Hamburgs grottenschlechte Solarbilanz – und warum jetzt alles besser werden soll
Dämmen, Solardächer bauen, Heizung erneuern: Die Zahl der Klimaauflagen für Hauseigentümer nimmt massiv zu. Da sollten die Städte mit gutem Beispiel vorangehen. Doch in Hamburg ging es 2022 eher nicht voran. So hat die Stadt im vergangenen Jahr keine einzige Solaranlage auf einem ihrer Dächer gebaut! Dafür verspricht der Finanzsenator: In diesem Jahr pflastern wir riesige Flächen mit Solarzellen!
Dämmen, Solardächer bauen, Heizung erneuern: Die Zahl der Klimaauflagen für Hauseigentümer nimmt massiv zu. Da sollten die Städte mit gutem Beispiel vorangehen. Doch in Hamburg ging es 2022 eher nicht voran. So hat die Stadt im vergangenen Jahr keine einzige Solaranlage auf einem ihrer Dächer gebaut! Dafür verspricht der Finanzsenator: In diesem Jahr pflastern wir riesige Flächen mit Solarzellen!
Vor mehr als einem Jahr hatten Bildungssenator Ties Rabe (SPD) und Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) angekündigt, dass bis 2023 allein 100.000 Quadratmeter Solaranlagen auf Hamburgs Schulgebäuden installiert werden sollen. Wie eine Große Senatsanfrage des umweltpoliltischen Sprechers der CDU, Sandro Kappe, jetzt ergibt, ist 2022 aber keine einzige Solaranlage auf städtischen Gebäuden realisiert worden.
Sandro Kappe: „Von den 1142 Gebäuden der Stadt Hamburg waren im Dezember 2021 lediglich 31 mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Die gleiche Zahl gibt der Senat auch jetzt wieder an. Es ist keine neue hinzugekommen.“ Damit hätten nicht mal drei Prozent der städtischen Gebäude Photovoltaik.
Solardächer: Hamburg bei eigenen Gebäuden langsam
Die Finanzbehörde weist die Vorwürfe zurück. Auch wenn in diesem Jahr wenig passiert ist: Gemeinsam mit dem städtischen Unternehmen Hamburg Energie Solar würden bis Ende 2023 rund 30 Anlagen mit einer Leistung von 1,7 Megawattpeak auf Schuldächern installiert werden.
Die Fläche der neuen Photovoltaikanlagen entspricht laut Finanzbehörde 15 Bundesliga-Fußballfeldern, die der geplanten neuen Gründächer sogar 30 Fußballfeldern. Insgesamt werden allein für diese beiden Maßnahmen rund 27,5 Millionen Euro investiert. Im Jahr 2021 waren bereits Solaranlagen auf den Dächern der Grundschule Eckerkoppel und der Stadttteilschule Horn installiert. Zudem sei bereits 2022 mit der Installation von drei größeren Anlagen begonnen worden.

Gründächer: Hamburg kündigt viel an und setzt wenig um
Die Stadt fährt seit vielen Jahren Kampagnen für Gründächer. Auch einige Schulgebäude und die HafenCity-Universität haben solche begrünten Dächer, die Wasser auffangen und das Klima in der Stadt verbessern. Aber der Senat muss nun einräumen, dass insgesamt nur 49 städtische Immobilien eine Dachbegrünung besitzen. Bei 21 Neubaumaßnahmen im aktuellen Jahr sind Gründächer geplant.
Dass es nicht viel mehr davon gibt, erklärt Sprinkenhof, die gewerbliche Immobiliengesellschaft der Stadt, damit, dass bei Bestandsgebäuden die Dächer meist nur alle 20 bis 60 Jahre umfassend saniert werden. Eine nachträgliche Dachbegrünung sei selbst dann meist technisch und/oder wirtschaftlich nicht umsetzbar.
Weniger heizen und Gas verbrauchen: So steht Hamburg da
Was besonders erstaunt: Der Senat kennt scheinbar den Energieverbrauch von etwa 20 Prozent der eigenen Gebäude nicht, oder diese 240 Gebäude werden nicht beheizt. Doch hier kontert nun die zuständige Sprinkenhof GmbH den möglicherweise falschen Eindruck: „Bei einem Großteil dieser Gebäude handelt es sich um Scheunen, Garagen und Bunker, die alle nicht beheizt werden.“
In diesem Jahr soll eine zentrale Datenbank aufgebaut werden, durch die solche Daten zu allen Gebäuden einfach abrufbar sind. Was schon bekannt ist: Von den 1155 stadteigenen Gebäuden werden etwa 533 mit Erdgas betrieben, 311 mit Fernwärme, 21 mit Strom und 45 mit anderen Heizformen (zum Beispiel Erdwärme, Erdöl, Holz/Pellets).
Das könnte Sie auch interessieren: Auch in Hamburg? Immer mehr Städte wollen Tempo 30 auf Hauptstraßen
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagt: „Wir haben uns auf den Weg gemacht unter schwierigen Bedingungen.“ Aber oft sei die Stadt nur Mieter einer Immobilie und habe daher weniger Einflussmöglichkeiten. Dressel: „Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, Corona- und Ukraine-Folgen – von alledem ist auch die Stadt mit ihren Klimaschutz-Anstrengungen leider massiv betroffen.“
Zudem sei der Klimaschutz eben auch nur einer von vielen Aspekten, der bei den städtischen Immobilien beachtet werden müsse. „Die Anforderungen an öffentliche Gebäude sind komplex, und oft muss zwischen verschiedenen Zielsetzungen priorisiert werden.“