Bis heute ungeklärt: Rätsel um den toten Autohändler im Kofferraum
Autohandel ist bis heute ein Geschäft, bei dem immer noch viel mit Bargeld hantiert wird. Vor 38 Jahren wurde das dem Hamburger Autohändler Youssef Amer zum Verhängnis. Seine Ehefrau entdeckte ihren ermordeten Mann auf St. Pauli im Kofferraum eines Mercedes.
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Autohandel ist bis heute ein Geschäft, bei dem immer noch viel mit Bargeld hantiert wird. Vor 38 Jahren wurde das dem Hamburger Autohändler Youssef Amer zum Verhängnis. Seine Ehefrau entdeckte ihren ermordeten Mann auf St. Pauli im Kofferraum eines Mercedes.
Der 36-jährige Ägypter hatte sich mit Fleiß und Geschäftssinn einen eleganten Autosalon an der Hammerbrookstraße in St. Georg erarbeitet. Amer handelte nicht mit VW Golf oder Opel Kadett, sondern mit Sportwagen und Luxuslimousinen – vor allem Mercedes S-Klasse. Er selbst fuhr einen weißen 280 SEL mit Schwellern und Spoilern. Das auffällige Fahrzeug sollte sein Grab werden.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier in Tatort-Nähe auf dem Kiez) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. Über den Mord vor beinahe 40 Jahren sagt er: „Wurde Youssef Amer Opfer einer Bande, die bundesweit Autohändler gekidnappt, ausgeraubt und ermordet hat? Diese Frage stellten sich damals die Hamburger Ermittler der Mordkommission. Doch sie kamen nicht weiter. Wie Dutzende Mordfälle aus dieser Zeit ist die Tat bis heute ungeklärt.“
Am 19. Juni 1984 verabschiedete sich der Autohändler in Volksdorf von seiner Ehefrau: „Ich muss noch mal zu einem Geschäftstermin.“ Zuvor hatte Amer 50.000 Mark (25.000 Euro) von der Bank geholt, offenbar wollte er ein Auto ankaufen. In der Nacht sahen Bekannte den Kaufmann in einem Lokal an der Kirchenallee. Dort soll er telefoniert haben. Vermutlich verabredete er sich in diesem Moment mit seinen Mördern.
Frau entdeckte die Leiche nach drei Tagen auf St. Pauli
Als Youssef Amer am nächsten Morgen nicht nach Hause kam, ging seine Frau zur Polizei und erstattete Vermisstenanzeige. Drei Tage später entdeckten Polizisten den weißen Mercedes an der Simon-von-Utrecht-Straße auf St. Pauli. Drei Stunden observierten Zivilfahnder das Fahrzeug. Als sich niemand dem Auto näherte, riefen die Beamten die Ehefrau des Vermissten an. Sie eilte auf den Kiez und übergab den Polizisten den Fahrzeug-Zweitschlüssel. Im Kofferraum lag die zusammengekrümmte Leiche des Autohändlers. Der 36-Jährige war durch drei Messerstiche getötet worden. Von dem hohen Geldbetrag, den er zuvor abgehoben hatte, fehlte jede Spur. Laut Staatsanwaltschaft Hamburg ist der Fall bis heute ungeklärt.
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Damals gab es Hinweise, dass der Hamburger nicht das einzige Opfer gewesen ist. Mit Verkaufsanzeigen wie „Mercedes 560 SEC. Besonders schönes Stück“ wurden vier weitere Autohändler in die Falle gelockt. Die unbekannten Täter ermordeten die Männer in Goslar, Mannheim, Nürnberg und Fürth und erbeuteten mehrere Hunderttausend Mark.