Mord in Hamburg: Erst tranken sie, dann stach er zu – während die Kinder schliefen
Zwei Morde an einem Tag in derselben Gegend – das war in den 1970er Jahren nichts Besonderes. Der MOPO waren die Taten damals auch nur einen mittelgroßen Bericht auf Seite fünf wert – aus heutiger Sicht schwer zu glauben. Dazu gehörte ein Mord, bei dem drei kleine Kinder in ihrem Zimmer schliefen.
Zwei Morde an einem Tag in derselben Gegend – das war in den 1970er Jahren nichts Besonderes. Der MOPO waren die Taten damals auch nur einen mittelgroßen Bericht auf Seite fünf wert – aus heutiger Sicht schwer zu glauben. Dazu gehörte ein Mord, bei dem drei kleine Kinder in ihrem Zimmer schliefen.
Karl M. (Name geändert) war einst Fernfahrer, doch irgendwann geriet er auf die schiefe Bahn und verbüßte im halboffenen Vollzug des Gefängnisses Alt-Erfrade bei Segeberg eine einjährige Strafe wegen Unterschlagung. Ostern 1974 durfte der 30-Jährige den Knast verlassen. Karl M. erschien Ostersonntag bei seiner geschiedenen Frau. Die lebte mit ihren drei Kindern (1, 4 und 5) in einem zum Wohnhaus umgebauten Bunker an der Hinrichsenstraße in Borgfelde.

Zusammen mit seiner Ex-Frau trank Karl M. Alkohol, beide schauten den Edgar-Wallace-Krimi „Der Frosch mit der Maske“. Danach eröffnete Claudia M. (Name geändert) ihrem Ex-Mann, dass sie einen neuen Partner habe und wieder schwanger sei. Die Frau erklärte Karl M. außerdem, dass sie ihn nicht mehr wiedersehen wolle. Daraufhin drehte der kräftige Fernfahrer durch, griff zu einem Küchenmesser und tötete die 29-Jährige mit sechs Messerstichen in Brust und Rücken. Während der Tat schliefen die drei Kinder in ihrem Zimmer. Karl M. rief dann bei der Polizei an: „Ich habe sie umgebracht.“ Minuten später nahmen Polizisten den Täter fest. Am 19. November 1975 wurde Karl M. vom Hamburger Schwurgericht wegen Totschlags zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Hinrichsenstraße) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“.
Er sagt: „Diese zwei Fälle aus dem MOPO-Archiv habe ich ausgewählt, weil mich das Foto der beiden Särge im Leichenwagen nachdenklich gemacht hatte. Der Bestatter hatte 1974 einen „Sammeltransport“ gemacht, weil die Tatorte nur ein paar Hundert Meter voneinander entfernt waren. Das Bild wirft ein Schlaglicht auf die hohe Zahl von Gewaltverbrechen, die es damals gab.“
Am selben Tag kam es ein paar Straßen weiter in der Carl-Petersen-Straße in Hamm zu einem weiteren Kapitalverbrechen. Der Angestellte Alfred N. (62) hatte einen jungen Mann aus Jugoslawien kennengelernt und den 21-Jährigen zu sich in seine Wohnung eingeladen. Die Männer tranken Bier und es kam zum Streit. Nachbarn wurden durch laute Schreie aufmerksam und riefen die Polizei.
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Doch die Beamten kamen zu spät. Der 21-Jährige hatte sein Opfer mit einer schweren Keramikvase erschlagen. Die Polizisten nahmen den Täter fest und stellten eine Aktentasche sicher, die bis zum Rand mit Wertsachen aus der Wohnung des Opfers gefüllt war.