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Tarif-Ärger bei Hamburgs Hochbahn: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Denkste!

Der Ärger ist groß, der Frust sitzt tief. Seit 1992 arbeitet Axel Roth (Name geändert) inzwischen für Hamburgs Hochbahn, war dort immer zufrieden – bis er herausgefunden hat, dass Kollegen für exakt die gleiche Tätigkeit mehr Geld bekommen. Trotz Tarifvertrag!

Der regelt auch im öffentlichen Dienst, dass Angestellte für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten. Soweit die Theorie. In der Praxis haben jüngere Kollegen mit neuen Verträgen in Sachen Geld und Urlaub öfter mal das Nachsehen. Axel Roth ist aber kein jüngerer Kollege, sondern seit knapp 30 Jahren im Unternehmen.

Hochbahn-Mitarbeiter: Gleicher Job, anderes Gehalt

„Es geht tatsächlich auch umgekehrt“, sagt der Verkehrsmeister. Er habe selber Kollegen ausgebildet und sehe nun, dass ein Teil dieser Mitarbeiter „bis zu 350 Euro brutto mehr“ verdient. „Obwohl die nach mir bei der Hochbahn angefangen haben“, sagt er. Wie kann das sein?

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„Solche Fälle sind äußerst selten und ergeben sich tatsächlich aus den mit der Gewerkschaft vereinbarten Tarifverträgen im Zuge von Änderungen des tariflichen Entgeltsystems“, sagt Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse zur MOPO.

Hamburger Hochbahn_ Tarifsystem wurde angepasst

Vor vielen Jahren seien Anpassungen im Entgeltsystem erforderlich gewesen, damit die Hochbahn wettbewerbsfähig bleiben konnte. „Im Zuge solcher Änderungen wurden mit der Gewerkschaft unter anderem Vereinbarungen getroffen, die einen Ausgleich für Mitarbeiter vorsehen, bei denen die Systemveränderungen keine Verbesserung nach sich zieht“, so Dinse.

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Heißt: Bestimmte Angestellte hatten für ihre damalige Tätigkeit eine Zulage erhalten, weil sie bei den Tarifverhandlungen leer ausgegangen sind. Das Problem: Bei einigen Mitarbeitern gab’s seitdem einen Jobwechsel, die Zulage wurde aber nicht gestrichen.   

Tarif-Ärger beim HVV: Auch Verdi kann nicht helfen

„Der Ausgleich muss tarifrechtlich nämlich auch in diesem Fall weiterhin geleistet werden, unabhängig vom Verdienst auf der neuen Position“, so Dinse. Solche Konstellationen seien im Einzelfall ärgerlich, ließen sich bei komplexen tarifrechtlichen Regularien aber nie ganz ausschließen.

Axel Roth ist damit nicht zufrieden. „Das verstößt gegen die Gleichbehandlung“, sagt er – und beschwert sich bei der Gewerkschaft Verdi. Doch die teilt ihm mit, dass er bei einer rechtlichen Auseinandersetzung keine Erfolgsaussichten hätte. „Es gilt nicht das allgemeine für einschlägig gehaltene Gleichbehandlungsrecht. Dies existiert in diesem Falle nicht“, heißt es in einem Schreiben.

Hochbahn: Hamburgs CDU fordert Gehaltserhöhung

Möglicherweise wäre das Problem nicht entstanden, wenn die Zulage bei einem internen Jobwechsel automatisch entfallen wäre. Nun ist es dafür zu spät. „Entscheidend ist die Situation jetzt. Die Hochbahn kann ihren Mitarbeitern kein Geld wegnehmen – dann muss sie eben mehr zahlen, um Lohngerechtigkeit herzustellen“, sagt CDU-Arbeitsexperte Andreas Grutzeck. Das wäre ganz im Sinne von Axel Roth.

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