Tod vor Hamburger Nachtclub: Diplomat von Fahnder erschossen
Ein türkischer Diplomat erschießt in St. Georg vor einem Nachtclub einen 24-Jährigen, setzt sich dann auf den Körper des Schwerverletzten – und wird bald darauf von einem Zivilfahnder erschossen. Dieser mysteriöse Fall bewegte vor fast 30 Jahren die Hansestadt. Was steckte hinter den tödlichen Schüssen?
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Ein türkischer Diplomat erschießt in St. Georg vor einem Nachtclub einen 24-Jährigen, setzt sich dann auf den Körper des Schwerverletzten – und wird bald darauf von einem Zivilfahnder erschossen. Dieser mysteriöse Fall bewegte vor fast 30 Jahren die Hansestadt. Was steckte hinter den tödlichen Schüssen?
Ali M. war Religions- und Sozialattaché am Konsulat seines Landes an der Moorweide. Nach Angaben der türkischen Botschaft sei der 41-jährige Diplomat in der Nacht zum 11. März 1993 dienstlich in St. Georg unterwegs gewesen. Er habe dort im Fastenmonat Ramadan Moscheen besucht, in denen oft noch bis zum Morgengrauen Gläubige gebetet hätten.
Nur 150 Meter von einer Moschee entfernt, traf Ali M. gegen 2 Uhr vor dem Nachtclub „NaNa“ an der Rostocker Straße auf den 24-jährigen Thorsten J. aus Wismar. Was dann hier unweit des Hansaplatzes genau geschah, konnte nie geklärt werden. Sicher ist nur, dass Ali M. einen Revolver zog und dem jungen Mann in die Brust schoss. Der türkische Diplomat war bewaffnet, weil es in den 90er Jahren in ganz Europa immer wieder zu Attacken vor allem kurdischer Extremisten auf Vertreter des türkischen Staates gegeben hatte.
Diplomat richtete Waffe auf Polizisten
Ein 26-jähriger Zivilfahnder der Polizei hörte die Schüsse und eilte zum Tatort. Dort saß der Diplomat auf dem niedergeschossenen Mann aus Wismar. Der Fahnder gab sich als Polizeibeamter zu erkennen. Doch Ali M. stand auf und richtete seine Waffe auf den Beamten. In Notwehr, wie die Staatsanwaltschaft später eindeutig feststellte, schoss der Polizist und traf den Religions-Attaché in die Brust.
Wenig später trafen zwei weitere Zivilfahnder ein. Der schwer verletzte Ali M. richtete seinen Revolver auch auf sie. Die Beamten gaben zwei Warnschüsse ab, dann konnte der 41-Jährige überwältigt werden. In diesem Moment stand der angeschossene 24-jährige Wismarer auf, lief ein paar Meter und brach dann zusammen. Trotz Notarzteinsatzes starb Thorsten J. noch am Tatort. Ali M. wurde ins Krankenhaus St. Georg gebracht und starb dort ebenfalls.
Hatte ein Unfall einige Tage zuvor etwas mit den Schüssen zu tun?
Die Mordkommission übernahm die Ermittlungen und befragte einen Zeugen. Der hatte gesehen, wie Ali M. und Thorsten J. sich prügelten. Dann habe der Diplomat den Revolver gezogen und den 24-Jährigen niedergeschossen.
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Mysteriös: Einige Tage vor den Schüssen in St. Georg hatte Ali M. mit einem Dienstfahrzeug des Konsulats auf der A1 in Wilhelmsburg einen schweren Unfall verursacht. Sein Wagen prallte gegen eine Leitplanke und brannte danach aus. Ali M war bei dem Unfall unverletzt geblieben.