Nach dem Großfeuer in der Billstraße: Polizei rückt mit „Task-Force“ an
Schon vor dem Großbrand sorgte die Billstraße für Schlagzeilen, ob für den Verkauf von Hehlerware oder wegen abgestellter Schrott-Autos. Das Feuer im April änderte aber den Fokus, die Opposition im Senat ist aufgebracht, übt scharfe Kritik an den Zuständen in Rothenburgsort. Der Bezirk hat Maßnahmen angekündigt, eine neue „Taskforce“ soll nun alles besser machen. Die MOPO begleitete die Einheit bei ihrem ersten Einsatz.
Schon vor dem Großbrand sorgte die Billstraße immer wieder für Schlagzeilen, ob für den Verkauf von Hehlerware oder wegen abgestellter Schrott-Autos. Das Feuer im April aber änderte den Fokus, die Opposition im Senat ist aufgebracht, übt scharfe Kritik an den Zuständen in Rothenburgsort. Der Bezirk hat Maßnahmen angekündigt, eine „Taskforce“ soll nun alles besser machen. Die MOPO begleitete die Einheit bei ihrem ersten Einsatz.
Alte, meist dreckige und vermutlich defekte Ware wechselt hier täglich den Besitzer, vom Kühlschrank bis zu Teppichen. Schon vor dem Brand galt dieser Ort als „rechtsfreier Raum“, wie selbst ansässige Händler sagen. Wird die Nutzung eines Grundstücks vom Amt untersagt, wird es verkauft und die nächste illegale Nutzung beginnt. „Ein Teufelskreis“, so ein Beamter.
Neuerdings soll sogar vom Löschwasser kontaminierte Ware verkauft und nach Afrika verschifft werden. Laut GdP, der Gewerkschaft der Polizei, wäre das „ein Skandal, wenn sich das bewahrheiten würde“. Die Umweltbehörde äußert sich nicht dazu, schweigt auf MOPO-Nachfrage. Das Bezirksamt kündigte Besserung mit der „Taskforce“ an.
Nach Großfeuer in der Billstraße: „Taskforce“ im Einsatz
Am Freitagabend rückt nun jene Einheit also das erste Mal die Billstraße an. Die „Taskforce“, ein Bündnis unter anderem aus Polizei, Zoll, Beamten des Bezirksamtes Mitte, der Umweltbehörde und Feuerwehr, hat ein Grundstück an der Hausnummer 185 ins Auge gefasst, nur wenige hundert Meter vom Brandort entfernt. „Wir sind im Rahmen der Auswertung der Berichtslagen auf das Objekt gestoßen“, so Einsatzleiter und Bezirksamtsmitarbeiter Joscha Heinrich. Man habe sich wochenlang auf diesen Einsatz vorbereitet, dafür auch Luftbilder ausgewertet.
Auf dem Grundstück kontrollieren die Beamten drei Objekte, darunter eine Trockenbaufirma und eine Werkstatt. Es geht um die Einhaltung sämtlicher Auflagen, von Bau- über Gewerberecht bis AbfalIentsorgung und Schwarzarbeit. Heinrich: „Wir stellen uns die Frage: Was weicht vom Soll-Wert ab? Dann nehmen wir alles auf und protokollieren.“

In der Mitte des Grundstückes liegen Kühlschränke und anderer Elektroschrott. „Die werden exportiert“, erzählt ein Arbeiter. „Die meisten Sachen gehen nach Afrika.“ Von wo diese kommen? „Das weiß ich nicht, habe nichts damit zu tun.“
Der erste Eindruck hätte „schlimmer“ sein können, sagt Heinrich. So gab es wohl Probleme mit der Lagerung von Gefahrenstoffen. Menschen, die in einem Gebäude wohnen, sollen dies nur vorübergehend tun. Fest wohne in dem Industriegebiet aber wohl niemand, so Heinrich. Angetroffen werden laut Bezirksamt überwiegend Arbeiter aus Osteuropa.

Mit welchem Ergebnis dieser erste „Taskforce“-Einsatz beendet wurde, war bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht worden. Auch der Besitzer des Grundstückes war für die Behörden bisher nicht zu erreichen. „Dass er nicht zu ermitteln ist, macht es schwieriger“, sagt Heinrich.
Später am Abend wurde allerdings noch ein zweites Grundstück in der Nähe kontrolliert: Dabei stellten die Beamten eine illegale Zimmervermietung fest. Die 15 Menschen, die dort angetroffen worden, mussten das Gebäude sofort verlassen – es bestand „absolute Brandgefahr“, so eine Sprecherin des Bezirksamts. „Es gab dort nicht einmal einen Fluchtweg.“ Die Menschen seien in Unterkünften, unter anderem von „Pflegen und Wohnen“, gebracht worden.
Der Einsatz an der Billstraße soll kein Einzelfall bleiben: Nach MOPO-Informationen sind bereits weitere solcher Einsätze geplant. Und das offenbar schon in naher Zukunft.
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Das dürfte die Opposition aus CDU und AfD freuen, die zuletzt die Zustände in der Billstraße kritisierten. Der rot-grüne Senat sei seiner politischen Verantwortung an diesem „Brennpunkt“ nicht nachgekommen und habe das Areal sich selbst überlassen, so die Vorwürfe. Außerdem wurde bekannt, dass bei Kontrollen stets Mängel im Brandschutz festgestellt worden waren. Getan hat sich offenbar wenig: Seit 2019 habe es laut Senat insgesamt 28 Mal an der Billstraße gebrannt.