Taufe im Hamburger Hafen: Dieses Schiff soll Leben retten
Blauer Rumpf, weiße Aufbauten: Auf den ersten Blick sieht das Schiff, das seit Mittwoch gleich neben der „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen liegt, aus wie ein ganz normales Versorgungsschiff. Doch dieses Boot hat einen ganz besonderen Auftrag: Es soll Menschen retten. Und zwar nicht nur Hunderte, sondern Tausende! Am Donnerstag wurde die schwimmende Rettungsinsel an der Überseebrücke getauft.
Blauer Rumpf, weiße Aufbauten: Auf den ersten Blick sieht das Schiff, das seit Mittwoch gleich neben der „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen liegt, aus wie ein ganz normales Versorgungsschiff. Doch dieses Boot hat einen ganz besonderen Auftrag: Es soll Menschen retten. Und zwar nicht nur Hunderte, sondern Tausende! Am Donnerstag wurde die schwimmende Rettungsinsel an der Überseebrücke getauft.
Die Schwimmwesten liegen schon bereit: Dutzende orangefarbener Rettungsmittel stapeln sich gleich hinter der Tür zum Deck, auf dem sich schon bald 400 bis 600 Menschen drängen werden – so viele wie auf keinem anderen bisherigen Boot der deutschen Hilfsorganisation „Sea-Watch“, die seit 2015 Schiffsbrüchige im Mittelmeer aus dem Wasser zieht.
„Sea-Watch 5“ ist das größte und modernste Schiff der Hilfsorganisation
Auch sonst ist alles schon weitgehend vorbereitet für den ersten Einsatz, der für das Frühjahr 2023 geplant ist. Es gibt eine Krankenstation zur Versorgung von Schwerverletzten. Eine Erholungsstation mit Dutzenden Etagenbetten für diejenigen, die nach der Rettung aus dem Meer erstmal wieder zu Kräften kommen müssen. Das gilt vor allem für Frauen und Kinder.

„Die ,Sea-Watch 5′ ist größer und schneller als alle Schiffe, die wir bisher im Einsatz hatten“, erklärt Sprecherin Mattea Weihe. Der ehemalige Versorger, der an Ölplattformen tätig war und dort auch in der Rettung eingesetzt wurde, ist erst zwölf Jahre alt, hat eine moderne Ausstattung und musste für seine künftigen Aufgaben nicht groß umgebaut werden.
„Sea-Watch 3“ wird von italienischen Behörden blockiert
4,5 Millionen Euro hat das Schiff gekostet, das die Organisation allein aus Spendenmitteln finanzieren musste. Doch es wurde dringend benötigt. Denn das einzige andere heute noch im Einsatz befindliche Schiff der Organisation, die „Sea-Watch 3“ wird derzeit von den italienischen Behörden blockiert.

„Es wurde uns unterstellt, es wären zu viele Menschen an Bord gewesen, die Sicherheit der Geretteten sei deshalb in Gefahr gewesen“, sagt Mattea Weihe nicht ohne Bitterkeit in der Stimme. „Dabei haben sie uns vorher acht Tage lang nicht anlegen lassen! So wichtig ist ihnen die Sicherheit.“
„Sea-Watch“ hat 45.000 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet
Bei der Taufe der „Sea-Watch 5“ ging es denn auch darum, ein Zeichen zu setzen. „Diese Taufe ist eine Botschaft an die neue italienische Regierung, die nicht will, dass auch nur ein Mensch das europäische Festland lebend erreicht“, so Mattea Weihe während der Feierlichkeiten. Und: „Diese Taufe ist ein Zeichen gegen den Faschismus!“ Auf einen Taufpaten oder eine Taufpatin wurde bewusst verzichtet. Stattdessen kamen bei der Zeremonie Vertreter befreundeter Hilfsorganisationen zu Wort. Die Menschlichkeit sollte im Vordergrund stehen, nicht ein Mensch oder ein Prominenter.
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45.000 Menschen hat „Sea-Watch“ seit seiner Gründung schon aus dem Mittelmeer gerettet. Dabei wurden die Helfer immer wieder in ihrer Arbeit behindert – entweder, weil sie nicht anlegen durften, festgenommen wurden (Kapitänin Carola Rackete) und festgesetzt wurden. Langfristig gebe es nur eine Lösung, sagt Mattea Weihe: „Die Seenotrettung muss staatlich betrieben werden, und wir müssen dafür sorgen, dass Menschen sicher und legal einreisen können, damit sie sich gar nicht erst auf die Flucht begeben müssen.“
Vor ihrem Auslaufen kann die „Sea-Watch 5“ am Wochenende an der Überseebrücke besichtigt werden: am Sonnabend von 12 bis 18 Uhr und am Sonntag von 12 bis 16 Uhr.