Hamburger konnte die Zeche nicht zahlen – da wurde er zum Mörder
Vor 47 Jahren befand sich im Einzelhaus Bergedorfer Straße 24 eine Keller-Kneipe mit dem Namen „Old Country Kitchen“. Wirtin Edith Q. (33) schloss am 14. Februar 1975 gegen 19 Uhr auf und entdeckte ihren leblosen Aushilfskellner Klaus S.
Der Mitarbeiter der Astra-Brauerei saß auf dem Fußboden vor dem Tresen. Rettungssanitäter und Notarzt konnten nichts mehr für den Kellner tun. Der 32-Jährige war mit vier Schüssen Kaliber 7,65 Millimeter ins Genick getötet worden. Aus der Kneipenkasse fehlten 750 Mark (325 Euro).
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Vor 47 Jahren befand sich im Einzelhaus Bergedorfer Straße 24 eine Keller-Kneipe mit dem Namen „Old Country Kitchen“. Wirtin Edith Q. (33) schloss am 14. Februar 1975 gegen 19 Uhr auf und entdeckte ihren leblosen Aushilfskellner Klaus S.
Der Mitarbeiter der Astra-Brauerei saß auf dem Fußboden vor dem Tresen. Rettungssanitäter und Notarzt konnten nichts mehr für den Kellner tun. Der 32-Jährige war mit vier Schüssen Kaliber 7,65 Millimeter ins Genick getötet worden. Aus der Kneipenkasse fehlten 750 Mark (325 Euro).
Schnell geriet der 26-jährige Eduard V. (Name geändert) unter Verdacht. Er war nicht nur Kollege, sondern auch mit dem Opfer befreundet gewesen, hatte zuletzt aber einen handfesten Krach mit dem 32-Jährigen gehabt. Sogar geschlagen haben sollen sich die beiden Männer. Der Grund für den Zoff war allerdings nicht bekannt. Nach dem Mord hatte der notorisch klamme Eduard V. plötzlich Schulden bezahlt und war nach Berlin abgehauen.
Tatort Hamburg: „Ich bin der Genickschussmörder vom ,Old Country Kitchen‘“
Dort verhafteten ihn Polizisten schon am 16. Februar in der Wohnung einer Freundin. Vor der Kripo in Hamburg erklärte Eduard V. sofort: „Ich bin der Genickschussmörder vom ,Old Country Kitchen‘.“ Der Täter hatte seit drei Jahre zusammen mit dem Opfer in der düsteren Lohbrügger Kellerkneipe gejobbt.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Bergedorfer Straße 24) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 62-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. An den Mord vor 47 Jahren erinnert er sich: „Ich war damals als Schüler freier Mitarbeiter bei der MOPO, hörte Polizeifunk und fotografierte meist Verkehrsunfälle oder Brände. Insgeheim bewunderte und beneidete ich meine erwachsenen Kollegen, die über Morde und andere schwere Verbrechen berichten durften.
Stunden vor dem Mord hatte der gelernte Kfz-Mechaniker im Bergedorfer „Dorfkrug“ ordentlich gezecht und konnte dann seine Zeche nicht zahlen. Eduard V. ging gegen 20 Uhr aus dem Laden, kehrte gegen zwei Uhr nachts zurück und beglich plötzlich seine Schulden auch aus vorherigen Zechgelagen. Dazwischen hatte er seinen Kollegen getötet und die Kasse des „Old Country Kitchen“ geplündert.
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Schon im November 1975 stand der Täter in Hamburg vor dem Schwurgericht, gab die Schüsse zu und wurde nach wenigen Verhandlungstagen zu einer langen Haftstrafe verurteilt.