„Tiefpunkt“: Heftige Kritik an neuer NDR-Sendung – Moderatorin wehrt sich
Eine neue NDR-Sendung will Klartext liefern – und steht jetzt mitten in einem Shitstorm: Gegen das Reportage-Format „Klar“ werden Vorwürfe laut, es bediene „migrationsfeindliche Narrative“. Die Moderatorin Julia Ruhs wehrt sich.
Einen „Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ nennt die Nichtregierungsorganisation „Neue Deutsche Medienmacher:innen“ das TV-Magazin in einem Instagram-Beitrag. „Wenn migrationsfeindliche Narrative plötzlich als ,Meinungsvielfalt‘ verkauft werden, ist das kein Beitrag zur Debatte – sondern Teil des Problems.“
Ruhs spricht mit Vater, dessen Tochter erstochen wurde
Derart harsche Kritik dürfte die Macher des TV-Magazins nicht überrascht haben – sie haben es auf Konfrontation angelegt. „Was jetzt kommt, wird nicht jedem gefallen“, stellt Moderatorin Ruhs gleich zu Beginn der ersten Sendung klar und fügt hinzu: „Wir von ,Klar‘ sagen, was falsch läuft.“
Etwas diplomatischer umreißen die verantwortlichen Sender NDR und Bayerischer Rundfunk (BR) das Konzept der Sendung: „Klar“ greife „große Streitfragen auf, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Folgerichtig hat man sich für die erste Folge am 9. April (abrufbar in der ARD-Mediathek und auf YouTube) gleich das wohl kontroverseste Thema der Zeit vorgenommen: „Migration – was falsch läuft“, lautet der Titel.
Ruhs spricht mit einem Vater, dessen Tochter in einem Zug in Brokstedt von einem Asylbewerber erstochen wurde. Sie interviewt den Leiter eines Vereins in Aschaffenburg, dessen Kindergruppe in einem Park von einem Asylbewerber mit einem Messer angegriffen wurde. Sie befragt aber auch Jette Nietzard, die Vorsitzende der Grünen Jugend, die sich gegen eine Verschärfung des Asylrechts ausspricht.
„Diversität ging einher mit Ausblenden unliebsamer Themen“
Die Zielgruppe des Formats sind offenbar Zuschauer, die sich von der Politik überhört fühlen oder glauben, in der gesellschaftlichen Debatte mundtot gemacht zu werden. „In den vergangenen Jahren wurde viel von Diversität gesprochen“, wird Ruhs in der Mitteilung zitiert, „doch das ging auch einher mit dem Ausblenden unliebsamer Themen und Meinungen. Viele Menschen haben das so gesehen. Ihnen möchten wir mit unserem neuen Format ein Angebot machen.“
Für den Verein „Neue Deutsche Medienmacher:innen“, der sich für die Förderung von Journalisten mit Migrationshintergrund einsetzt, verfestigt die Sendung hingegen „rassistische Narrative und schürt Angst“. Kriminalität und Zuwanderung würden verzerrt dargestellt, es entstehe „Stigmatisierung statt Lösungssuche“. Wer davon frustriert sei, solle den Redaktionen von NDR und BR schreiben.
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Das lässt Moderatorin Ruhs nicht auf sich sitzen: „Es ist unglaublich, die ,Neuen deutschen Medienmacher*innen‘, diese durch Steuergeld finanzierte NGO, ruft dazu auf, fleißig Mails an BR + NDR zu schreiben, damit wir Druck bekommen“, empört sie sich auf X. „Sorry, aber das hat schon ein Geschmäckle.“ (mp)
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