Neben der Leiche lag ein Brief: „Die letzte Kugel ist für mich“
Die Tote lag in einer Wohnung über dem heutigen „Delphi Showpalast“ an der Eimsbütteler Chaussee. Gabriele K. (22) war erschossen worden. Neben der Leiche fand die Polizei einen handgeschriebenen Brief: „Wenn ihr mich findet, wisst ihr, dass ich der Mörder bin. Die letzte Kugel ist für mich.“
Die Beamten, die am 14. August 1973 die winzige Zwei-Zimmer-Wohnung betraten, waren auf der Suche nach einem Einbrecher. Der vorbestrafte Siegfried D. (36) wurde verdächtigt, auf dem Kiez in eine Wohnung eingestiegen zu sein. Als niemand öffnete, stellte der Eigentümer der Disco, die damals „Kaisersaal“ hieß, einen Nachschlüssel zur Verfügung.
Die Tote lag in einer Wohnung über dem heutigen „Delphi Showpalast“ an der Eimsbütteler Chaussee. Gabriele K. (22) war erschossen worden. Neben der Leiche fand die Polizei einen handgeschriebenen Brief: „Wenn ihr mich findet, wisst ihr, dass ich der Mörder bin. Die letzte Kugel ist für mich.“
Die Beamten, die am 14. August 1973 die winzige Zwei-Zimmer-Wohnung betraten, waren auf der Suche nach einem Einbrecher. Der vorbestrafte Siegfried D. (36) wurde verdächtigt, auf dem Kiez in eine Wohnung eingestiegen zu sein. Als niemand öffnete, stellte der Eigentümer der Disco, die damals „Kaisersaal“ hieß, einen Nachschlüssel zur Verfügung.
Tatort: Der Onkel, der seine Nichte ermordete
Auf dem Bett lag die durch einen Genickschuss getötete Gabriele K. Und der Brief stammte von dem gesuchten Einbrecher Siegfried D. Das Opfer war seine Nichte und wohl auch Geliebte gewesen.

Der Mann stammte aus Dortmund und landete 1957 erstmals im Gefängnis. Als damals 19-Jähriger trat er bei einem Trinkgelage einen Kumpan tot. Das Urteil: fünf Jahre Jugendstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge. 1965 wiederum stach er in Dortmund aus Eifersucht auf eine Frau ein. 1966 wurde der Täter deswegen zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, aber schon 1972 aus der Haft entlassen. Ein psychiatrischer Gutachter schrieb damals über den Verbrecher: „Ein verbitterter Menschenverächter mit einem unglaublichen Hass auf die Gesellschaft.“

Dieser Hass spiegelte sich auch aus dem Brief wider, den die Hamburger Kripo neben der Frauenleiche gefunden hatte. Dort hieß es weiter: „… ihr habt mich dazu getrieben. Ein Wahn eure Gesellschaftsordnung. Ich pfeife darauf.“
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Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus ging Siegfried D. nach Hamburg und schlug sich als „Putzmann“ in Kneipen und Discos durch. So fand er auch die Wohnung über dem „Kaisersaal“ in Eimsbüttel. Seine Familie hatte sich von dem Kriminellen losgesagt – bis auf seine Nichte. Schon aus dem Gefängnis hatte der Täter Briefe an die damals erst 15-Jährige geschrieben: „Mein kleiner Engel, ich könnte mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen.“
Gabriele K. heiratete dann aber einen anderen Mann in Dortmund, bekam ein Kind von ihm – und hielt weiter Kontakt zu ihrem Onkel in Hamburg.

Nach einem Streit mit ihrem Ehemann verließ sie die Dortmunder Wohnung und fuhr nach Hamburg. Ihre vierjährige Tochter ließ sie bei ihrer Mutter zurück. Der Ehemann war auf Montage. Nur einen Tag später erschoss Siegfried D. die junge Frau in Eimsbüttel mit einer doppelläufigen „Derringer“-Taschenpistole.
Urteil: Lebenslang
Fünf Tage Tage später nahmen Polizisten den Mörder im hessischen Bad Schwalbach fest. Die Wirtin des Lokals „Zum Jägerheim“ im Taunus hatte die Polizei gerufen, weil Siegfried D. elf Mark (5,50 Euro) für sein Essen nicht zahlen konnte. Als die Beamten eintrafen, sagte der Zechpreller: „Ich werde in Hamburg wegen Mordes gesucht, wollte nur noch mal gut essen und mich dann umbringen.“ Der Mörder übergab den überraschten Polizisten auch die Tatwaffe.
Im August 1974 stand der Täter in Hamburg vor dem Schwurgericht und schwieg. Bis zum Schluss blieb das Motiv ungeklärt. Am 23. August 1974 entschieden die Richter auf eine lebenslange Haftstrafe. Siegfried D. hatte das letzte Wort und sagte: „Ich nehme das Urteil an. Ich bin nicht schuldig im Sinne der Anklage. Aber es ist mir gleichgültig.“

Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Eimsbütteler Chaussee) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 62-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung oder „Lost Places“. Zu dem Mord 1973 schreibt er: „Das ist ein Fall aus den Tiefen des MOPO-Archivs. Wir dürften eine der wenigen Zeitungen weltweit sein, die noch ein Zeitungsarchiv haben. Dort liegen zig braune Papiertüten mit säuberlich ausgeschnittenen Artikeln und Fotos. Wir hatten damals vier Archivare und ich bin immer wieder begeistert, wie akkurat die gearbeitet haben.