Maria L.: In ihrem eigenen Sessel erdrosselt
Maria L. ist eine sehr vorsichtige Frau. Niemals hätte die 79-Jährige einem Unbekannten die Tür geöffnet. Doch ihrem Mörder öffnet die wohlhabende Rentnerin. Der Täter erdrosselt sie in ihrer Eilbeker Wohnung mit einem Hanfseil, missbraucht die Tote und entkommt mit einem Sparbuch und Schmuck im Wert von etwa 20.000 Mark (10.000 Euro).
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Maria L. ist eine sehr vorsichtige Frau. Niemals hätte die 79-Jährige einem Unbekannten die Tür geöffnet. Doch ihrem Mörder öffnet die wohlhabende Rentnerin. Der Täter erdrosselt sie in ihrer Eilbeker Wohnung mit einem Hanfseil, missbraucht die Tote und entkommt mit einem Sparbuch und Schmuck im Wert von etwa 20.000 Mark (10.000 Euro).
Am 7. Dezember 1975 klingelt Helga L. (47) gegen 14 Uhr an der Wohnungstür der 79-Jährigen an der Blumenau. Sie will ihrer Mutter beim Ausfüllen eines Krankenscheins helfen, weil diese sich vor einigen Wochen bei einem Sturz das linke Handgelenk gebrochen hatte. Doch niemand öffnet.
Helga L. besitzt einen Schlüssel, öffnet die Wohnungstür und stutzt. Die Vorhänge der Drei-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss sind mitten am Tag zugezogen. Der Fernseher steht nicht wie üblich in der Ecke, sondern auf dem Tisch und daneben liegt die Perücke ihrer Mutter.
Dann entdeckt sie ihre Mutter: Sie sitzt im Sessel. Die Tochter realisiert zunächst nicht, dass hier ein Verbrechen begangen wurde, und nimmt neben der Toten Platz. „Ich hatte das Gefühl, dass da ein Film abspult“, erzählt Helga L. damals der MOPO-Polizeireporterin Edith Unger. „Ich stand neben mir, sah meine Mutter, dann eine geöffnete Schmuckkassette, die gewöhnlich im Bücherregal versteckt war.“
Und plötzlich realisiert Helga L. dann doch, was geschehen ist. Sie springt in Panik auf und flüchtet aus der Wohnung des Mordopfers zu Nachbarn. Die rufen die Polizei.
Mordfall in Hamburg: Ex-Mann unter Verdacht
Die Mordkommission übernimmt den Tatort und schnell haben die Ermittler den Ex-Mann von Helga L. im Visier. Vor einigen Wochen war der bei seinem späteren Opfer Maria L. aufgetaucht, hatte offenbar Geldprobleme und hoffte, seine Ex-Schwiegermutter könnte ihm aushelfen.
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Die Kripo veranlasst eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem Verdächtigen, der mit einem Fiat 128 unterwegs ist. Nur einen Tag nach Entdeckung des Verbrechens wird der 55-Jährige sterbend in einer Absteige am Steindamm entdeckt. Der Mann hatte eine Überdosis Schlaftabletten genommen, wollte sich offenbar das Leben nehmen. In dem Zimmer, das der frühere Mitarbeiter der Werft Blohm + Voss für 30 Mark (15 Euro) die Nacht gemietet hatte, entdeckt die Polizei eine goldene Uhr aus dem Besitz der Ermordeten.
Überlebte der Verdächtige? Wenn ja, wurde er je verurteilt? Diese Fragen kann heute niemand mehr beantworten. Die Hamburger Justiz hat keine Mordakten mehr aus dieser Zeit. Im MOPO-Archiv finden sich nur die Artikel und Fotos der Mordfall-Berichterstattung im Dezember 1975.