Ärger am Generalkonsulat: Hamburgs Ukrainer sind sauer
Eine kleine Villa am Mundsburger Damm (Hohenfelde) beherbergt das ukrainische Konsulat in Hamburg, zuständig für alle Ukrainer, die in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein leben. Seit Ausbruch des Krieges ist die Zahl derer, die offizielle Beglaubigungen, einen neuen Pass oder eine Verlängerung des Führerscheins brauchen, förmlich explodiert, die Mitarbeiter des Konsulats in Sichtweite der Außenalster kommen kaum noch hinterher. Nun scheint sich die desolate Terminknappheit noch durch Abzocker zu verschärfen, die ihren verzweifelten Landsleuten das Geld aus der Tasche ziehen.
Eine kleine Villa am Mundsburger Damm (Hohenfelde) beherbergt das ukrainische Konsulat in Hamburg, zuständig für alle Ukrainer, die in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein leben. Seit Ausbruch des Krieges ist die Zahl derer, die offizielle Beglaubigungen, einen neuen Pass oder eine Verlängerung des Führerscheins brauchen, förmlich explodiert, die Mitarbeiter des Konsulats in Sichtweite der Außenalster kommen kaum noch hinterher. Nun scheint sich die desolate Terminknappheit noch durch Abzocker zu verschärfen, die ihren verzweifelten Landsleuten das Geld aus der Tasche ziehen.
Die junge Ukrainerin, die bei der MOPO anruft, klingt aufgebracht, im Hintergrund sind weitere laut schimpfende Stimmen zu hören. Wochenlang habe sie auf ihren online gebuchten Termin beim Konsulat gewartet und nun behaupte der Mitarbeiter am Eingang, ihr Name sei nicht im System. Auf die Frage, ob sie selbst den Termin gebucht habe, weicht sie aus, spricht von Screenshots, die sie vorweisen könne. Schließlich räumt sie ein, dass „andere“ wohl Termine geblockt hätten und sie an ihre Landsleute verkaufen. Die Frau weiß, dass das Vorgehen illegal ist, aber die Hoffnung, irgendwie an einen der knappen Termine zu kommen, ist größer als die Vernunft.
Dreister Terminhandel beim ukrainischen Konsulat
Konsulatssprecher Alexander Blümel bestätigt auf MOPO-Nachfrage das Problem des dreisten Terminhandels: „Leider machen sich rücksichtslose Personen die Situation zunutze und haben gelernt, sobald unser spezielles Systemprogramm täglich neue Termine freigibt, diese abzufangen, um sie später weiterzuverkaufen. Die Preise für solche dubiosen Angebote sind nach den uns vorliegenden Informationen unterschiedlich hoch.“ Die Anruferin spricht von Angeboten ab 30 Euro, will aus Angst vor Konsequenzen aber ihren Namen nicht nennen.
Die Abzocker, die sich selbst gerne „Vermittler“ nennen, haben wenig zu befürchten, bedauert Blümel: „Wir versuchen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen, aber nach Ansicht der Polizei handelt es sich bei solchen Aktionen nicht um Straftaten. Auch die Aufforderung an die Bürger, den Weiterverkauf von Terminen nicht zu unterstützen, hilft nicht immer weiter.“
Die „gekauften“ Termine sind oft nicht gültig
Das Problem: Die „gekauften“ Termine sind oft ungültig und dann kommt es am Konsulat zu lauten Szenen zwischen Mitarbeitern und erbosten Kunden und Kundinnen: „Manchmal haben die Bürger leider nicht die Registrierungsnummer des Termins, die dem Antragsteller per E-Mail zugesandt wird“, so Blümel, „oder sie haben eine Frist nicht für die konsularische Dienstleistung, die sie benötigen, sondern für die erste, die verfügbar war, oder sie kommen zu einem Termin, welcher auf eine andere Person gebucht wurde.“
Seit dem Krieg, der mehr als eine Million ukrainischer Staatsbürger – zumeist Frauen und Kinder – zur Flucht nach Deutschland gezwungen hat, hat sich die Nachfrage nach Terminen an den Vertretungen verzehnfacht. Die Folge: Die Botschaft in Berlin sowie die Generalkonsulate in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt/Main und München sind trotz Personalaufstockung komplett überlastet.
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Immerhin: Entspannung ist in Sicht, verspricht der Sprecher der Hamburger Vertretung. In Berlin und Köln wurden nun ukrainische Passdienste eröffnet. „Jetzt kann jeder neu angekommene ukrainische Staatsbürger diese Dienste nicht nur nutzen, um einen neuen Pass zu beantragen, was die beliebteste Dienstleistung ist, sondern auch, um einen Personalausweis zu erhalten oder seinen Führerschein zu verlängern“, so Blümel. Allein das Servicecenter in Berlin könne bis zu 1000 Personen am Tag empfangen.