Tote Schwäne, infizierte Nerze: Wie gefährlich wird H5N1 für uns?
Aktuell grassiert weltweit die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle: In Norddeutschland häufen sich derzeit vor allem bei Wildvögeln Fälle der Geflügelpest. In Hamburg waren es in dieser Saison bereits 36 Vögel, darunter 19 Schwäne. Die MOPO erklärt, was die Vogelgrippe anrichten kann, ob sie auf den Menschen übertragbar ist und warum infizierte Nerze den Forschern jetzt Sorge bereiten.
Aktuell grassiert weltweit die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle: In Norddeutschland häufen sich derzeit vor allem bei Wildvögeln Fälle der Geflügelpest. In Hamburg waren es in dieser Saison bereits 36 Vögel, darunter 19 Schwäne. Die MOPO erklärt, was die Vogelgrippe anrichten kann, ob sie auf den Menschen übertragbar ist und warum infizierte Nerze den Forschern jetzt Sorge bereiten.
Was sind Vogelgrippe und Geflügelpest?
Die Vogelgrippe ist eine Erkrankung mit Grippe-Viren bei Vögeln, deren Erreger vor allem bei Wasservögeln vorkommen. Die Viren treten in verschiedenen Varianten auf. Einige Varianten verursachen nur milde Krankheitssymptome, allerdings können diese Viren spontan mutieren und zur sogenannten „Geflügelpest“ führen. Zu diesen Viren gehört auch H5N1. Diese Erkrankung ist besonders für Hausgeflügel hochansteckend und verläuft oft tödlich.
Welche Auswirkungen hat die Geflügelpest in Hamburg?
In ganz Norddeutschland treten derzeit vermehrt Fälle der Geflügelpest auf. In Hamburg wurden in dieser Saison bereits in allen Bezirken Fälle registriert. Insgesamt waren bisher 36 Vögel betroffen, darunter 19 Schwäne außerdem einige Wildgänse und Möwen (Stand 27. Januar 2023). Hamburger Geflügelhaltungen sind bislang nicht betroffen.
Wie stecken sich die Vögel an?
An Alster und Elbe halten sich derzeit vermehrt Zugvögel zum Rasten auf. In den kommenden Wochen wird dies vermutlich weiter zunehmen, was auch die Verbreitung von Viren begünstigt. Zusätzlich kann das Virus auch von Wild- auf Hausgeflügel übertragen werden, wenn zum Beispiel beide im gleichen Gebiet Nahrung suchen.

Weiterhin können auch andere Wildtiere, Nager, Insekten oder Haustiere wie Katzen und Hunde sowie Menschen das Virus übertragen. In anderen Bundesländern breitet sich die Geflügelpest derzeit auch bei Geflügelhaltungen von Betrieb zu Betrieb und bei Geflügelausstellungen aus.
Können auch Menschen und Haustiere erkranken?
Ja, auch Menschen und Haustiere können sich mit Vogelgrippe anstecken. In Deutschland sind jedoch nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bislang keine solchen Erkrankungen bekannt geworden. „Nach bisherigen Erfahrungen scheint es nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren vom Tier auf den Menschen zu kommen”, so das RKI.
Geflügelfleisch unterliegt in Deutschland allerdings strengen Kontrollen. Tiere mit Vogelgrippe dürfen nicht für den Verzehr geschlachtet werden. Aber da das Virus hitzeempfindlich ist, gilt der Verzehr von Fleisch und Eiern erkrankter Tiere als unbedenklich.
Warum beunruhigt ein Ausbruch bei Nerzen die Wissenschaftler?
Aktuell grassiert die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Dadurch bekomme der Erreger nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit mehr Gelegenheiten, auf Säugetiere überzugehen. Bei einem Ausbruch von H5N1 auf einer spanischen Nerzfarm im Oktober 2022 könnte es sein, dass sich der Erreger von Tier zu Tier ausgebreitet hat.

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Zudem seien die engen Haltungsbedingungen der Nerze für eine solche mögliche Ausbreitung unter diesen Tieren förderlich gewesen, sagt der Präsident des Instituts Thomas Mettenleiter. Er sieht das Ereignis in Spanien als „Warnsignal“. Die Verbreitung zwischen den Tieren könnte nämlich ein Anzeichen dafür sein, dass sich das Virus H5N1 an Säugetiere anpasst – und so auch für den Menschen gefährlicher werden könnte.
Was tut Hamburg zum Schutz der Vögel?
Die Bezirke haben zum Schutz der Tierbestände seit 10. Januar 2023 eine stadtweite Stallpflicht für Geflügel angeordnet. Das betrifft Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse. Die Hamburger Alsterschwäne sind in Schutzzelten am Eppendorfer Mühlenteich untergebracht worden. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, wurden die Vögel zusätzlich räumlich in Gruppen getrennt.

Was sollte ich tun, wenn ich einen toten Vogel finde?
„Einzelne tote Spatzen oder Amseln sind kein Grund zur Sorge”, schreibt die Hamburger Verbraucherschutzbehörde. Das kommt in der Natur immer wieder mal vor. Liegen jedoch viele tote Vögel an einem Ort oder finden Sie größere Vögel wie Gänse, Schwäne, Enten oder Greifvögel, sollten Sie diese den zuständigen Fachämtern ihres Bezirksamts melden. Wichtig ist auch, die Tiere nicht mit bloßen Händen anzufassen und Hunde fernzuhalten. Ob ein verendeter Vogel am Virus gestorben ist, kann die Behörde nur mit einer Untersuchung herausfinden.