Hamburgs City leuchtet zehn Stunden im Weihnachtsglanz – das sorgt für Kritik
Sie funkeln, leuchten und strahlen: Hamburgs Straßen und Gebäude sind in der Adventszeit normalerweise rund um die Uhr festlich beleuchtet. Doch in diesem Jahr soll die Innenstadt nur zwischen 13 Uhr und 23 Uhr weihnachtlich erhellt werden. Die Kritik an der stundenlangen Beleuchtung wird lauter. Und was sagen eigentlich die Menschen dazu, die die City gerade schmücken?
Sie funkeln, leuchten und strahlen: Hamburgs Straßen und Gebäude sind in der Adventszeit normalerweise rund um die Uhr festlich beleuchtet. Doch in diesem Jahr soll die Innenstadt nur zwischen 13 Uhr und 23 Uhr weihnachtlich erhellt werden. Die Kritik an der stundenlangen Beleuchtung wird lauter. Und was sagen eigentlich die Menschen dazu, die die City gerade schmücken?
5000 Lichterketten, 50.000 Baumkugeln und 60 künstliche Weihnachtsbäume, dazu riesige Adventskränze mit Kugeln, Schleifen und Strohsternen oder auch ein übergroßer Hirsch aus goldfarbenem Gestänge samt unzähligen kleinen Leuchten: Damit schmücken Marcel Klöpner (56) und Nasi Bostak (46) jedes Jahr die Hamburger Innenstadt.
Die beiden sind die Köpfe des Dekorationsunternehmens „Die Schmücker“. Sie werden von vielen Hamburger Unternehmen beauftragt, Einkaufszentren, Straßen, Märkte, Hotels und Geschäfte festlich zu dekorieren. Jedes Jahr tauchen sie etwa das historische Levantehaus an der Mönckebergstraße in weihnachtlichen Lichterglanz.
Weihnachtsbeleuchtung: Hamburg will Energie sparen
Doch dieses Jahr ist vieles anders: Wegen der hohen Stromkosten haben „Die Schmücker“ nicht nur rund 30 Prozent weniger Aufträge. Das City Management Hamburg teilte mit, dass die Hamburger Innenstadt nur von 13 Uhr bis 23 Uhr beleuchtet wird.
Im Gespräch mit der MOPO erklärt Brigitte Engler vom City Management die Beleuchtungszeiten so: „Mittags um 13 Uhr gehen viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Innenstadt zum Essen. Damit es für sie an trüben Tagen nicht zu trostlos ist, wird die Weihnachtsbeleuchtung dann schon an sein.“ Für alle, die abends aus dem Theater, einem Restaurant oder vom Weihnachtsmarkt kommen, solle die City ebenfalls noch funkeln.
Umweltverbände: „Zehn Stunden Beleuchtung sind überflüssig“
Doch es hagelt Kritik: Paul Schmid, Pressesprecher des Umweltverbandes BUND Hamburg, findet eine Beleuchtung von 13 Uhr bis 23 Uhr „übertrieben“. Im Gespräch mit der MOPO sagt er: „Mittags ist es doch noch hell. Und auch abends ist keine Weihnachtsbeleuchtung mehr notwendig, wenn die Geschäfte in der City um 20 Uhr schließen.“ Um Strom zu sparen, fordert der BUND Hamburg daher, die festlichen Lichter nur von 16 Uhr bis 21 Uhr einzuschalten.
Dem schließt sich auch Jonas Voß vom Nabu an, für den es vor allem darum geht: „Zum einen ein Zeichen zum Energiesparen zu setzen und auf der anderen Seite die Lichtimmissionen zu senken, um Tiere nicht gefährden.“
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Auch Verbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) riefen schon im September zum Verzicht auf allzu üppige Beleuchtung von Städten auf. Weniger sei derzeit mehr, sagte etwa DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Bereits zuvor hatte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) in einem Interview mit der MOPO an das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmer in der Innenstadt appelliert: „Grundsätzlich kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass Unternehmen angesichts der hohen Kosten nachts noch das Licht brennen lassen werden.”
„Die Schmücker“ halten Stromkosten durch LEDs niedrig
Mit LED-Leuchtmitteln könnten die hohen Energiekosten der Weihnachtsbeleuchtung allerdings gesenkt werden, meinen Klöpner und Bostak von „Die Schmücker“: „Die verbrauchen extrem wenig Strom und verursachen daher wenig laufende Kosten“, sagen sie.
Als Beispiel nennt Bostak die riesige, von einem 15-köpfigen Team mit 22 Weihnachtsbäumen geschmückte Fassade des Levantehauses. „Dort haben wir gerade 33.000 LEDs verbaut – mit einer Gesamtwattzahl von etwa 2700. Bei 40 Cent pro 1000 Watt macht das 1,09 Euro in der Stunde. Da die Lichter dort von 16 bis 22 Uhr brennen, kostet das 6,60 Euro für Strom am Tag. Also gerade mal knapp 300 Euro für 50 Tage.“
Auch mit dem vermuteten ökonomischen Gewinn für die Geschäftswelt werben „Die Schmücker“ für die Weihnachtsbeleuchtung. „Menschen sollen doch in die Innenstädte gelockt werden – darum wäre es sinnlos, dort gerade zu Weihnachten die Lichter auszumachen”, meint die ausgebildete Handelsfachwirtin Bostak. Klöpner argumentiert auch mit dem emotionalen Aspekt: „Weltweit will Weihnachten den Menschen Geborgenheit und Gefühl vermitteln – und dafür steht gerade das Licht.“
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Das sieht Paul Schmid vom BUND Hamburg auch so, bleibt aber bei seiner Forderung: „Es würden sich genau so viele an dem Lichterglanz erfreuen, wenn weniger Weihnachtslichter die Hamburger City verzieren würden.“