• Vor dem Unterricht testen sich die Schüler und Schülerinnen in Hamburg zweimal pro Woche. (Symbolbild)
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Tests, Infektionen, Öffnungen: Wie geht es weiter an Hamburgs Schulen?

Stecken sich Kinder in der Schule an? Darüber lässt sich streiten. Die Hamburger Schulbehörde sagt, der überwiegende Teil der Infektionen kann nicht den Schulöffnungen zugeschrieben werden. Die Linke sieht das anders – und wünscht sich mehr Transparenz. Die MOPO zeigt, welche Zahlen zu Tests, Infektionen und Quarantäne bekannt sind und wie es jetzt weitergeht.

Seit Einführung der Schnelltests vor fünf Wochen sind an Hamburgs staatlichen Schulen über eine Million Schnelltests durchgeführt worden. Davon rund 79 Prozent bei Schülerinnen und Schülern sowie rund 21 Prozent bei Schulbeschäftigten – insgesamt 0,11 Prozent davon fielen positiv aus.

Hamburg: Wie viele Schüler haben sich mit Corona infiziert?

„Die Tests schaffen erheblich mehr Sicherheit. Indem wir mögliche Infizierte frühzeitig erkennen, verhindern wir viele Übertragungen in den Schulen“, sagt Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). 

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD)

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD)

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Der Anteil der positiven Schnelltests ist in diesem Zeitraum leicht zurückgegangen. Bei Schülerinnen und Schülern von 0,15 Prozent auf zuletzt 0,12 Prozent, bei Schulbeschäftigten von 0,06 Prozent auf 0,05 Prozent. Eine mögliche Ursache sieht die Schulbehörde in der Zunehmenden Impfung von Schulbeschäftigten.

Wie viele Infektionen gibt es pro Schule?

Einige Zahlen finden sich in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der schulpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus. Erfasst wurden sie innerhalb eines Zeitraums von zehn Tagen im April. Daraus ergibt sich, dass an Schulen zum Großteil Einzelfälle pro Jahrgang auftreten.

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Auffällig ist nur das Infektionsgeschehen auf der Elbinsel, hier gab es jeweils 14 Fälle an der Grundschule und an der medizinischen Berufsfachschule. Auch die MOPO berichtete darüber.

Die Infektionen waren kurz nach Ostern gemeldet worden und verteilten sich auf verschiedene Jahrgänge. Deshalb ging die Schulbehörde nicht davon aus, dass sich die Betroffenen untereinander vor Ort angesteckt hatten.

Wie viele Kinder mussten bisher in Quarantäne?

Quarantänemaßnahmen können laut des Senats nicht im zeitlichen Verlauf erfasst werden. Die Maßnahmen würden grundsätzlich von den zuständigen Gesundheitsämtern verhängt und im Einzelfall verlängert oder verkürzt.

Daher gibt es nur eine Momentaufnahme über drei Tage im April (16.-18.). In diesem Zeitraum wurden der Schulbehörde für 327 Personen Quarantänemaßnahmen gemeldet. Darunter 308 Schülerinnen und Schüler, 15 Lehrkräfte und vier Personen sonstigen pädagogischen Personals.

Kritik von der Linken: Zu wenig Transparenz

Kritik an den Erklärungen der Schulbehörde kommt aus der Linksfraktion. „Die Schulbehörde versteift sich auf ihre Ansicht, dass die seit Wochen extrem hohen Infektionen unter Kindern und Jugendlichen nicht auf die Schulöffnungen zurückzuführen sind“, sagt Boeddinghaus. Dabei liefere sie kaum vergleichbare Werte und zeige nur Ausschnitte der Lage an den Schulen. 

Die schulpolitische Sprecherin der Linksfraktion Sabine Boeddinghaus.

Die schulpolitische Sprecherin der Linksfraktion Sabine Boeddinghaus.

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„Insgesamt stehen die beiden Aprilwochen in keinem verstehbar logischen Zusammenhang. Ich würde mir wünschen, dass die Behörde hier mehr Transparenz schafft.“ Schulschließung befürwortet Boeddinghaus nicht, aber es sollte „wenigstens konsequent jeden Tag vor der Schule ein Test gemacht werden, und wenn von Eltern gewünscht, auch gerne zu Hause.“

Wie geht es weiter an den Schulen?

Voraussichtlich wird es laut Schulbehörde in diesem Schuljahr keine Präsenzpflicht mehr geben. Aktuell haben bestimmte Jahrgänge einen Wechselunterricht in halbierten Klassen: Vorschulen, Grundschulen von Klasse 1 bis 4, die Klassen 6, 10 und 12 der Gymnasien sowie die Klassen 9, 10 und 13 und die Abschlussklassen der Berufsschulen.

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Alle anderen Klassenstufen lernen seit über einem halben Jahr zu Hause. Dafür hatte es in den vergangenen Wochen mehrfach Kritik gegeben. „Als Schulsenator kann ich den Wunsch nach einer Schulöffnung für weitere Klassen allzu gut verstehen“, sagte Rabe dazu.

Eine Öffnung soll „in jedem Fall dann möglich sein, wenn die Inzidenzzahlen stabil auf einem niedrigen Niveau von unter 100 liegen.“ Ob darüber hinaus einzelne Klassenstufen auch bei höheren Inzidenzwerten wieder in die Schule gehen können, werde derzeit geprüft. Vorrangig geht es dabei um die Klassenstufen 5 und 6.

Hamburgs Schulsenator mit Kritik am Bund

In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Österreich kehren die Schulen trotz hoher Inzidenzen bald wieder in den Präsenzunterricht zurück. „Der Bund hat das Einkaufen und die Ausgangssperren gelockert, aber gleichzeitig die Schwelle für Schulschließungen verschärft“, sagt Rabe zur MOPO. Die Art wie in Deutschland mit den Schulen umgegangen wird, hält er für „überhaupt nicht mehr nachvollziehbar“.

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Deutschland agiere mit einer unangemessenen Härte gegen Schüler, Eltern und Familien. Im Wirtschaftsbereich bleibe man aber zum Beispiel vergleichsweise zurückhaltend. Dies sei nicht der richtige Maßstab. „Andere europäische Länder, etwa Frankreich oder Österreich, verfahren genau umgekehrt“, so Rabe.

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