„Ist jetzt alles egal?“ Luca, Tests, Inzidenz: Die wichtigsten Fragen zur Corona-Lage
Die Corona-Zahlen erreichen täglich neue Rekordhöhen, die Politik macht aber weiter wie gehabt. Ein Hauch von Laissez-faire umweht die Entscheidungsträger, wenn man sich anschaut, dass weiterhin keine neuen Maßnahmen zur Viruseindämmung getroffen werden. Dafür werden nun aber PCR-Tests priorisiert, die Kontaktnachverfolgung beendet und Inzidenzen ungenau angegeben. Ist jetzt alles egal? Die MOPO beantwortet die drängendsten Corona-Fragen.
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Die Corona-Zahlen erreichen täglich neue Rekordhöhen, die Politik macht aber weiter wie gehabt. Ein Hauch von Laissez-faire umweht die Entscheidungsträger, wenn man sich anschaut, dass weiterhin keine neuen Maßnahmen zur Viruseindämmung getroffen werden. Dafür werden nun aber PCR-Tests priorisiert, die Kontaktnachverfolgung beendet und Inzidenzen ungenau angegeben. Ist jetzt alles egal? Die MOPO beantwortet die drängendsten Corona-Fragen.
Der Inzidenzwert in Hamburg liegt bei fast 2000 – spielt er überhaupt noch eine Rolle? Dass er völlig irrelevant geworden ist, werden wohl die meisten Verantwortlichen bestreiten. Fakt ist aber, dass es laut Bürgermeister Peter Tschentscher eine neue Strategie gibt. „Die Inzidenz ist nicht mehr der entscheidende Maßstab.“ Stattdessen schaut man stärker auf die Krankenhauszahlen, respektive die Hospitalisierungsrate. Da eine hohe Inzidenz dank Impfung und der milderen Omikron-Variante nicht mehr zu so stark steigenden Krankenhauszahlen führt wie noch in früheren Wellen, hat sie nicht mehr die Wichtigkeit wie einst. Senatssprecher Marcel Schweitzer versicherte aber, dass Hamburg die Neuinfektionsfälle „ziemlich gut“ erfasse und „ziemlich nah“ an der tatsächlichen Inzidenz sei.
Kontaktverfolgung eingestellt – muss man sich noch einchecken?
Gibt es überhaupt noch Kontaktnachverfolgung in Hamburg? Nein, nicht wirklich. Schon länger sind die Gesundheitsämter so überlastet, dass sie sich vor allem darauf konzentrieren, infizierte Menschen zu kontaktieren. „Die Kontaktnachverfolgung hat nicht mehr die hohe Priorität“, so Bürgermeister Tschentscher. Viele Kontaktpersonen müssten ohnehin nicht mehr in Quarantäne, insofern habe sich eine neue Lage ergeben. Ausnahmen gibt es aber, wenn eine Person Kontakte zu vulnerablen Gruppen hatte, zum Beispiel, wenn sie im Altenheim arbeitet.
Die Kontaktnachverfolgung ist eingestellt – muss ich mich jetzt überhaupt noch einchecken, wenn ich ins Restaurant gehe? Ja, nach wie vor schreibt die Corona-Eindämmungsverordnung absurderweise vor, dass sich Menschen beim Restaurantbesuch, bei Veranstaltungen usw. einchecken müssen. Das will der Senat bald ändern.
Welche Kontaktpersonen müssen überhaupt noch in Quarantäne? Als enge Kontaktpersonen von Infizierten gelten Haushaltsangehörige oder Personen, die vom Gesundheitsamt als enge Kontakte identifiziert und kontaktiert wurden – was kaum noch vorkommt (siehe oben). Sie müssen zehn Tage in Quarantäne, können sich aber nach sieben Tage mit einem Schnelltest freitesten. Kinder und Jugendliche können sogar nach fünf Tagen wieder in die Schule, wenn sie sie einen negativen Test vorlegen. Die Quarantäne-Pflicht entfällt komplett für Kontaktperson, die geboostert oder frisch genesen sind.
Keine PCR-Tests verfügbar – was mache ich bei einem positiven Schnelltest?
Brauche ich noch einen PCR-Test, um meine Coronainfektion zu bestätigen? PCR-Tests sollen künftig aufgrund von Kapazitätsengpässen prioritär vulnerablen Gruppen und Personal, das mit ihnen zu tun hat, zur Verfügung gestellt werden. Schon jetzt ist es schwierig, an einen PCR-Test zu kommen, um sich seine Infektion nach einem positiven Schnelltest bestätigen zu lassen – so wie es eigentlich vorgeschrieben ist. Dementsprechend sollen Bürger sich bei einem positiven Schnelltest nach geltenden Regeln für zehn Tage isolieren, trotzdem muss man sich um einen PCR-Test bemühen.
„Diese Dauer sollten sie einhalten, auch wenn eine Bestätigung der Infektion mit höchster Gewissheit nicht erfolgt, beispielsweise, weil kurzfristig kein PCR-Test verfügbar ist“ sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde Martin Helfrich. Wichtig: Nach einem positiven Schnelltest im Testzentrum kontaktiert das Gesundheitsamt einen nicht – die Isolation wird also nicht offiziell noch einmal angewiesen.
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Wie es nun genau weitergeht, ist unklar. Die exakte Ausgestaltung der Priorisierung und der künftig geltenden Test-Regeln liegt noch nicht vor – hier arbeiten derzeit Bund und Länder Näheres aus. Das kann aber noch dauern. Senatssprecher Marcel Schweitzer geht von „gut zwei Wochen“ aus.
Ist die Corona-Warn-App noch relevant? Ja, vermutlich sogar so relevant wie nie zuvor. Nun, wo die Kontaktnachverfolgung weitestgehend zum Erliegen gekommen ist, warnt die App zuverlässiger vor Risikokontakten als die Gesundheitsämter. Wer eine rote Warnung bekommt, sollte einen Schnelltest in einem Testzentrum durchführen lassen.