Nach Absage vom Bund: Darum plant Hamburg weiter ein LNG-Terminal
Nachdem Hamburg bei der Standort-Entscheidung für ein schwimmendes LNG-Terminal leer ausging, plant Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) trotzdem weiter. Denn Hamburg könnte jetzt womöglich als Zwischenlösung fungieren, solange andere LNG-Terminals noch nicht einsatzbereit sind. Deutliche Kritik an dem Vorhaben kommt aus der Wirtschaftsbehörde.
Nachdem Hamburg bei der Standort-Entscheidung für ein schwimmendes LNG-Terminal leer ausging, plant Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) trotzdem weiter. Denn Hamburg könnte jetzt womöglich als Zwischenlösung fungieren, solange andere LNG-Terminals noch nicht einsatzbereit sind. Deutliche Kritik an dem Vorhaben kommt aus der Wirtschaftsbehörde.
Die zwei letzten Standorte für die insgesamt vier schwimmenden Flüssiggasterminals in Deutschland gingen am Dienstag an Stade und Lubmin in Vorpommern. Hamburg schien damit als Standort raus zu sein. Doch nun soll trotzdem weitergeplant werden, und das hat einen Grund.
Umweltsenator: „Schwerer Schlag für die Industrie“
„Wenn es nicht gelingt, in Hamburg eine LNG Plattform ab Mai 2023 zum Einsatz zu bringen, wäre dies ein schwerer Schlag für unsere Industrie“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Freitag.
Ein Drittel des Hamburger Gasbedarfs entfalle auf die 20 größten Industriebetriebe in der Stadt. „Und das werden im Übrigen die ersten Betriebe sein, bei denen der Gasbezug in einer Mangelsituation gedrosselt wird“, so Kerstan.
Hamburger LNG-Terminal als Zwischenlösung
Ohne ein LNG-Terminal, wahrscheinlich am Standort Moorburg, steige die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario „enorm“. Denn die Plattformen in Lubmin und Stade könnten wohl erst Ende nächsten Jahres den Betrieb aufnehmen. „Die Prüfung läuft in Absprache mit dem Bundeswirtschaftsministerium hier weiter“, ergänzte Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde.

Denn wenn Hamburg das „Go“ bekommt, könnte das LNG-Terminal in Moorburg schon im Mai oder April den Betrieb starten und als Zwischenlösung fungieren. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hält ebenfalls an der Idee des LNG-Terminals fest. Hamburg sei weiterhin bereit, einen Beitrag zur leisten, dass „alle verfügbaren Floating-Units so früh wie möglich in Betrieb genommen werden“, sagte er am Dienstag nach der Entscheidung aus Berlin.
LNG-Terminal: Nur ein Gutachten fehlt noch
„Sobald das Nautische Gutachten der HPA vorliegt, kann der Senat endgültig über eine Stationierung einer LNG Plattform im Hamburger Hafen entscheiden“, so Kerstan. Das nautische Gutachten beantwortet Fragen zur Passierbarkeit, dem Anlegen und Manövrieren des Terminals im Zusammenhang mit dem Schiffsverkehr auf der Elbe.
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Es ist Teil einer Machbarkeitsstudie, die mehrere Gutachten zur Sicherheit, technischen Möglichkeiten und Naturfachkunde-Analysen umfasst. Laut Umweltbehörde ist es das letzte Gutachten, das noch nicht vorliegt. Es werde im September erwartet.
Sorge um Sicherheit im Hafen
Zuvor hatte die Absage an Hamburg nicht nur bei Umweltschutzverbänden, sondern offensichtlich auch beim Wirtschaftssenator für Erleichterung gesorgt. „Die Entscheidung der Bundesebene bewahrt zwei Millionen Einwohner in Hamburg vor Sicherheitsrisiken, die bis heute von niemandem ausgeräumt werden konnten“, sagte BUND-Geschäftsführer Lucas Schäfer am Mittwoch.

Denn Flüssiggas ist entzündlich und könnte bei einer unsachgemäßen Handhabung ein Feuer auslösen. In der „Zeit“ hatte auch Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Donnerstag Bedenken geäußert.
Hamburgs Wirtschaftssenator hat Bedenken
Das Terminal müsste ein bis zweimal pro Woche von einem Tanker mit Flüssiggas beliefert werden. Die Sicherheitsvorkehrungen drumherum könnten zur Folge haben, dass der südliche Hafen und Teile der Elbe über Stunden für Schiffe gesperrt werden müssten.
Außerdem sei noch unklar, wo der ausgebaggerte Schlick für eine Vertiefung des Liegeplatzes abgelagert würde. „Für die BUKEA als Genehmigungsbehörde für die LNG-Plattform haben die Gefahrenabwehr, die Sicherheit und der Ausschluss von Risiken oberste Priorität“, sagte der Umweltsenator dazu am Freitag.
Umweltsenator: „Keine unvertretbaren Risiken“
„Wir haben bereits mit einer behördenübergreifenden Projektgruppe umfangreiche Sicherheitsuntersuchungen durchgeführt“, so Kerstan weiter. Dabei hätten Gründlichkeit und Sorgfalt Vorrang vor Schnelligkeit. Die Untersuchungen hätten bisher „keine unvertretbare Risiken“ ergeben.
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Einen Meinungsaustausch der beiden Senatoren soll es bisher nicht gegeben haben, da sich Jens Kerstan derzeit im Urlaub befindet. „Ich habe meine Bedenken von Anfang an deutlich formuliert und dabei bleibe ich auch. Mein Ziel ist es, den Hamburger Hafen zu einem Wasserstoff-Hub auszubauen. Das ist nachhaltig und trägt der Klimakrise Rechnung“, so Westhagemann am Freitag auf MOPO-Anfrage. Da wird es nach der Sommerpause wohl noch einiges im Senat zu besprechen geben.