• Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg wirft Polizeisprecher Timo Zill „victimblaming“, also die Suche nach einer Mitschuld des Opfers am Unfall, vor. Der Polizeisprecher hatte sich am vergangenen Montag zu dem schweren Abbiegeunfall in Wandsbek beim NDR geäußert, bei dem ein 76-Jähriger von einem Müllfahrzeug erfasst und getötet ...

Tödlicher Abbiegeunfall: „victimblaming“: Fahrrad-Club geht auf Hamburger Polizei los

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg wirft Polizeisprecher Timo Zill „victimblaming“, also die Suche nach einer Mitschuld des Opfers am Unfall, vor. Der Polizeisprecher hatte sich am vergangenen Montag zu dem schweren Abbiegeunfall in Wandsbek beim NDR geäußert, bei dem ein 76-Jähriger von einem Müllfahrzeug erfasst und getötet wurde.

Rückblick: Am Montagmorgen wurde ein 76-jähriger Fahrradfahrer von einem abbiegenden Müllfahrzeug erfasst. Laut Polizeiangaben wollte der 22-jährige Fahrer des Lkw bei Grün zeigender Ampel rechts abbiegen und übersah offenbar den Radfahrer, der ebenfalls bei Grün die Straße überqueren wollte. Der Radfahrer verstarb noch an der Unfallstelle.

Polizeisprecher Timo Zill äußert sich zum tödlichen Fahrradunfall in Hamburg-Wandsbek

Dem NDR gegenüber äußerte sich Timo Zill, Sprecher der Polizei Hamburg, zu dem tragischen Unfall. „Der Abbieger hat eine besondere Sorgfaltspflicht und muss eben besonders schauen“, sagt Zill zum NDR. Gerade das rechts abbiegen sei besonders tückisch: „Und hier passieren eben schnell Fehler, dass wir auch allen Fußgängern und Radfahrern raten, auch wenn sie Grünlicht haben, immer noch einmal den Blick nach links zu werfen. Um dann gegebenenfalls auf das eigene Recht zu verzichten und tatsächlich anhalten und den LKW passieren lassen.“

Der „Allgemeine Deutsche Fahrrad Club Hamburg“ (ADFC) ist empört und stellt Zills Aussage als „victimblaming“ dar. „Polizeisprecher Timo Zill nutzt tödlichen Radfahrerunfall für victimblaming statt auf die Notwendigkeit von sicheren Kreuzungen, Lkw-Abbiegeassistenten, mehr Kontrollen etc. hinzuweisen“, schreibt der ADFC auf Twitter.

Polizei Hamburg reagiert auf den Vorwurf vom ADFC via Twitter

Die Polizei Hamburg reagierte per Twitter auf den Vorwurf: „Herr Zill hat recht. Unabhängig vom gestrigen Unfall sind Verkehrsteilnehmer grundsätzlich gut beraten, nicht darauf zu vertrauen, dass sie von anderen wahrgenommen wurden. Mit victimblaming hat diese Empfehlung nichts zu tun, vielmehr kann sie helfen, Unfälle zu verhindern.“

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Der ADFC kämpft schon lange für eine Verkehrswende, die zu Gunsten der Fahrradfahrer ausfallen soll. Unter anderem fordern sie schärfere Kontrollen und Schrittgeschwindigkeit beim Rechtsabbiegen und einen eingebauten Abbiegeassistenten für Lkw.

ADFC Forderung: Hamburger Verkehrswende zu Gunsten der Fahrradfahrer

Der Kampf zwischen Rad- und Autofahrern geht in die nächste Runde. Hamburgs Mobilitätskonzepte, zum Beispiel die neuen Velo-Routen, nehmen Gestalt an und auch die Zahl der Verunglückten nimmt laut der Verkehrsunfallstatistik (2018) immer weiter ab. Nichts desto trotz zeigt ein solch verheerender Unfall mit Todesfolge, dass es noch einige Lücken im Hamburger Verkehrskonzept zu stopfen gibt. (sr)

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