Irre! Wie ein Kugelschreiber einem Polizisten in Buxtehude das Leben rettete
Als junger Soldat hatte Kurt H. 1961 eine Maschinenpistole aus der Waffenkammer einer Lüneburger Luftwaffen-Kaserne gestohlen. Am frühen Morgen des 20. Februar 1980 eröffnete er damit in Buxtehude das Feuer auf zwei Polizisten. Sie waren nicht die einzigen Opfer des Mannes, der ein Doppelleben führte.
Der Besatzung eines zivilen Buxtehuder Streifenwagens war morgens ein roter VW Golf aufgefallen. Das Hamburger Kennzeichen war als gestohlen gemeldet. Als der Fahrer den Streifenwagen bemerkte, gab er Gas.
- Deutsch (Deutschland)
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Als junger Soldat hatte Kurt H. 1961 eine Maschinenpistole aus der Waffenkammer einer Lüneburger Luftwaffen-Kaserne gestohlen. Am frühen Morgen des 20. Februar 1980 eröffnete er damit in Buxtehude das Feuer auf zwei Polizisten. Sie waren nicht die einzigen Opfer des Mannes, der ein Doppelleben führte.
Der Besatzung eines zivilen Buxtehuder Streifenwagens war morgens ein roter VW Golf aufgefallen. Das Hamburger Kennzeichen war als gestohlen gemeldet. Als der Fahrer den Streifenwagen bemerkte, gab er Gas.
Auf einer Straße am Rübker Moor bei Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) verlor der 41-Jährige die Gewalt über den Golf und landete in einem Graben. Als sich die beiden Polizisten dem Auto näherten, feuerte Kurt H. sofort mit der 20-schüssigen Maschinenpistole auf die Beamten.
Bei Hamburg: Kugelschreiber rettete Polizisten das Leben
Beide Polizisten brachen getroffen zusammen. Dabei rettete ein Kugelschreiber dem Polizeimeister Gerd W. (25) das Leben. Eines der Neun-Millimeter-Geschosse hatte ihn in der Brust getroffen, doch der Stift in der linken Brusttasche seiner Jacke hatte das Geschoss gestoppt.
Mit der Maschinenpistole näherte sich Kurt H. den Beamten. Der 34-jährige Polizeiobermeister Jürgen F. zog seine Dienstpistole, schoss und traf den Täter tödlich ins Herz. Beide Polizisten kamen ins Krankenhaus, überlebten die Attacke.
In der Kleidung des Täters fand die Polizei zwei weitere scharfe Pistolen. In seinem Auto lagen zudem Einbruchswerkzeug, ein Kampfmesser und eine grüne „Fantomas“-Gesichtsmaske aus Gummi.
Die Kripo ermittelte intensiv im Umfeld des Schützen. Er lebte in Rübke (Kreis Stade), war angeblich als Arbeiter auf BP-Bohrinseln unter anderem am Persischen Golf tätig. Der 41-Jährige wohnte in einem Bungalow, den er selbst gebaut hatte – und führte ein Doppelleben. Eine Untersuchung der Maschinenpistole beim Bundeskriminalamt ergab, dass mit der Kriegswaffe mindestens zwei weitere Menschen getötet worden waren.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Rübker Moor) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 62-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. An den Fall vor 42 Jahren erinnert er sich: „Ich war damals selbst als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr, übte mit einer Maschinenpistole Uzi, wie sie der Verbrecher verwendet hatte. Da der Täter tot war, wurden damals alle Ermittlungen eingestellt. Deswegen konnte nie genau geklärt werden, wie viele Menschen er noch überfallen oder sogar getötet hatte.“
Am 9. Februar 1980 war damit die 44-jährige Thea A. bei Stade erschossen worden. Sie hatte einen Einbrecher überrascht, der in ihre Wohnung eingestiegen war. Das Opfer war die Ehefrau eines Sparkassenchefs. Die Kripo ging davon aus, dass der Täter die Schlüssel zum Tresor der Sparkasse erbeuten wollte.
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In Zeven (Landkreis Rotenburg/Wümme) wiederum war mit der Waffe der Taxifahrer Friedrich P. ermordet worden. Er hatte mit seinem Taxi einen mutmaßlichen Einbrecher verfolgt.