Trotz Faktencheck: AfD nutzt Video aus Hongkong für Hetze gegen Migranten
Nach den Silvester-Krawallen waren – zumindest in der Debatte – Täter und Ursache schnell gefunden: Migranten, schlecht integriert, kriminell. So heißt es unter anderem von Seiten der CDU. Der Hamburger AfD-Chef geht sogar noch weiter: In einem Video nutzt Dirk Nockemann ein Video aus Hongkong, während er über die Angriffe zu Silvester in Deutschland spricht und die Abschiebung „krimineller und illegaler Ausländer“ fordert.
Nach den Silvester–Krawallen waren – zumindest in der Debatte – Täter und Ursache schnell gefunden: Migranten, schlecht integriert, kriminell. So heißt es unter anderem von Seiten der CDU. Der Hamburger AfD-Chef geht sogar noch weiter: In einem Video nutzt Dirk Nockemann ein Video aus Hongkong, während er über die Angriffe zu Silvester in Deutschland spricht und die Abschiebung „krimineller und illegaler Ausländer“ fordert.
Junge Männer werfen mit voller Wucht Pflastersteine und Flaschen in einen Rettungswagen mit geöffneten Türen. Es ist eins der Videos, die im Hintergrund laufen, während AfD-Chef Dirk Nockemann auf dem YouTube-Kanal der AfD über die Ausschreitungen in der Silvesternacht in Berlin und Hamburg spricht.
Hamburg: AfD-Chef kriminalisiert Ausländer mit gefälschtem Video
Er sagt: „Was die Täter angeht, setzt sich immer mehr die Wahrheit durch: Es ist eben nicht die Partyszene, die über die Stränge schlägt, nein, es sind überwiegend Migranten, die unseren Staat verachten und unsere Gesellschaft ablehnen.“
In Hamburg fälscht die #noAfD ein Video für rassistische Hetze. Die Stimmungsmache gegen Migrierte anlässlich der Silvester-Krawalle geht bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Dirk Nockemann setzt allerdings noch einen drauf und benutzt dafür ein Video von 2019 aus Hong-Kong. pic.twitter.com/TERryrGLk9
— Hamburger Bündnis gegen Rechts (@H_B_g_R_Info) January 4, 2023
Bei der Partyszene wären die gezeigten Szenen demnach nur ein „über die Stränge schlagen“, bei Migranten jedoch Zeichen von Verachtung und Ablehnung des Staates? Doch abseits dieser unterschiedlichen Auslegung: Das Video mit dem Angriff auf den Krankenwagen hat nichts mit den Ausschreitungen in der Silvesternacht zu tun. Nutzer in sozialen Netzwerken behaupteten nur, dieses Video stamme aus Berlin-Neukölln in der Silvesternacht. Ein NPD-Politiker verbreitete das Video ebenfalls und nutzte es als Stimmungsmache gegen Migranten.
Fakt ist: Das Video stammt von 2019 und ist während Ausschreitungen am Rande von Protesten in Hongkong entstanden. Der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV hatte das Video am 18. November auf seinem Twitter-Account veröffentlicht.
Bündnis gegen Rechts: AfD mit „rassistischer Hetze“
Bei Ereignissen wie den Silvester-Krawallen ist es bisweilen schwer zu erkennen, welche Fotos und Videos echt, welche gefälscht sind und was aus anderen Kontexten stammt. Also alles ein Versehen? Möglich. Allerdings veröffentlichten die Deutsche Presseagentur und das Redaktionsnetzwerk Deutschland bereits am Nachmittag des 3. Januar einen Faktencheck, der über die wahre Herkunft des Videos aufklärte.
Die AfD stellte ihr besagtes Video erst einen Tag danach ins Netz. Sie hätte an diesem Tag demnach wissen können, dass dieses Video nichts mit Silvester oder Migranten in Deutschland zu tun hat.
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts twitterte deshalb: „In Hamburg fälscht die #noAfD ein Video für rassistische Hetze. Die Stimmungsmache gegen Migrierte anlässlich der Silvester-Krawalle geht bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Dirk Nockemann setzt allerdings noch einen drauf und benutzt dafür ein Video von 2019 aus Hongkong.“
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Die MOPO wollte von der Hamburger AfD wissen, ob ihnen bei der Nutzung des Videos bewusst war, dass es aus Hongkong stammt. Leider hat die Partei trotz wiederholter Anfragen nicht geantwortet.