Tolle Streckentipps! Wandern Sie doch mal in Hamburg
Wandern – ist etwas für alte Leute. Wandern – dafür braucht es Berge. Wandern – ist eintönig. Die Palette der Vorurteile ist breit und natürlich ist das alles Quatsch. Wandern ist spannend, macht neugierig, ist gesund – und in Hamburg kann man es wunderbar ausprobieren. Ich muss es wissen, denn ich habe diese Stadt während der Corona-Lockdowns durchwandert, habe zahlreiche neue Ecken erschlossen, mir die Füße wund gelaufen und ein Buch darüber geschrieben.
Corona hat viele Menschen wieder in die Natur getrieben. Die Boberger Dünen waren 2020 voll, im Klövensteen stolperten die Hamburger gefühlt eher übereinander als über Baumwurzeln. Einer von denen, die es hinausgetrieben hat, war ich. Im März vor zwei Jahren saß ich zu Hause und haderte mit der abgebrochenen Fußballsaison. Da traf es sich gut, dass ich kurz zuvor gefragt wurde, ob ich einen Wanderführer schreiben wolle, der junge Stadtbewohner anspricht.
Nun haben wir Pfingsten. Das Wetter soll ganz ordentlich werden. Deshalb habe ich, der MOPO-Mitarbeiter, drei Touren aus meinem Fundus gesucht. Ein toller Nebeneffekt: Sie können auf hohe Spritpreise pfeifen, denn die Touren liegen quasi vor der Haustür. Und Sie müssen sich nicht mit 9-Euro-Ticket-Ausflüglern in Regionalzügen Richtung Küste drängeln.
Anfängerstrecke: Mit der U-Bahn in die Steinzeit
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Wandern – ist etwas für alte Leute. Wandern – dafür braucht es Berge. Wandern – ist eintönig. Die Palette der Vorurteile ist breit und natürlich ist das alles Quatsch. Wandern ist spannend, macht neugierig, ist gesund – und in Hamburg kann man es wunderbar ausprobieren. Ich muss es wissen, denn ich habe diese Stadt während der Corona-Lockdowns durchwandert, habe zahlreiche neue Ecken erschlossen, mir die Füße wund gelaufen und ein Buch darüber geschrieben.
Corona hat viele Menschen wieder in die Natur getrieben. Die Boberger Dünen waren 2020 voll, im Klövensteen stolperten die Hamburger gefühlt eher übereinander als über Baumwurzeln. Einer von denen, die es hinausgetrieben hat, war ich. Im März vor zwei Jahren saß ich zu Hause und haderte mit der abgebrochenen Fußballsaison. Da traf es sich gut, dass ich kurz zuvor gefragt wurde, ob ich einen Wanderführer schreiben wolle, der junge Stadtbewohner anspricht.
Nun haben wir Pfingsten. Das Wetter soll ganz ordentlich werden. Deshalb habe ich, der MOPO-Mitarbeiter, drei Touren aus meinem Fundus gesucht. Ein toller Nebeneffekt: Sie können auf hohe Spritpreise pfeifen, denn die Touren liegen quasi vor der Haustür. Und Sie müssen sich nicht mit 9-Euro-Ticket-Ausflüglern in Regionalzügen Richtung Küste drängeln.
Anfängerstrecke: Mit der U-Bahn in die Steinzeit
Die U1 bringt Sie in die Steinzeit. Zumindest fast, denn an der Station Ahrensburg-Ost beginnt der Wanderweg ins Ahrensburger Tunneltal, das auch unter dem Namen „Tal der Rentierjäger“ bekannt ist. Der Weg führt anfangs parallel zur U1 in Richtung Westen, dann in Richtung Süden zum Moorwanderweg. Der ist nicht einfach ein Pfad durchs Moor, sondern eine 320 Meter lange hölzerne Brücke auf Schwimmkörpern, die wirklich mittenmang führt. Zudem kann man hier hervorragend das Leben in Wasser und Schilf beobachten.
Das nächste Highlight wartet direkt am Ende des schwankenden Weges: Burg Arnesvelde. Oder besser gesagt, ihre Überreste. Sie soll im 11. Jahrhundert erbaut worden sein. Im ausgehenden 16. Jahrhundert wurde sie zerstört und die Steine zum Bau des Ahrensburger Schlosses genutzt. Burg Arnesvelde eignet sich gut für eine Rast, Kinder können hier super herumtoben. Zurück geht es am Rande des Hopfenbachs zum U-Bahnhof.
Distanz: 4,5 km, mit Kindern geeignet, für Kinderwagen ungeeignet
Rothenburgsort – wenn Sie es morbide mögen
Diese Tour gehört zu meinen Lieblingsstrecken, denn sie ist bequem mit der S21 zu erreichen und ziemlich geschichtsträchtig. Los geht es an der S-Bahn-Station Rothenburgsort, von wo es zum Denkmal für die Opfer der „Operation Gomorrha“ geht. Parallel zu den Schienen führt der Weg vorbei an verbliebenen Vorkriegsbauten und kargem Gewerbegebiet sowie dem Kraftwerk Tiefstack an den Holzhafen, wo das kuriose Travemünder Atoll liegt, ehe man zur Boehringer-Siedlung gelangt. Die wurde für die Angestellten des Chemiekonzerns Boehringer Ingelheim gebaut, der für den größten Umweltskandal Hamburgs verantwortlich war. Stichwort: Dioxin.
Nächste Station: Wasserkunst Kaltehofe. Auf dem Weg dorthin kommt man an einer riesigen Brutkolonie von Kormoranen vorbei. Wie Gomorrha und Boehringer hat auch Kaltehofe mit Tod zu tun. Es handelt sich nämlich um eine Wasserfiltrationsanlage, die nach der Cholera-Epidemie von 1892 in Betrieb genommen wurde. Hier lohnt auch ein Museums- und Café-Besuch. Wenn man schließlich auf dem Sperrwerk Billwerder Bucht steht, hat man die Qual der Wahl: den Ausschläger Elbdeich hinauf in Richtung S-Bahn laufen oder noch einen kleinen Abstecher auf die linkerhand gelegene Elbinsel Entenwerder machen, die übrigens einen ganz netten Kinderspielplatz beherbergt.
Distanz: 11,7 km, mit Kindern geeignet, für Kinderwagen geeignet
Klassiker für Fortgeschrittene: Heidschnuckenwanderweg – Etappe 1
Bis zur Heideblüte ist es zwar noch etwas hin, aber der Heidschnuckenwanderweg ist auch außerhalb der Saison ein Erlebnis. Los geht es in der Fischbeker Heide (Bus 240 bis Fischbeker Heuweg), die an der Straße Scharlbarg liegt. Bereits die ersten Kilometer haben es bei ständigem Auf und Ab in sich, man wird aber durch herrliche Ausblicke entschädigt.
Auf die Heide folgen die Harburger Berge, die sehr steile Auf- und Abstiege beinhalten. Am Ortsschild Tempelberg befindet man sich nicht in Jerusalem, sondern in Neu Wulmstorf, von wo es zur Doppelheide geht, einer Lichtung, die zur Rast einlädt, ehe man den sagenumwobenen Karlstein erreicht. Hier soll der Frankenkönig Karl der Große geruht haben. Für die ganze Story ist kein Platz, es wurde aber ein Hund geworfen …
Durch den Forst Rosengarten wandert man weiter nach Langenrehm, wo in der Museumsstellmacherei auch ein Café auf müde Wanderer wartet – jedenfalls an Sonntagen. Ganzjährig ist hier hingegen ein Fürstendenkmal zu besichtigen. Von Langenrehm geht es in Richtung Nenndorf und Dibbersen, das bereits zur Stadt Buchholz gehört, die auch das Ende der Tour markiert. Wer in Dibbersen noch motiviert ist, kann noch der B75 zum Gasthof Hoheluft folgen, wo man den Tisch besichtigen kann, an dem am Ende des Zweiten Weltkrieges die Kapitulationsverhandlungen um Hamburg stattfanden. Wem allerdings die Füße qualmen, dem sei angeraten, den direkten Weg in die Buchholzer Innenstadt zu nehmen und sich dort vor der Heimfahrt mit dem Metronom noch in einem der zahlreichen Restaurants zu stärken.
Distanz: 26,6 km, für Kinder nicht geeignet; Wegmarkierung: weißes H auf schwarzem Grund; Tipp: ausreichend Proviant mitnehmen