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  • Immer mehr Bedürftige nehmen die Hilfe der Tafel in Anspruch – auch in Hamburg war ein deutlicher Anstieg an Kund:innen zu verzeichnen. 
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Tafeln schlagen Alarm: Werden arme Menschen in der Pandemie vergessen?

Die Corona-Pandemie hat viele schwer getroffen, doch besonders arme Menschen werden vergessen. Die Tafeln schlagen nun Alarm. Immer mehr Orte verzeichnen deutlich mehr Kund:innen. Bis zu 20 Prozent mehr Menschen sind durch die Pandemie auf das Angebot der Tafel angewiesen.

Vor allem betroffen sind Menschen, die das Arbeitslosengeld II (ALG-II) beziehen, aber auch viele, die in Kurzarbeit sind. Ebenfalls Sorge bereitet der Hilfsorganisation, dass bei jeder fünften Tafel Bedürftige fernbleiben. Sie werden mit den Angeboten der Tafel nicht erreicht. 

Tafeln verzeichnen bis zu 20 Prozent mehr Kund:innen

Bundesweit gibt es über 950 Tafeln. Im Vergleich zum September 2020 verzeichnen die Tafeln mehr Kund:innen. Nicht nur der Anteil der Menschen, die in Kurzarbeit sind oder ALG-II beziehen, ist gestiegen. Auch der Anteil der Rentnerinnen und Rentner ist in die Höhe gegangen.

Merklich gesunken ist die Zahl der Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Und auch langjährige Kund:innen bleiben fern. 

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Man sehe bei der Tafel immer mehr Menschen, die durch die Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten sind, so Jochen Brühl, Vorsitzender der deutschen Tafel. Auch in Hamburg ist eine Steigung stark spürbar. Aktuelle Daten habe man bis dato allerdings noch nicht erheben können, so Jan Henrik Hellwege, Sprecher der Tafel in Hamburg.

„Die Situation der Menschen hat sich seit dem Herbst weiter zugespitzt. Ersparnisse sind aufgebraucht, ganze Branchen liegen lahm, nicht alle Betroffenen können die Soforthilfen des Staates beantragen – oder das Geld kommt viel zu spät“, so Brühl weiter. 

„Arme Menschen wurden am härtesten getroffen und am wenigsten unterstützt“

Die ALG-II-Sätze hätten aufgrund der steigenden Kosten während der Pandemie erhöht werden müssen. Mit der einmaligen Sonderzahlung in Höhe von 150 Euro nach einem Jahr Pandemie sei kaum jemandem geholfen. „Arme Menschen wurden von der Krise am härtesten getroffen und am wenigsten unterstützt“, betont Brühl. 

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Von der Politik fordert Brühl nachhaltige Hilfen, die auch zeitlich über die konkreten Einschränkungen durch Lockdowns und Schutzmaßnahmen hinausgehen. Die Situation würde sich im Sommer nicht für alle bessern, die Auswirkungen der Pandemie auf Altersvorsorge und Renten würde sich noch in Jahren zeigen. (mp)

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