Mord-Brüder: Wie ein wirrer Traum von Afrika ein Juwelier-Ehepaar das Leben kostete
Die Brüder Volker (27) und Holger L. (29) träumten von einer Reise nach Afrika ohne Wiederkehr, wollten dort als Großwildjäger arbeiten. Am 29.März 1968 mussten für diesen wirren „Traum“ zwei Menschen sterben. Die Brüder erschossen in Barmbek ein Juwelier-Ehepaar und raubten Bargeld und Goldschmuck für die Reisekasse.
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Die Brüder Volker (27) und Holger L. (29) träumten von einer Reise nach Afrika ohne Wiederkehr, wollten dort als Großwildjäger arbeiten. Am 29. März 1968 mussten für diesen wirren „Traum“ zwei Menschen sterben. Die Brüder erschossen in Barmbek ein Juwelier-Ehepaar und raubten Bargeld und Goldschmuck für die Reisekasse.
„Volker und Holger L. gehören zu der Kategorie arbeitsscheue Berufsverbrecher …“ Der Satz von Reporter Heinz Fischer, der so 1969 in der MOPO stand, wirkt heute befremdlich, doch so ganz falsch war er nicht. Die Hamburger Brüder hatten seit früher Jugend diverse Straftaten begangen und träumten von dem einen ganz „großen Coup“, der ihnen ein sorgloses Leben ohne Arbeit bescheren würde.
Holger hatte Fotolaborant gelernt, sein Bruder Volker schlug sich als Handelsvertreter durch. Sie waren jedoch immer wieder mit kleinen Betrügereien und Unterschlagungen aufgefallen. Sie „kauften“ beispielsweise Luxuslimousinen oder „liehen“ sich Wohnmobile, blieben aber immer das Geld schuldig.
Mit dem Amphibienfahrzeug schiffbrüchig in der Straße von Gibraltar
1966 „besorgte“ sich Volker L. ein Amphibienfahrzeug und versuchte, die Straße von Gibraltar zu überqueren. Das war wohl der erste Versuch, den Traum von einem neuen Leben in Afrika zu verwirklichen. Er stieß jedoch mit einem Frachter zusammen. Das Auto sank sofort, Volker L. konnte gerettet werden.
Volker L. und sein Bruder träumten auch nach diesem eher ungewöhnlichen Versuch weiter von Afrika und waren bereit, alles dafür zu tun, dort ein neues Leben anzufangen. Das Startkapital sollte durch einen Überfall in Hamburg aufgebracht werden.
Die Brüder entschlossen sich nach längerer Beobachtung, ein An- und Verkaufsgeschäft an der Dehnhaide in Barmbek zu überfallen. Die Inhaber Paul (72) und Margarete K. (55) handelten hier vor allem mit Schmuck und Armbanduhren. Die Preziosen wollten die Täter auf dem Kiez zu Geld machen.
Juwelier-Ehepaar erschossen
Am Abend des 29. März 1968 stürmten die Brüder L. den Laden und erschossen das Ehepaar mit einem Kleinkalibergewehr. Die Verbrecher räumten den großen Tresor aus und erbeuteten neben 38.000 Mark (19.000 Euro) Bargeld, Goldschmuck, Münzen und Uhren im Wert von etwa 30.000 Euro.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Dehnhaide 56) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. Er sagt: „Die Fotos zu diesem Doppelmord 1968 entdeckte ich im MOPO-Archiv. Ein Teil der Schwarz-Weiß-Bilder ist noch nie zuvor veröffentlicht worden. Wie immer bei den alten Fällen, machte ich eine Anfrage bei der Justiz. Doch meist, wie auch hier, gibt es keinerlei Akten mehr. Ob die beiden Brüder heute wohl noch leben? Die Mörder müssten dann 81 und 83 Jahre alt sein.“
Die Brüder konnten zunächst entkommen. Doch Zeugen hatten den Überfall beobachtet und sich das Kennzeichen des Fluchtwagens gemerkt. Der BMW „Neue Klasse“ war ein Mietwagen und schnell ermittelte die Kripo einen der Brüder als Mieter. Bundesweit wurde nach den beiden Mördern gesucht. Als die Täter bei Goslar im Harz ein Motorboot für die Überfahrt nach Afrika kaufen wollten, wurden sie verhaftet. Einen Großteil der Beute, den die Männer in einem Reservekanister des Fluchtwagens versteckt hatten, konnte sichergestellt werden.
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Sie beschuldigten sich gegenseitig, geschossen zu haben. Das nützte ihnen jedoch nichts, die Brüder erhielten wegen Raubmords lebenslänglich und verbüßten ihre Strafe in Santa Fu.