Eine kleine Änderung – Zehntausende erwischt’s: Dieser Blitzer bricht alle Rekorde
Die meisten Hamburger Autofahrer wissen es nicht, müssen daher nun mitunter tief in die Tasche greifen: Seit Anfang des Jahres sind fast alle 60er-Zonen in der Innenstadt abgeschafft worden, es gilt wieder Tempo 50. Hingewiesen wird darauf nicht. Die alten Schilder hat der Senat entfernen lassen, aber neue wurden nicht aufgestellt. Die Folge: Die Blitzer-Zahlen steigen in die Höhe. Vor allem an einer Stelle macht die Stadt ordentlich Kasse.
Die meisten Hamburger Autofahrer wissen es nicht, müssen daher nun mitunter tief in die Tasche greifen: Seit Anfang des Jahres sind fast alle 60er-Zonen in der Innenstadt abgeschafft worden, es gilt wieder Tempo 50. Hingewiesen wird darauf nicht. Die alten Schilder hat der Senat entfernen lassen, aber neue wurden nicht aufgestellt. Die Folge: Die Blitzer-Zahlen steigen in die Höhe. Vor allem an den Elbbrücken macht die Stadt ordentlich Kasse.
Vor der Umstellung, als noch Tempo 60 galt, wurden pro Woche durchschnittlich rund 350 aus dem Süden kommende Autos vor den Elbbrücken geblitzt. Das geht aus Zahlen hervor, die der MOPO vorliegen. Der Blitzer war stadtweit bekannt, die meisten Fahrer verringerten rechtzeitig vorher die Geschwindigkeit.
6000 Blitzer-Fotos – in nur einer Woche!
In den ersten Wochen nach der Umstellung Ende Januar schoss die Anzahl der Geblitzten in die Höhe: Mehr als 6000 Mal blitzte es an der Stelle – innerhalb von nur sieben Tagen. Und damit im Durchschnitt siebzehn Mal öfter als vorher.
Und die Zahlen an den Elbbrücken blieben hoch: In der ersten Aprilwoche wurden dort 2000 Autos geblitzt. Viele Pendler scheinen also noch immer nichts von der Tempo-Drosselung zu wissen, sie wittern Abzocke seitens des Senats.

„Die Absicht der Rücknahme der Geschwindigkeit auf den betreffenden Straßenzügen wurde im Vorfeld in diversen Zeitungen, im Radio, im Fernsehen und im Internet umfassend kommuniziert“, sagt ein Sprecher der Innenbehörde. Auch die Blitzer habe man erst eine Woche nach Entfernung der 60er-Schilder so angepasst, dass sie entsprechend auslösen. Demnach hätten Autofahrer die Möglichkeit gehabt, „sich auf die Veränderung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit einzustellen“.
Blitzer erst eine Woche nach Einführung umgestellt
Juristisch gesehen bewegt sich der rot-grüne Senat auf der sicheren Seite: Für eine Rückkehr zu Tempo 50 bedarf es keiner rechtlichen Begründung. Und: Vor dem Blitzer steht ein Ortsschild. Das heißt, sind die 60er-Schilder weg, gilt – wie innerorts ohnehin üblich – Tempo 50.
Doch viele Pendler hätten sich deutlichere Informationen über die Tempo-Drosselung gewünscht – zum Beispiel durch die Aufstellung von Tempo-50-Schildern. Da dies nicht passierte, wurden auch viel mehr Autofahrer auf den von der Maßnahme ebenfalls betroffenen Abschnitten der Stein-Hardenberg-Straße, Alsterkrugchaussee, Amsinckstraße, des Heidkampswegs und des Poppenbütteler Wegs geblitzt.
„SPD und Grüne wollen das Autofahren unattraktiv gestalten“
„Kaum auf Hamburger Boden, fahren die Autofahrer durch die kaum bekannte Drosselung auf 50 km/h mitten in einen Blitzer hinein und müssen blechen“, sagt Richard Seelmaecker, Verkehrsexperte der CDU. Er findet deutliche Worte: „Für mich ist das reine Schikane und ein Abzocken der Autofahrer. Von der Autobahn kommend, wäre die Einfahrt in eine 60er Zone sinnvoll und praktikabel, so wie es viele Jahre auch funktionierte“. Es bleibe dabei: „SPD und Grüne wollen das Autofahren in Hamburg möglichst unattraktiv gestalten.“
„Ein reines Stück Symbolpolitik“
SPD und Grüne haben im vergangenen Jahr in der Bürgerschaft beschlossen, die Tempo-60-Zonen abzuschaffen. Die einzige Ausnahme: Hafen-, Gewerbe- und Industriegebiete. Laut SPD und Grünen verringere sich dadurch das Risiko von schweren und tödlichen Verkehrsunfällen. Auch Lärm, CO2– und Feinstaubemmissionen nähmen ab.

„Für uns hat die Verkehrssicherheit Vorrang“, betont Ole Thorben Buschhüter von der SPD. „Runter vom Gas“ diene der Sicherheit aller, es dürfe nicht um Abzocke gehen. Er fügt hinzu: „Wir wünschen uns eine Informationskampagne, um das Bewusstsein für Tempo 50 innerorts gerade am Stadtanfang zu schärfen.“
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CDU und AfD hatten dem rot-grünen Senat bereits bei Antragstellung eine „ideologisierte und autofeindliche Politik“ vorgeworfen. Seelmaecker damals: „Der Antrag ist ein reines Stück Symbolpolitik.“