Hagenbeck: Notstand im Elefantenhaus – Tierpark muss einlenken
Besucher des Tierparks Hagenbeck sind in den vergangenen Wochen oft enttäuscht worden: Ausgerechnet das Außengehege der Elefanten gleich hinterm Eingangstor blieb öfter mal leer. Die Dickhäuter durften das Elefantenhaus nicht verlassen. Grund: Personalmangel! Das sorgte nun für Unruhe und Empörung innerhalb der Zoo-Belegschaft.
Besucher des Tierparks Hagenbeck sind in den vergangenen Wochen oft enttäuscht worden: Ausgerechnet das Außengehege der Elefanten gleich hinterm Eingangstor blieb öfter mal leer. Die Dickhäuter durften das Elefantenhaus nicht verlassen. Grund: Personalmangel! Das sorgte nun für Unruhe und Empörung innerhalb der Zoo-Belegschaft.
Im Tierpark Hagenbeck lebt eine der größten Elefantenherden ganz Europas. Für die acht Tiere, die in freier Wildbahn täglich kilometerlange Wanderungen zurücklegen würden, ist der Aufenthalt im Außengehege wichtig. Hier haben sie mehr Bewegungsfreiheit als im vergleichsweise engen Elefantenhaus.
Personalnotstand: Von acht Elefantenpflegern fallen drei längerfristig aus
Doch der Auslauf blieb Shandra, Lai Sinh, Mogli und ihren Gefährten in diesem Jahr nach MOPO-Informationen bereits mehr als ein Dutzend Mal verwehrt. Denn: Von den acht Pflegern fallen derzeit drei wegen Elternzeit und Krankheit längerfristig aus. Eine 2019 frei gewordene Stelle ist nach wie vor nicht nachbesetzt worden. Folge: Die Tiere konnten mangels Betreuung nicht mehr ins Freie.
Bereits im Januar hatte die Tierrechtsorganisation Peta bei der Elefantenkuh Lai Sinh eine Verhaltensauffälligkeit festgestellt, die auf die jahrelange Gefangenschaft zurückzuführen sei. Peta bezeichnete Hagenbeck in dem Zusammenhang sogar als „einen der schlimmsten Zoos im Land“.
Nach MOPO-Informationen waren die Elefantenpfleger daraufhin von der Geschäftsführung aufgefordert worden, den Auslauf der Tiere sicherzustellen. Doch die Mitarbeiter sollen deutlich gemacht haben: „Wir können nicht mehr.“
Damit die Tiere rauskönnen: Elefantenpfleger bieten an, auf ihren Urlaub zu verzichten
Auf einer Betriebsversammlung Mitte Juni sind die Emotionen nun hochgekocht. Denn um das Tierwohl sicherzustellen, hatten die verbliebenen Elefantenpfleger angeboten, auf ihren Urlaub zu verzichten, bis im Oktober die erste Person aus der Elternzeit zurückkehren würde.
Laut einem Versammlungsteilnehmer hatte der Betriebsrat daraufhin den Vorschlag gemacht, dass die Elefantenpfleger ihren Urlaub mit ins Jahr 2024 hinüber nehmen dürfen. Ansonsten würde die Situation nur auf den Herbst verschoben. Außerdem schlug der Betriebsrat vor, Dienste, die an durch Wochenendschichten entstandenen freien Tagen geleistet würden, als Überstunden zu werten und entsprechend zu vergüten.
Die Geschäftsführung soll den Vorschlag umgehend abgelehnt haben. Stattdessen kündigte der wegen seines autoritären Führungsverhaltens umstrittene Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht an, eine Einigungsstelle einzuberufen. Dieses Instrument zur Schlichtung von Konflikten zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat ist jedoch teuer und hätte die Finanzen des Zoos nur noch weiter belastet.
Zoff zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat vor Gericht geht weiter
Umso größer die Empörung: Die Belegschaft habe „emotional“ und „fassungslos“ reagiert, heißt es in einem Aushang des Betriebsrats am heutigen Montag. Die Geschäftsführung habe daraufhin eingelenkt. Fazit: Der Urlaub darf nun doch ins neue Jahr mitgenommen werden, Überstunden werden bezahlt.
Albrecht selbst wollte sich gegenüber der MOPO nicht dazu äußern: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich der Tierpark Hagenbeck nicht zu internen Vorgängen äußert“, so eine Sprecherin.
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Erst am vergangenen Donnerstag hatte Albrecht vor Gericht eine Niederlage gegen den Betriebsrat erlitten. Der Hagenbeck-Boss war mit seiner Beschwerde gegen ein Urteil des Arbeitsgerichts vom Januar gescheitert, wonach dem Betriebsrat Einsicht in die Lohn- und Gehaltslisten zu gewähren sei. Als der Richter deutlich machte, dass Albrecht scheitern würde, ließ der Geschäftsführer die Beschwerde von seinem Anwalt eilig zurückziehen.
Zumindest in einer Sache kann Albrecht sich aber entspannen: Das Amtsgericht Hamburg hat die Anfang des Jahres erhobene Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Behinderung von Betriebsratsarbeit fallen gelassen und die Eröffnung eines Verfahrens abgelehnt. Albrecht fühlt sich laut Pressemitteilung rehabilitiert. Zitat: „Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich bei den strafrechtlichen Anschuldigungen um eine sachlich unbegründete Kampagne des Betriebsrates gegen meine Person gehandelt hat. Insbesondere für den Tierpark Hagenbeck, aber auch für mich persönlich, bin ich sehr erfreut, dass das Gericht jetzt eine klare und deutliche Entscheidung getroffen hat.“