Fünf Schüsse auf den Pöseldorfer Gastro-Playboy
Rasim Fejzagic war Promi-Wirt in Pöseldorf, er liebte schnelle Autos und schöne Frauen. Ja, in den 1980er Jahren war „Ratko“, wie ihn alle nannten, so etwas wie ein Hamburger Playboy. Am 5. Juni 1986 lauerte ein Killer vor seiner Wohnung in Winterhude und tötete den 41-Jährigen mit fünf Schüssen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Rasim Fejzagic war Promi-Wirt in Pöseldorf, er liebte schnelle Autos und schöne Frauen. Ja, in den 1980er Jahren war „Ratko“, wie ihn alle nannten, so etwas wie ein Hamburger Playboy. Am 5. Juni 1986 lauerte ein Killer vor seiner Wohnung in Winterhude und tötete den 41-Jährigen mit fünf Schüssen.
Der Gastronom hatte in dieser Nacht sein bekanntes Bistro an der Milchstraße geschlossen und war mit seiner 500er Mercedes-Limousine zur Sierichstraße gefahren. Dort lebte er zusammen mit seiner Freundin in einer schönen Altbauwohnung. Kaum hatte Fejzagic seinen Wagen verlassen, kam der Killer auf ihn zu und feuerte mit einer großkalibrigen 45er Pistole auf sein Opfer. Die Freundin des Gastwirts hörte in der Wohnung die Schüsse, rannte auf die Straße und fand ihren Freund neben seinem Auto liegend. Rasim Fejzagic war tot. Der Täter entkam.
Gerüchte um Mord von Promi-Wirt
Für die Mordkommission begann eine aufwendige Ermittlung. Schnell wurden erste Gerüchte laut, dass der Promi-Gastwirt Opfer von brutalen Schutzgelderpressern geworden sei. Die Beamten beschäftigten sich zunächst mit der Vita des Ermordeten: Rasim Fejzagic war 1968 aus einem kleinen Ort in Bosnien nach Hamburg gekommen.
Der damals 23-Jährige fand schnell Arbeit bei der Deutschen Werft im Hafen. Doch dann wechselte der junge Mann in die Gastronomie, wurde Kellner in der Kiez-Kneipe „Revolution“. Die gehörte dem damaligen Groß-Gastronomen („Pizza-König“) Manfred Katz. Bald machte sich Fejzagic selbstständig, eröffnete erst an der Kanalstraße (Uhlenhorst) ein Balkan-Restaurant, dann übernahm er 1985 das „Bistro“ an der Milchstraße und machte es zum Promi-Treff. So wurde der damalige HSV-Star Ivan Buljan Stammgast, freundete sich schnell mit dem Wirt an, der optisch etwas an den argentinischen Fußball-Superstar Diego Maradona erinnerte.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort in der Sierichstraße 32) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 62-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Architektur oder „Lost Places“. An den mysteriösen Mord vor 35 Jahren erinnert er sich: „Der Fall beschäftigte die MOPO mehrere Tage. Es sprach viel dafür, dass der Gastronom tief ins Rotlicht- und Drogenmilieu verstrickt war. Als 1990 ein Insider aus der Drogenmafia bei der Kripo auspackte, machte er diverse Aussagen zu dunklen Geschäften des Mordopfers.
Das könnte Sie auch interessieren: Tatort Hamburg: Als ein Teenager die Eltern seines Kumpels tötete
Aber der Bistro-Chef hatte auch Freunde im Rotlicht-Milieu. Mehr noch: Er soll selbst auch in Falschgeld- und Drogengeschäfte verstrickt gewesen sein. Informanten aus der Drogenszene teilten der Kripo mit, „Ratko“ habe angeblich zwei Italiener mit falschen Dollars betrogen und sogar eine Kokain-Lieferung nicht bezahlt.
Und dann gab es da noch zwei mysteriöse Todesfälle im Umfeld des Ermordeten. 1979 wurde seine damalige Freundin tot in ihrem Appartement gefunden. Sie starb angeblich an einer Überdosis Tabletten. Danach war Monika H. (25) seine Freundin. 1981 raste sie mit ihrem Porsche 928 aus ungeklärter Ursache auf der Straße Alsterufer (Rotherbaum) gegen einen Mast – war sofort tot.
Viele Ermittlungsansätze also. Aber keiner führte die Mordkommission zum Täter.