Traditionsschlachter gibt auf: Der Fleischer der TV-Köche plötzlich dicht
Traurige Neuigkeiten für Traditions- und Fleischliebhaber in Hamburg: Eine altehrwürdige Metzgerei in Eimsbüttel hat jetzt für immer geschlossen. Am Silvestertag sind nach mehr als 100 Jahren das letzte Mal Wurst, Steaks und andere Fleischwaren über die Theke dieses Hamburger Familienbetriebs gereicht worden.
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Traurige Neuigkeiten für Traditions- und Fleischliebhaber in Hamburg: Eine altehrwürdige Metzgerei in Eimsbüttel hat jetzt geschlossen. Am Silvestertag sind nach mehr als 100 Jahren das letzte Mal Wurst, Steaks und andere Fleischwaren über die Theke dieses Hamburger Familienbetriebs gereicht worden.
„Dies wird leider der letzte Weihnachtsbaum in unserem Laden sein, denn leider müssen wir zum Jahresende schließen“ – so hat sich das Traditionsgeschäft Hans Wagner mit einem Weihnachtsbaum-Bild auf Facebook von seinen Kunden an Heiligabend verabschiedet. „Wir danken für die Jahrzehnte der Treue und wünschen nur das Beste.“
Metzgerei beliefert auch „Bullerei“ von Tim Mälzer
Damit verschwindet ein Stück Lokalkolorit aus Eimsbüttel. Das Geschäft an der Straßenecke Methfesselstraße und Müggenkampstraße mit seiner charakteristisch gekachelten Fassade und den großen Schriftzügen über Eingang und Schaufenster gab es hier schon seit 1905. Stammkunden gingen ein und aus, kauften etwa Bratwürste oder die italienische Mettwurst Salsiccia ein, oder verbrachten ihre Mittagspause mit belegten Brötchen aus der Metzgerei.
Doch der Fleischerladen mit eigenem Bauernhof hat nicht nur Eimsbütteler versorgt, sondern war auch ein bekannter Belieferer der Hamburger Gastronomie – darunter Fernsehkoch Tim Mälzer oder Cornelia Poletto.
Hamburg: Lage für Metzgereien „sehr schwierig geworden“
Das Geschäft gehörte schon seit mehr als 100 Jahren fest zum Eimsbütteler Stadtbild, Fleisch verkauften die Wagners in Hamburg aber sogar schon seit 1890 – damals kam der Fleischergeselle Theodor Wagner aus dem Erzgebirge in die Hansestadt und übernahm nach kurzer Zeit seinen Meisterbetrieb in Altona, berichtet das „Abendblatt”. Zu einer Größe unter den Hamburger Metzgereien wurde der Betrieb dann vor allem unter Hans Wagner, der ihn in den 1950er übernahm.
Über die Jahre wurde die Lage für Metzger in Hamburg zunehmend schwerer. 2020 berichtete Michael Wagner, der die Metzgerei nun in vierter Generation führte, im Podcast „Wie ist die Lage“: „Es ist sehr schwierig geworden.“ Die Situation habe sich drastisch verschlechtert, weil die handwerkliche Herstellung sehr kostspielig sei – vor allem in Hinblick auf die Konkurrenz. „Es ist ein Kampf David gegen Goliath, den du eigentlich nicht gewinnen kannst, wenn man ehrlich ist.“
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Nun muss das Traditionsgeschäft an der Methfesselstraße aufgeben. „Steigende Energiekosten, steigende Personalkosten und den nachlassenden Fleischkonsum“, sagt Sandra Wagner, die Ehefrau des Betreibers, dem „Abendblatt“. Dazu steigende Auflagen der Behörden. „Das können wir uns nicht mehr leisten.“