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Tindern mit dem Chef: Bewerbungs-App soll die Jobsuche in Hamburg erleichtern

Hamburg leidet unter Fachkräftemangel. Eine App könnte da in Zukunft Abhilfe schaffen. „Hokify“ heißt das Tinder der Arbeitswelt und soll den Bewerbungsprozess ganz einfach machen.

Das Wiener Start-Up, das hinter der Entwicklung der Jobbörsen-App Hokify („Hokn“ ist ein österreichischer Dialektbegriff für „Arbeit“) steckt, konnte sich in Österreich bereits behaupten. Seit einem halben Jahr expandieren sie nun nach Deutschland – und wollen in Hamburg die Wende im notorischen Fachkräftemangel bringen. In einem Interview mit der MOPO schildert Karl Edlbauer, Mitgründer des Unternehmens, seine Vision für die App in Deutschland.

Die Jobsuche-App könnte im Hamburger Fachkräftemangel wahre Wunder bewirken.

Die Jobsuche-App könnte im Hamburger Fachkräftemangel wahre Wunder bewirken. Karl Edlbauer ist überzeugt davon.

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„Die Bewerbungserstellung ist ein Prozess, der extrem mühsam ist“, sagt Edlbauer. Das haben er und seine Freunde, mit denen er Hokify gegründet hat, am eigenen Leib erfahren. Immer wieder muss man Anschreiben anpassen, neu aufsetzen, andere Dokumente zusammensuchen, mal hier hochladen, mal da hinschicken. Es dauert einfach zu lange und ist zu unbequem. Nicht so mit Hokify, hier gestaltet sich der Bewerbungsprozess wie die Partnersuche auf Tinder.

Das Tinder unter den Jobbörsen

Hokify greift das bewährte Konzept von Tinder auf. Die kostenfreie App schlägt dem Nutzer passende Stellengesuche aus der Umgebung vor. Sagt einem das Angebot nicht zu, wischt man auf dem Bildschirm nach links. Hat man Interesse, dann wischt man nach rechts und die Bewerbung wird gespeichert. Anschließend kann man einige kurze Fragen des Arbeitgebers beantworten, einen Lebenslauf einreichen und abschicken. Nach und nach baut man sich so ein Bewerberprofil auf, das weitere Bewerbungen in der App immer leichter macht.

Wie bei Tinder: Gefällt das Angebot, wird nach rechts gewischt.

Wie bei Tinder: Gefällt das Angebot, wird nach rechts gewischt. Das geht schnell. Da bewirbt man sich auch mal eben in der Bahn.

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Das unterscheidet Hokify auch von anderen Konkurrenten. Alles passiert in der App und man wird nicht auf fremde Seiten weitergeleitet. Dazu muss Hokify aber auch stärker mit den Unternehmen zusammenarbeiten. Dafür soll der Prozess auf diese Weise nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Da macht man eine Bewerbung auch mal schnell in der Bahn. Und auch die Unternehmen profitieren von dem vereinheitlichten und vereinfachten Verfahren.

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In Österreich konnte Hokify bereits erste Erfolge erzielen. Mittlerweile kommt die App auch in Deutschland an. Gegenwärtig sind – laut eigenen Angaben – 25.000 Unternehmen auf der Plattform registriert und es gibt 700.000 aktive Nutzer. Die Hälfte davon kommt aus Deutschland.

Fokus auf Hamburg, München und Berlin

Bei der Expansion hat man sich zunächst auf Hamburg, München und Berlin fokussiert. Gerade in der Hansestadt scheint die App gut anzukommen. Hier sollen allein im Januar 30.000 Nutzer hinzugekommen sein. Gegenwärtig überlegt man noch, wo die deutsche Niederlassung von Hokify aufgebaut werden soll. Im Moment ist Hamburg der Favorit.

App könnte Hamburger Fachkräftemangel in den Griff kriegen

Hamburg hat „viele junge, hippe Leute, die digital sind. Die sich halt einfach am Handy für einen Job bewerben wollen“, so der Jungunternehmer. Die App kann vor allem in den Bereichen Gastronomie und Handwerk punkten. Zwei Bereiche, die in Hamburg stark vertreten sind. 

Auch vermeintlich unattraktive Jobs möchte man mit Hilfe der App ansprechender gestalten. Zurzeit experimentiere man damit, Arbeitgeber zu authentischen Videos aus dem Arbeitsalltag zu ermutigen: „Dass zum Beispiel dein zukünftiger Kollege durchgeht und erklärt: Hier, schau, ich bin dein Kollege, das machen wir den ganzen Tag“, schlägt Edlbauer vor. So soll man einen guten Eindruck für Arbeit und Belegschaft bekommen, der zu einer Bewerbung anregt.

Hamburger Unternehmen „müssen in Zukunft umdenken“

Für Karl Edlbauer steht fest: „Früher oder später werden alle Firmen irgendwie umdenken müssen. Wenn sie einfach immer weniger Bewerbungen bekommen und weniger auf den Kandidaten zugehen.“ Dass man sich auf einen Wandel gefasst machen muss, zeigt sich auch in den Zahlen. Von den 30.000 neuen Nutzern, die alleine letzten Monat in Hamburg dazukamen, sind 60 Prozent unter 34 Jahre alt. Die Zukunft steckt nun mal in der Hosentasche.

Hokify will die für den Job wichtigen Eigenschaften des Bewerbers zum Strahlen bringen. „Muss ich wirklich, zum Beispiel, als guter KFZ-Techniker einen wunderschönen Lebenslauf in Word erstellen können?“, fragt sich Edlbauer in diesem Zusammenhang. Seiner Erfahrung nach zählen in handwerklichen und gastronomischen Berufen hauptsächlich Motivation und Erfahrung des Bewerbers. Schließlich möchte man vermeiden, dass der Kandidat nach wenigen Wochen wieder weg ist und die Firma sich erneut auf die Suche machen muss. (pk)

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