Er verdient Millionen: TikTok-Star ruft Fans spontan zur Elphi – und löst Ansturm aus
Devin-Silas hat kaum geschlafen, weil er so aufgeregt ist: Sein großes Idol „Twenty4Tim“ kommt nach Hamburg! Den kennen Sie nicht? Tim Kampmann, 22, ist in den sozialen Medien ein Superstar – mehr als vier Millionen Menschen folgen ihm auf TikTok, auf Instagram ist seine Community fünfmal größer als die des HSV. Am Samstag verrät er erst mit einer knappen Stunde Vorlauf, wo er auftauchen wird – trotzdem ist der Ansturm groß. Die MOPO war dabei und ging dem Internetphänomen auf den Grund.
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Devin-Silas hat kaum geschlafen, weil er so aufgeregt ist: Sein großes Idol „Twenty4Tim“ kommt nach Hamburg! Den kennen Sie nicht? Tim Kampmann, 22, ist in den sozialen Medien ein Superstar – mehr als vier Millionen Menschen folgen ihm auf TikTok, auf Instagram ist seine Community fünfmal größer als die des HSV. Am Samstag verrät er erst mit einer knappen Stunde Vorlauf, wo er auftauchen wird – trotzdem ist der Ansturm groß. Die MOPO war dabei und ging dem Internetphänomen auf den Grund.
„Wir lieben ihn, weil er einfach sein Ding durchzieht“, sagt Devin-Silas, der mit seiner Mutter Yvonne unbedingt beim Event dabei sein wollte. Twenty4Tim dreht spontan ein Musikvideo, hatte zwar einen Dreh in Hamburg angekündigt, den genauen Ort aber bis wenige Stunden vorher offen gelassen. Als er sein Ding tatsächlich durchzieht, sind Hunderte Fans dabei.
Twenty4Tim: Song sprang auf Platz 1 der Charts
Vor dem letzten Song „Gönn dir“, den der Kölner im September veröffentlichte, hatte Kampmann selbstbewusst Platz 1 der Charts als Ziel ausgegeben – und hielt sich dort tatsächlich für drei Wochen. Wie funktioniert das TikTok-Phänomen?
Twenty4Tim weiß, wie man im Internet polarisiert – trotz seines jungen Alters ist er ein Marketing-Profi durch und durch. „A living meme“, ein lebendiges Meme, nennt er sich. Damit sind lustige Bilder und Videos gemeint, die in den sozialen Medien viral gehen.
TikTok-Star Twenty4Tim: Binnen zwei Jahren zum Millionär
Das Selbstbewusstsein, das ihn heute auszeichnet, hatte er aber nicht immer. In seiner Schulzeit wurde er aufgrund seines Übergewichts gemobbt – er entwickelte eine Essstörung. Nach seinem Abitur begann er ein Lehramtsstudium, brach dieses jedoch nach einem Semester ab.
2020, während der Corona-Pandemie, fing er an, kurze Videos auf TikTok hochzuladen. Schnell gewann er Follower, baute sich eine „Community“ auf. Nun, nach gut zwei Jahren, ist er nach eigenen Angaben Millionär und gibt für seine Musikvideos mehrere 100.000 Euro aus.
Dass Twenty4Tim nicht in „typische Rollenbilder“ passt, ist kein Geheimnis. Er trägt fünf Zentimeter lange Fingernägel, Perücken, Make-up. Und auch sonst ist ihm wichtig zu betonen, dass er nicht „der typische Influencer“ ist, dem nur junge Mädchen, sondern auch Mütter und Jungen folgen.
Hunderte Fans an der Elbphilharmonie
Das zeigt sich auch auf dem Event am Samstag in Hamburg. Kurz nach 15 Uhr fährt er in einem dunklen Van vor, von Personenschützern abgeschirmt steigt er vor der Elbphilharmonie aus dem Wagen.
Ganz unterschiedliche Menschen warten mehrere Stunden lang auf ein Foto mit ihm: Frauen mittleren Alters, 15-jährige Jungen und kleine Mädchen. Hier soll das Musikvideo für seinen neuen Song „Galaxie“ gedreht werden – und die Community soll Teil des Clips werden. Insgesamt durch fünf Städte „tourt“ der Influencer hierfür. Hamburg ist die erste Stadt, in der Aufnahmen für das Video mit den Fans gedreht werden.
Und zumindest hier liegt das Selbstbewusstsein von Kampmann daneben: Er hatte vorher mit bis zu 8000 Fans gerechnet, immerhin knapp 250 sind tatsächlich da. Zoe ist eine von den Wartenden: Seit zwei Jahren folgt die 19-Jährige Tim. „Auf den Events knüpfe ich gern Kontakte mit anderen Fans“, sagt sie. Stolz zeigt sie das Selfie mit dem Influenecer – doch als „Ultra-Fan“ würde sie sich nicht bezeichnen.
Das sieht ganz anders aus bei Jennifer (35), die mit ihrem Sohn Leon extra aus Lübeck für das Musikvideo angereist ist. Der 14-Jährige trägt eine College-Jacke und ein T-Shirt von Tim – „es war sehr schwierig, die zu bekommen, aber wir haben es geschafft“, sagt er stolz. Auf dem Event haben sie Yvonne und deren Sohn Devin-Silas (9) getroffen. Seit gestern habe der Junge vor Aufregung kaum noch geschlafen, sagt die 38-jährige Mutter: „Es ist einmalig“, schwärmt sie.
100 Videos am Tag: Twenty4Tim postet sein gesamtes Leben auf Instagram
Tim postet wirklich alles – egal ob von der Toilette aus, bei der Haarentfernung oder beim Arzt. Auch im Vergleich zu seinen Influencer-Kollegen sticht er durch die Menge an hochgeladenen Bildern und Videos hervor: Da kommen schnell über 100 Videos am Tag zusammen.
Twenty4Tim eckt an – und das tut er bewusst und gerne. Nichts ist wertvoller im Social-Media-Business, als im Gespräch zu bleiben. Und da ist es auch nicht so wichtig, ob man gelobt oder runtergemacht wird. In der Vergangenheit sind immer wieder Wellen von Hass-Kommentaren über ihn eingebrochen: Homophobe Beleidigungen nach seinem Video „BlingBling“. Kritik an seiner Selbstdarstellung im Ahrtal nach der Flutkatastrophe. Übertriebene Promotion-Aktionen mit einem Hamster, den er sich gekauft hatte.
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Denn ohne Marketing geht bei Kampmann nichts: Regelmäßig veranstaltet er Verlosungen, bringt Merchandise auf den Markt und wirbt für unterschiedliche Produkte. Er schafft es, durch Countdowns und professionelle Trailer Spannung aufzubauen – so müssen Fans wirklich alle Videos anschauen, um nichts verpassen. Und Klicks sind die Währung im Social-Media-Business: Je größer die Reichweite, desto mehr Geld gibts von den Firmen für Werbung.
Es ist wohl seine Nahbarkeit, die die Follower an ihm lieben. Und da blicken sie über die die ständige Werbung und Promotion gerne hinweg. Auch während des Events vor der Elphi war Tim seiner Community stets zugewandt, grüßte alle und machte Witze – so, wie er es auch in seinen Videos tut.
Am Samstag ging es für den 22-Jährigen direkt weiter nach Köln – und eines ist jetzt schon sicher: Auch dort werden wieder Hunderte Fans auf ihn warten, nur für das eine Bild mit Twenty4Tim.