„Auf dem Tisch lag ein Toter, auf ihm Ratten. Ich schlug auf sie ein“
Rolf Schultz-Süchting (heute 77): Ich war völlig überrascht, als am 17. Februar 1962 morgens um 4 Uhr unser Telefon klingelte und ich – damals war ich 17-jähriger Schüler – vom Technischen Hilfswerk aufgefordert wurde, zu den Landungsbrücken zu kommen. Ich war als freiwilliger Nothelfer für Katastropheneinsätze registriert, weil ich Leiter einer Pfadfindergruppe war, aber ich hatte natürlich keinerlei Erfahrungen für eine solche Aufgabe.
So bin ich denn mit dem Fahrrad bei stürmischem Wetter und Schneeregen zu den Landungsbrücken gefahren. Dort wurde ich unversehens Besatzungsmitglied eines Schlauchbootes. Wir waren zu dritt. Der Bootsführer, ein Polizist, steuerte uns zum Reiherstieg und weiter nach Wilhelmsburg, wo wir von den Häusern nur noch Dächer oder obere Etagen erkennen konnten.
Mit meinem Brecheisen bin ich in ein Haus rein, in dem ich auf einem Tisch einen leblosen Menschen erkannte. Auf diesem saßen zwei Ratten.
Ich war völlig überrascht, als am 17. Februar 1962 morgens um 4 Uhr unser Telefon klingelte und ich – damals war ich 17-jähriger Schüler – vom Technischen Hilfswerk aufgefordert wurde, zu den Landungsbrücken zu kommen. Ich war als freiwilliger Nothelfer für Katastropheneinsätze registriert, weil ich Leiter einer Pfadfindergruppe war, aber ich hatte natürlich keinerlei Erfahrungen für eine solche Aufgabe.
So bin ich denn mit dem Fahrrad bei stürmischem Wetter und Schneeregen zu den Landungsbrücken gefahren. Dort wurde ich unversehens Besatzungsmitglied eines Schlauchbootes mit Außenbordmotor. Als Ausrüstung bekamen wir eine große Leiter, einen Eimer, einen Vorschlaghammer und ein Brecheisen mit. Jeder hatte eine Schwimmweste, aber keine sonstige Schutzkleidung.

„Ich habe mit einem Brecheisen auf die Ratten eingeschlagen“
Wir waren zu dritt. Der Bootsführer, ein Polizist, steuerte uns zum Reiherstieg und weiter nach Wilhelmsburg, wo wir von den Häusern nur noch Dächer oder obere Etagen erkennen konnten. Überall schwimmende und watende Menschen, im Wasser treibende Möbel und Hausrat. Wir haben uns bemüht, Menschen von den Dächern zu holen – ein gefährliches und mühseliges Unterfangen. Für bis zu drei Menschen hatten wir noch Platz im Boot.

Mit meinem Brecheisen bin ich in ein Haus rein, in dem ich auf einem Tisch einen leblosen Menschen erkannte. Auf diesem saßen zwei Ratten, auf die ich – so sinnlos und nachträglich betrachtet gefährlich das auch war – instinktiv mit dem Brecheisen eingeschlagen habe. Eine Ratte traf ich tödlich, die andere rannte weg.
Bei einer Untersuchung stellte sich zu meinem Glück heraus, dass der Mensch schon vorher tot war, aber ich hätte ihn in meinem blinden Wahn durchaus auch erschlagen können. Was tut man nicht alles in seinem aufgewühlten Gefahren-Rausch in Extrem-Situationen und bei einer solchen Überforderung der Kräfte!
Drei Menschen haben wir in unserem Schlauchboot lebend zu den Landungsbrücken gebracht.
Rolf Schultz-Süchting (77), Rechtsanwalt aus Groß Flottbek