Sozialamts-Mitarbeiterin lehnte Hochzeit ab – und wurde umgebracht
Heidi H. war Sachbearbeiterin im Sozialamt Mitte. Dieses befand sich vor 40 Jahren noch im prächtigen Altbau Kaiser-Wilhelm-Straße 85. Dort in der Neustadt hatte 1984 die 31-Jährige darüber zu entscheiden, ob ein Flüchtling eine psychisch kranke und entmündigte Frau heiraten durfte. Sie sagte „Nein“. Das war ihr Todesurteil.
Heidi H. war Sachbearbeiterin im Sozialamt Mitte. Dieses befand sich vor 40 Jahren noch im prächtigen Altbau Kaiser-Wilhelm-Straße 85. Dort in der Neustadt hatte 1984 die 31-Jährige darüber zu entscheiden, ob ein Flüchtling eine psychisch kranke und entmündigte Frau heiraten durfte. Sie sagte „Nein“. Das war ihr Todesurteil.
Ahmad K. (Name geändert) war 1983 aus Pakistan nach Hamburg gekommen und hatte hier einen Antrag auf Asyl gestellt. Der war abgelehnt worden und Ahmad K. stellte einen weiteren Antrag. Gleichzeitig begann der 30-Jährige eine Beziehung mit einer jungen Frau. Die 21-Jährige war psychisch krank und stationär im Krankenhaus Ochsenzoll, heute Klinikum Nord, untergebracht. Wegen ihrer schweren Erkrankung war die Frau zudem entmündigt. Vormund war die Sozialamts-Mitarbeiterin Heidi H. vom Amt für Rehabilitation.

Die erkrankte Frau bekam jedoch ein Kind von Ahmad K., der die junge Mutter heiraten wollte. Dafür benötigte er die Genehmigung des Amtsvormunds. Heidi H. aber lehnte wegen der Erkrankung der 21-Jährigen ab. Eine Richterin bestätigte diese Entscheidung.
Täter stach zu, weil er nicht heiraten durfte
Als Ahmad K. davon erfuhr, fuhr er am 19. Dezember 1984 nachmittags in das Sozialamt und stürmte in das Zimmer 327 der Sozialpädagogin. Er stach mit einem Messer auf die wehrlose Frau ein, traf sie in Herz, Lunge und Leber. Der Messerstecher entkam. Sein Opfer stammelte noch seinen Namen, brach dann bewusstlos zusammen. 20 Stunden kämpften die Ärzte im Krankenhaus St. Georg um das Leben der Frau – vergeblich. Heidi H. starb. Sie war schwanger gewesen.

Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Kaiser-Wilhelm-Straße 85) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. An das Verbrechen vor fast 40 Jahren erinnert er sich: „Die MOPO-Redaktion befand sich damals im 2. Stock des Kaufmannshauses an der Bleichenbrücke, deswegen war ich sehr schnell am Tatort und fotografierte das schwer verletzte Opfer. Das war damals für mich Alltag. Heute schaue ich berührt auf die junge Frau auf der Trage, die wenig später starb.
Einige Tage nach der Tat konnten Fahnder Ahmad K. im Nobistor-Hochhaus an der Reeperbahn stellen. Noch am selben Abend legte er ein umfassendes Geständnis ab.
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Im Juli 1985 stand Ahmad K. vor Gericht, sagte über die Tat: „Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne.“ Am 1. August 1985 wurde der mittlerweile 32-Jährige wegen Totschlags zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Richter billigten ihm eine verminderte Schuldfähigkeit zu, weil er im Zustand „äußerster Erregung“ zugestochen habe.