Frau erschlagen: „Täter muss sich mit Blut besudelt haben“
V-Leute – so nennt die Polizei Informanten aus Verbrecherkreisen, die Ermittler mit Informationen versorgen. Ein gefährlicher Job. Annelie K. sollte so eine Tätigkeit im Hamburger Rauschgiftmilieu nicht überleben. Am 13. Juli 1986 wurde die 40-Jährige auf einem Schulhof in Borgfelde erschlagen.
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V-Leute – so nennt die Polizei Informanten aus Verbrecherkreisen, die Ermittler mit Informationen versorgen. Ein gefährlicher Job. Annelie K. sollte so eine Tätigkeit im Hamburger Rauschgiftmilieu nicht überleben. Am 13. Juli 1986 wurde die 40-Jährige auf einem Schulhof in Borgfelde erschlagen.
Der Job von Annelie K. war es, Dealer hochgehen zu lassen. So gab sie sich im Rauschgiftmilieu als zahlungskräftige Käuferin aus und lockte Drogenhändler in die Falle. Bei verabredeten Übergaben schlug dann die Polizei zu und nahm die Dealer fest.
In der Nacht zum 13. Juli 1986 wollte sich die Frau auf dem Schulhof an der Straße Brekelbaums Park, unweit vom Berliner Tor, mit einem Mann treffen, der vorgab, ein Kilo Heroin verkaufen zu können. Bei diesem „Vorgespräch“ war die mutige Frau allein. Was genau auf dem Schulhof geschehen ist, konnte nie geklärt werden. Sicher ist nur, dass die 40-Jährige das nächtliche Treffen nicht überlebte. Sie wurde brutal mit einem Hammer erschlagen.
V-Frau in Hamburg erschlagen: Mörder wurde nie gefasst
Zunächst geriet ihr Mann, Claus K., in Verdacht. Der 42-Jährige arbeitete ebenfalls als V-Mann für die Kripo. Der Verdächtige kam in Untersuchungshaft, wurde aber im Januar 1987 entlassen, weil die Anklage der Staatsanwaltschaft nicht pünktlich bei Gericht eingereicht worden war.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Brekelbaums Park) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. An den Mord vor 36 Jahren erinnert er sich: „Die Hintergründe des Falls waren eigenartig. Damals starben jährlich oft 100 junge Menschen an einer Überdosis Drogen. Die Polizei stand unter Zugzwang, setzte auf V-Leute aus dem Drogenmilieu. Ein Frau in dieser gefährlichen Rolle war allerdings extrem ungewöhnlich.“
Claus K. suchte anschließend seine Geliebte, die gegen ihn ausgesagt hatte, auf und bedrohte sie: „Die nächste Tote bist du. Ich mach’s nicht selbst, sondern kauf mir einen Killer …“
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Die bedrohte Frau ging zur Polizei und Claus K. wurde erneut verhaftet. Im Januar 1989 stand er vor dem Schwurgericht. Bei der Verhandlung kam heraus, dass der Angeklagte wusste, dass seine Frau bei dem nächtlichen Treff auf dem Schulhof sterben sollte. Er selbst war auch am Tatort, doch der Mörder war ein anderer – so jedenfalls die Einschätzung des Gerichts. Die Begründung von Richter Heinsohn: „An der Kleidung des Angeklagten wurden kaum Blutspuren festgestellt. Der Täter jedoch muss sich förmlich mit Blut besudelt haben.“
Claus K. wurde am 22. Januar 1989 wegen Totschlags – begangen durch Unterlassen – zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der Mörder seiner Frau wurde nie gefasst.