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  • Foto: Freeman

Tourismus-Branche am Abgrund: So hart trifft die Corona-Krise die Hamburger Reisebüros

Der Tourismus-Branche steht das Wasser bis zum Hals. Gerade ein beliebtes Reiseziel wie Hamburg hat unter den Reisebeschränkungen zu leiden. Touristiker demonstrierten am Mittwoch vor dem Rathaus. Der Wirtschaftsrat unserer Stadt warnt vor einem „irreparablen Kollaps“ und einem „Point of no return“ für die gesamte Branche.

„Wir zeigen Gesicht, da die Touristik nicht nur aus den großen Konzernen, wie zum Beispiel TUI und Lufthansa besteht“, erklärt Gabriele Kausche vom Aktionsbündnis „Wir zeigen Gesicht“, das die Demo für staatliche Rettungsmaßnahmen organisiert. „Wir fordern eine finanzielle Soforthilfe für die Vielzahl der touristischen Unternehmen, wie auch für uns Reisebüros.“

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Demo auf dem Rathausmarkt: Die Reisebranche steht am Abgrund.

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picture alliance/dpa

Bislang seien Zehntausende Klein- und mittelständische Unternehmen, insbesondere die Reisebüros mit rund 11 000 Betrieben und bis zu 100 000 Arbeitsplätzen von Politik und Medien fast unbeachtet geblieben. 

Wirtschaftsrat: Tourismus „unverzichtbare Säule der Hamburger Wirtschaftskraft“

Ebenso dramatisch sieht der Wirtschaftsrat Hamburg die Situation der Reise-Industrie. Der CDU-nahe Unternehmerverband warnt einem „irreparablen Kollaps“ dieser „unverzichtbaren Säule der Hamburger Wirtschaftskraft“ und fordert vom Senat „schnelle gezielte Finanzhilfen“.

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Rettungsschirm statt Sonnenschirm: Mitarbeiterin eines Reisebüros auf einem Handtuch auf dem Rathausmarkt. Die Branche kämpft ums Überleben.

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picture alliance/dpa

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„Mit Beginn der 2000er Jahre hat Hamburg im Tourismus einen Boom geschafft, der in Deutschland und Europa seinesgleichen sucht“, sagt der Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath. „Wir müssen schwer aufpassen, den point of no return für diesen Sektor nicht zu verpassen.“

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Protest der Mitarbeiter von Reisebüros und Reiseveranstaltern auf dem Hamburger Rathausmarkt.

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picture alliance/dpa

Reisebüros am Abgrund: Stornierungen, aber keine Neubuchungen 

Wie finster es in der Branche konkret aussieht, schildert Alain Freeman vom Bergedorfer Reisebüro „Lastminute“, der im Moment nur einen Notbetrieb aufrecht erhält: „Es ging schon los mit der Thomas-Cook-Pleite“, sagt der Inhaber im Gespräch mit der MOPO. „Diesen Genickschlag haben wir noch verkraftet. Aber ab Ende Februar ging es dann mit den Stornierungen wegen der Corona-Krise los. Am 14. März mussten wir schließen und haben seitdem null Neubuchungen.“

Was die Situation noch schlimmer macht: Als Reisevermittler bekommt er seine Provision in der Regel erst dann, wenn der Kunde die Reise antritt. Storniert ein Kunde wegen der Corona-Beschränkungen, kann dieser vom Reiseveranstalter das Geld zurückfordern. Freeman jedoch hat dann mit seinen beiden Mitarbeitern umsonst gearbeitet. Und die rund 9000 Euro Corona-Soforthilfe reichen gerade mal für drei Monate Betriebskosten ohne Gehälter.

Corona-Krise in Tourismus-Branche: Reisebüros bekommen kein Geld 

„Ein großer Reiseveranstalter wie die TUI zum Beispiel ist nicht greifbar, weil deren Kunden-Hotline überlastet ist und Anfragen nur per Mail bearbeitet werden. Also sind wir der Ansprechpartner vor Ort, bekommen von den Reiseveranstaltern aber nichts“, fasst er zusammen. „Wir nähern uns dem Abgrund in großen Schritten.“

Der Umfang dieser Krise sei von vielen politischen Entscheidungsträgern noch gar nicht erkannt worden, glaubt der Reiseverkehrskaufmann. Daher hält er die Demo für sinnvoll, um das vor Augen zu führen.

Hamburger Politik stellt sich auf Seite der Reisebüros

Die Politik hingegen sieht sich bereits im Bilde: „Die Reisebüros sind vom Shut-down besonders betroffen“, sagt Götz Wiese, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. „Erst Stornos und dann keine Möglichkeit zur Buchung neuer Reisen – diese Kombination treibt viele Reisebüros in die Insolvenz.“ Hotels und Gaststätten müssten so schnell wie möglich wieder öffnen – dann könnten auch wieder Reisen vermittelt werden.

Video: Hamburg Hoffnung macht Mut in der Krise

Auch die SPD stellt sich an die Seite der kleineren Betriebe der Tourismusbranche: „Für uns als SPD ist völlig klar, dass es in der Krise Staatshilfen nicht nur für Global Player und Konzerne geben darf“, sagt Dorothee Martin, Tourismusexpertin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Viele kleine Unternehmen und auch Familienbetriebe, auf die ein erheblicher Anteil der rund 100.000 Arbeitsplätze der Branche in Hamburg entfällt, stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Sie verspricht: „In der Coronakrise stehen die Reisebüros nicht allein.“

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