mit den Regelungen des Leitfadens für umweltverträgliche Beschaffung der Freien und Hansestadt Hamburg in Einklang stehe, antwortete der Senat lediglich: „Der Umweltleitfaden macht keine Vorgaben zur Beschaffung von Energieträgern wie Kohle oder Gas.“

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Hamburgs Kohleausstieg ist durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aber nicht gefährdet. „Es bleibt bei der geplanten Abschaltung des Heizkraftwerks (HKW) Wedel 2025 und dem Kohleausstieg im HKW Tiefstack bis spätestens 2030“, schreibt der Senat. (vd/dpa)

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