„Der Junge da auf dem MOPO-Titel, das bin ich“
Claus Swierzy (heute 73) sah mit an, wie ganz Wilhelmsburg absoff: Als wir vor ein paar Jahren umgezogen sind, habe ich irgendwo in einem Schrank diese alte MOPO aus dem Februar 1962 gefunden. Schlagzeile: „So kam es zur Katastrophe!“ Der Junge ganz rechts im Bild – das bin ich. Ich stehe da mit einigen Nachbarn auf dem Dach des Hauses Georg-Wilhelm-Straße 180 und wir werden gerade von einem Hubschrauber mit Lebensmitteln versorgt. Der Fotograf hat im Hubschrauber gesessen und das Bild gemacht.
Als vergangenes Jahr in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Flut kam und so große Zerstörungen anrichtete, da musste ich an 1962 denken, als der Orkan „Vincinette“ auch Wilhelmsburg absaufen ließ. Wir waren völlig ahnungslos damals: Es hatte schon tagelang gestürmt, aber das war nichts Besonderes, das gab’s häufiger. Wir waren also total überrascht, als am 17. Februar gegen 5 Uhr am Morgen unter dem Druck des Wassers die Kellertüren krachend nachgaben. Ich weiß noch: Wir guckten aus dem Fenster und konnten gar nicht glauben, was wir sahen: Alles stand unter Wasser. Die Straße: ein reißender Strom. Autos schwammen vorbei, Gartenhäuser, tote Tiere.
Claus Swierzy (heute 73) sah mit an, wie ganz Wilhelmsburg absoff: Als wir vor ein paar Jahren umgezogen sind, habe ich irgendwo in einem Schrank diese alte MOPO aus dem Februar 1962 gefunden. Schlagzeile: „So kam es zur Katastrophe!“ Der Junge ganz rechts im Bild – das bin ich. Ich stehe da mit einigen Nachbarn auf dem Dach des Hauses Georg-Wilhelm-Straße 180 und wir werden gerade von einem Hubschrauber mit Lebensmitteln versorgt. Der Fotograf hat im Hubschrauber gesessen und das Bild gemacht.
Als vergangenes Jahr in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Flut kam und so große Zerstörungen anrichtete, da musste ich an 1962 denken, als der Orkan „Vincinette“ auch Wilhelmsburg absaufen ließ. Wir waren völlig ahnungslos damals: Es hatte schon tagelang gestürmt, aber das war nichts Besonderes, das gab’s häufiger. Wir waren also total überrascht, als am 17. Februar gegen 5 Uhr am Morgen unter dem Druck des Wassers die Kellertüren krachend nachgaben. Ich weiß noch: Wir guckten aus dem Fenster und konnten gar nicht glauben, was wir sahen: Alles stand unter Wasser. Die Straße: ein reißender Strom. Autos schwammen vorbei, Gartenhäuser, tote Tiere.

Claus Swierzy sah mit an, wie ganz Wilhelmsburg absoff
Elektrizität gab es nicht, wir konnten also nicht mal das Radio anschalten, um uns zu informieren. Wir hatten große Angst, denn das Wasser stieg weiter und weiter. Wir wohnten im Hochparterre, etwa 1,50 Meter über dem Straßenniveau. Wir hatten dann unwahrscheinliches Glück: Wäre das Wasser noch zwei Zentimeter höher geklettert, wäre unsere Wohnung überschwemmt worden.
Aus dem Haus raus konnten wir nicht. Mein Vater Johannes Swierzy – er war Tischler von Beruf – hat dann irgendwie Hammer und Meißel aufgetrieben und ein Loch in die Hauswand geschlagen, damit wir rüber ins Nachbarhaus konnten – denn dort gab es einen Zugang zum Dach. Da oben haben wir dann gestanden und den Hubschraubern zugewunken. Dabei ist das Foto entstanden, das es auf die Titelseite der MOPO schaffte.
Ich bekomme richtig Gänsehaut, wenn ich an dieses Ereignis denke. Und bin nach wie vor fasziniert davon, wie schnell die Hilfe kam, wie toll das alles organisiert war.
Später in der Schule haben uns die Lehrer aufgefordert, unsere Erinnerungen aufzuschreiben – eine Methode, den Schrecken zu verarbeiten. Ich habe ein kleines Buch gestaltet. Titel: „Mörderin Vincinette“. Leider habe ich das irgendwann weggeworfen.
Claus Swierzy (73) lernte Starkstromelektriker bei den Ölwerken Julius Schindler und war später viele Jahre Konzernbetriebsratsvorsitzender von BP Deutschland. Er wohnt heute in Buxtehude