„Todesangst pur“: So erlebten Passagiere den Hamburger Albtraum-Flug nach Ibiza
„Herzlich willkommen auf Ibiza!“ – Die automatische Durchsage nach Flug 7514 von Hamburg auf die Baleareninsel klingt wie blanker Hohn. Die Menschen in dem Eurowings-Flieger warten auf der Landebahn von Alicante, Spanien, 177 Kilometer von ihrem eigentlichen Ziel entfernt. In der Maschine ist es heiß. Viele der Kotztüten sind voll. Es stinkt. Minuten zuvor erlebten die Fluggäste den Ausnahmezustand, waren in Todesangst. Viele weinten, beteten, hatten sich bereits von ihren Liebsten verabschiedet. Der Grund: Ein Albtraum-Flug durch ein schweres Unwetter mit heftigsten Turbulenzen. Doch nach der Landung wurde es nicht wirklich besser.
„Herzlich willkommen auf Ibiza!“ – Die automatische Durchsage nach Flug 7514 von Hamburg auf die Baleareninsel klingt wie blanker Hohn. Die Menschen in dem Eurowings-Flieger warten auf der Landebahn von Alicante, Spanien, 177 Kilometer von ihrem eigentlichen Ziel entfernt. In der Maschine ist es heiß. Viele der Kotztüten sind voll. Es stinkt. Minuten zuvor erlebten die Fluggäste den Ausnahmezustand, waren in Todesangst. Viele weinten, beteten, hatten sich bereits von ihren Liebsten verabschiedet. Der Grund: Ein Albtraum-Flug durch ein schweres Unwetter mit heftigsten Turbulenzen. Und nach der Landung wurde es nicht wirklich besser.
Von Fuhlsbüttel aus war der Flieger am Sonntagmorgen gestartet. Mit an Bord: 174 Passagiere, darunter auch Gregor Stegen (39) aus Harvestehude. Er ist mit seiner Freundin auf den Weg zu einem Geburtstag von Freunden. Sie hoffen auf eine gute Zeit auf der Baleareninsel. Doch dann beginnen die Turbulenzen. Gregor Stegen schildert der MOPO die dramatischen Szenen im Inneren des Flugzeugs: „Ich hab am Anfang noch Scherze gemacht, aber um mich rum haben dann vier Frauen geweint. Ein Mann, der nicht bei seiner Frau saß, rief durch den Flieger ,Schatz, ich liebe dich‘, einige Passagiere holten die Rettungswesten raus.“
An Bord bricht Panik aus.
Eurowings-Flug von Hamburg nach Ibiza wird zum Alptraum
„Wir sind komplett durchgeschüttelt und gerüttelt worden, einmal hoch an die Decke geknallt. Das Flugzeug flog gefühlt nur noch wirr durch die Gegend. Man wusste nicht mehr, wo oben und unten ist“, so schildert TV-Sternchen Eva Benatatou, die mit ihrem zweijährigen Sohn an Bord gewesen ist, den Flug auf Instagram. Benatatou: „Ich dachte wirklich, das Leben ist jetzt vorbei. Alle haben geschrien, geweint, gebetet, erbrochen. Todesangst pur.“
Vom Bord-Personal habe es in dieser Extrem-Situation keine wirkliche Unterstützung gegeben. „Es gab keinerlei Durchsagen von den Stewardessen, nur der Pilot sagte später lediglich: ,Wie Sie gemerkt haben, hatten wir einige Turbulenzen‘“, erinnert sich Gregor Stegen aus Hamburg.

Eine Untertreibung. Über den Balearen tobt zu dem Zeitpunkt ein heftiges Unwetter, der Flughafen ist gesperrt. Die Piloten der Eurowings-Maschine bekommen keine Landeerlaubnis. Am Boden herrscht „Alarmstufe orange“, viele Flüge sind bereits gestrichen. Der Ferienflieger aus Hamburg dreht einige Runden über dem Flughafen – und fliegt direkt rein in das starke Unwetter.
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Erst heißt es, das Flugzeug werde nach Malaga fliegen, kurz darauf dann die Entscheidung: Es geht weiter nach Alicante. Um 12.18 Uhr landet die Maschine dort. Passagier Stegen sagt: „Der eigentliche Skandal ist aber das, was danach passiert ist.“ Er, seine Freundin und zahlreiche andere Passagiere hätten in Alicante stundenlang im Terminal gewartet, wie „verloren gegangene Kinder“. Von Eurowings habe es keinerlei Betreuung gegeben, aus der Hotline sei er nach langen Wartezeiten immer wieder rausgeflogen.
Nach der Landung in der spanischen Stadt habe es vom Personal lediglich neue Kotztüten und ein halbes Glas Wasser gegeben. „Ein Versagen auf ganzer Linie“, so Stegen.
Um ein Hotel und Weiterflüge nach Ibiza für die gestrandeten Passagiere habe sich ebenfalls zunächst niemand gekümmert. Erst abends seien dann Hotels für Passagiere zur Verfügung gestellt worden. Der Hamburger behalf sich kurzerhand mit anderen Passagieren und teilte sich ein Taxi in den Küstenort Denia, von dort aus nahmen er und seine Freundin die Fähre nach Ibiza.
Eurowings rechtfertig Chaos-Flug nach Alicante
Eurowings verteidigt die chaotischen Zustände, versucht zu beschwichtigen. In einer ersten Stellungnahme heißt es zunächst recht knapp: „Für die Sicherheit der Passagiere und Besatzung hat auf dem Flug EW7514 zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.“ Nachdem mehrere Medien über den Vorfall berichteten, gab es dann ein längeres Statement, in dem erneut betont wurde, dass „zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden“ habe, und: „Die Maschine hat ihre normale Reiseflughöhe rasch zurückgewonnen und ist – wie viele andere Flugzeuge an dem Tag auch – sicher auf dem Flughafen von Alicante gelandet.“
Moderne Verkehrsflugzeuge seien für solche extremen Belastungen ausgelegt und könnten auch einem solchen Unwetter problemlos standhalten, so das Unternehmen. Auch Gerüchte um einen Blitzeinschlag oder Probleme mit der Flugzeug-Elektronik wies Eurowings zurück. Nach Angaben des Konzerns war ein Weiterflug im Laufe des Sonntags wegen des Unwetters zunächst nicht möglich. Die Reisenden seien in Hotels untergebracht und am Montag nach Ibiza geflogen worden.
Gregor Stegen und seine Freundin waren da bereits auf Ibiza angekommen. Mit Wut im Bauch, der Geschichte über den vermutlich turbulentesten Flug ihres Lebens, aber ohne Gepäck.