• Foto: Florian Quandt

Trotz Finanzhilfe: Warum einige Hamburger Gastronomen jetzt leer ausgehen

Hoheluft –

Es ist der Alptraum eines jeden Gastronom: Erst Anfang Oktober hatten sich Roberto Venturino und Moncef Dellandrea mit ihrer Trattoria am Eppendorfer Weg in Hamburg selbstständig gemacht. Jetzt müssen sie aufgrund der ab Montag verschärften Corona-Maßnahmen direkt wieder schließen. Von der Politik fühlen sich die Inhaber allein gelassen — trotzdem blicken sie optimistisch in die Zukunft.

„Es hat uns überrascht, dass es jetzt tatsächlich derart hart auf hart kommt“, erzählt Inhaber Moncef Dellandrea im Gespräch mit der MOPO. „Aber wir sind davon ausgegangen, dass die Regierung sich etwas für die Gastronomie überlegt und nicht direkt wieder die Türen zumachen.“ Ab dem 2. November müssen alle Restaurants aufgrund des „Wellenbrecher-Lockdowns“ für vier Wochen geschlossen bleiben.

Trattoria in Hoheluft hat erst seit Anfang Oktober geöffnet

Aber wieso eröffnet man in diesen unsicheren Corona-Zeiten überhaupt ein Restaurant? „Ja, das ist ein bisschen ungewöhnlich“, gibt Dellandrea zu. „Aber wir waren und sind eben positiv eingestellt.“ Das Konzept für die „Pizzamacher“ sei schon seit März in der Planung, als schon einmal sämtliche Gastro-Betriebe coronabedingt schließen mussten. „Was wäre die Alternative gewesen?“, fährt der Hamburger fort. „Nichts tun bringt ja auch nichts.“

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Ihr Projekt „Pizzamacher“ zeichne sich vor allem durch den speziellen Pizzateig aus. „Wir haben sehr hochwertiges Mehl und eine lange Teigführung“, erklärt Dellandrea. Diese beziehe sich auf die Gär-Zeit des Teigs, der nach der Zubereitung besonders lange liegen gelassen werde. „So kann die Hefe ihren Job zu Ende machen und quillt nicht im Magen weiter auf.“

„Pizzamacher“ in Hoheluft: Keine Unterstützung für junge Unternehmen

Die 14 Angestellten müssen ab Montag erst einmal in Kurzarbeit gehen. „Da wir ein Start-Up sind, steht uns keine Unterstützung für die nächsten vier Wochen zu“, so Dellandrea. Bund und Länder hatten im Vorfeld beschlossen, dass Selbständige und Unternehmer, die vom „Lockdown Light“ betroffen sind, anders als im Frühjahr mit bis zu 75 Prozent ihres Vorjahresumsatzes entschädigt werden.

Das Problem: Letztes Jahr gab es die Trattoria am Eppendorfer Weg noch gar nicht. Kanzleramtsminister Helge Braun hatte im ZDF bestätigt, dass diese Unternehmen leer ausgehen. Für Unternehmen, die jünger als ein Jahr sind, soll es eine Regelung geben, weitere Details sind allerdings noch nicht bekannt. Die Inhaber der „Pizzamacher“ wollen trotzdem eine Unterstützung wenigstens für die laufenden Kosten beantragen.

Trotz hoher Investition in Hygieneauflagen — Restaurants müssen schließen

Sie stünden im engen Kontakt mit anderen Restaurant-Inhabern. „Wir und alle anderen verstehen, dass Maßnahmen getroffen werden müssen. Aber dass es genau die mit den größten Auflagen so hart trifft, das hätten wir nicht gedacht“, sagt Dellandrea. „Wir und viele unserer Kollegen haben sehr viel in diese Richtung investiert.“

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Für den Außenbereich haben die Inhaber ein Zelt mitsamt Wärmestrahlern gekauft, sodass sie jetzt insgesamt 70 Plätze zur Verfügung haben. Dazu komme der tägliche Bedarf an Desinfektionsmittel.

Während des Teil-Lockdowns: Trattoria will mit Pizza Boxen weitermachen

Und wie geht’s jetzt weiter? „Wir bleiben weiterhin optimistisch und investieren alles in ‚Take Away‘ und Lieferung“, so Dellandrea. Bereits im März habe sein Geschäftspartner Venturino in seinem anderen Betrieb die Idee mit den Pizza-Boxen gehabt. Dort drin könne der Kunde dann zu Hause mithilfe des Teigs, der Tomatensauce und Mozzarella seine eigene Pizza backen.

 „Wir wissen aber nicht, was nach den vier Wochen passiert“, sagt Dellandrea, „Die Gastronomie fühlt sich allein gelassen, denn keiner weiß, ob die Zahlen Ende November wirklich runter gehen.“ In den ersten zwei Wochen nach der Eröffnung lief es noch gut, doch seitdem seien die Umsätze um 60 bis 70 Prozent eingebrochen. Jetzt wolle man erst mal sehen, wie die Trattoria mit den Außer-Haus-Verkäufen über die Runde komme.

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