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Menschen feiern beim MS Dockville in Hamburg
  • Für Veranstaltungen wie Konzerte und Festivals gilt ab Samstag in Hamburg keine Obergrenze mehr. (Archivbild)
  • Foto: dpa/picture alliance

Trotz Corona-Lockerungen: Warum Hamburgs Musik-Szene weiter ums Überleben kämpft

Hamburg macht sich „locker“: Der Senat hat eine neue Corona-Eindämmungsverordnung beschlossen, größere Veranstaltungen sind demnach ab heute wieder erlaubt – jedoch unter strengen Auflagen. Das macht die Situation für Hamburgs Musikszene nur bedingt einfacher, finanziell tragfähige Veranstaltungen sind auch vor dem Hintergrund der jüngsten Lockerungen oftmals nicht umsetzbar. Warum das so ist, macht der Verein RockCity Hamburg in einem ironischen Facebook-Posting deutlich.

Die Hamburger dürfen wieder im privaten Rahmen feiern, sich in der Öffentlichkeit mit bis zu zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen. Unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln dürfen auch wieder Veranstaltungen mit bis zu 1000 Teilnehmern im Freien und 650 Teilnehmern in geschlossenen Räumen stattfinden. Ohne feste Platzvergabe sind im Freien maximal 200 und in Räumen 100 Personen zulässig.

Der Hamburger Verein RockCity bezieht in einem ironischen Facebook-Posting Stellung zu den jüngsten Lockerungen: „Ich stelle mir das mal so vor: 1000 Leute kommen zu meiner Veranstaltung und wir machen mit 1,5 Meter Abstand Abendkasse mit einer Schlange von hier bis nach Wedel. Geht also nicht, na, dann eben Online-Vorverkauf und volle Abfrage der Daten. Sympathisch“, heißt es.

Im überspitzten Facebook-Posting schreibt der Verein:„Alternativ und um das Tanzen zu vermeiden, bestuhle ich meine Veranstaltung im Freien, dann kann ich 1000 Leute festnageln, natürlich mit 2,5 Meter Abstand zur Bühne. Tja, aber wo denn eigentlich in Hamburg?“ Schließlich stünden auf den letzten Freiflächen doch jetzt Autos fürs Autokino, „das neue Ding, das keiner will.“

Hamburger Verein: Stehen hinter den Hygiene-Maßnahmen – aber Situation bleibt schwierig

„RockCity Hamburg e.V. hält die aktuellen Hygieneschutzmaßnahmen für absolut wichtig und richtig“, stellt die Vorsitzende des Vereins, Andrea Rothaug, gegenüber der MOPO klar. „Doch die Situation bleibt schwierig. Auf welche Weise haben wir mit unserem Post mit einem Augenzwinkern gezeigt.“

Weil jetzt wieder Veranstaltungen mit bis zu 1000 Menschen erlaubt seien, könnten Besucher denken: Es geht wieder los – doch so einfach sei es nicht, sagt Rothaug: „Die Lockerungen erwecken den Eindruck, dass kulturelle Veranstaltungen ab sofort wieder wirtschaftlich rentabel umsetzbar seien. Das ist nicht der Fall und Veranstalter, Künstler und alle Beteiligten haben weiterhin keine beruflich tragfähige Lösung.“

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Laut Corona-Verordnung muss die Teilnehmerzahl jeweils halbiert werden, wenn Alkohol in einem Lokal ausgeschenkt wird. Sprich: Da ohne feste Platzvergabe in Räumen maximal 100 Personen zulässig sind, wären es lediglich 50 Gäste, die im Lokal bleiben und Alkohol konsumieren dürften.

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Ohne feste Platzvergabe sind in Räumen 100 Personen zulässig. Wird Alkohol ausgeschenkt, muss die Teilnehmerzahl halbiert werden (Symbolfoto).

Foto:

dpa

Hamburg: Facebook-Beitrag thematisiert schwierige Situation

Die meisten Veranstalter sind jedoch auf den Verkauf von Bier und Co. angewiesen. Halbiert man die Gästezahl, ist das oft nicht mehr profitabel. RockCity schreibt bei Facebook: „Ich muss aber Alkohol ausschenken, denn das ist meine Hauptverdienstquelle, denn ich bin ein Club, eine Bar, ein Festival, eine Kulturveranstaltung, egal ob Pop, Jazz, Klassik, neue Musik oder whatever.“ Und: „Mit 50 Leuten in einem Club, die nicht tanzen und immer zehn Quadratmeter für sich haben, müssten die Besucher dann 180 Euro Eintritt (ohne Essen) bezahlen, damit ein Club in 600er Größe überlebt.“

RockCity-Vorsitzende: Diskussionskultur muss auch ironischen Beitrag aushalten

RockCity-Vorsitzende Andrea Rothaug stellt gegenüber der MOPO klar: „Wir arbeiten eng mit Hamburger Musiknetzwerken und -unternehmen, mit Politik, Behörden, Institutionen und den Musikszenen zusammen.“ Gemeinsam entwickle man nachhaltige Projekte und Fördermodelle, um in Hamburg lebende Musikschaffende strukturell und unmittelbar zu unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen kontinuierlich zu verbessern.

„All das tun wir 24/7 und seit vielen Jahren, in der nun herrschenden Corona-Krise komplett mit neuer Dringlichkeit und einer Diskussionskultur, die auch mal einen ironischen Beitrag abkönnen muss“, sagt Rothaug.

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