60 Jahre danach: Wann kommt die nächste verheerende Sturmflut nach Hamburg?
Der Klimawandel lässt das Eis an den Polen schmelzen und den Meeresspiegel steigen – und zwar um bis zu einem Meter bis Ende unseres Jahrhunderts. Im kommenden Jahrhundert wird es im schlimmsten Fall sogar einen Anstieg um mehrere Meter geben. So eine Prognose des Weltklimarates. Was bedeutet das für Hamburg? Ist die Flutkatastrophe von 1962 mit 315 Toten und 20.000 Obdachlosen, deren 60. Jahrestag wir gerade begehen, vielleicht nur ein Abklatsch dessen, was Hamburg bevorsteht?
Dass da einiges auf uns zukommt, das hat auch die Politik erkannt und fragt nun die Wissenschaft um Rat: Seit zwei Monaten läuft ein Forschungsprojekt, das den Titel „TideelbeKlima“ trägt, das vom Bundesumweltministerium finanziert wird und an dem Wissenschaftler der TU Hamburg, der TU Braunschweig und des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin beteiligt sind. Der Auftrag: Möglichkeiten aufzuzeigen, Hamburg und die Küstenländer besser auf Hochwasserkatastrophen vorzubereiten.

Der Klimawandel lässt das Eis an den Polen schmelzen und den Meeresspiegel steigen – und zwar um bis zu einem Meter bis Ende unseres Jahrhunderts. Im kommenden Jahrhundert wird es im schlimmsten Fall sogar einen Anstieg um mehrere Meter geben. So eine Prognose des Weltklimarates. Was bedeutet das für Hamburg? Ist die Flutkatastrophe von 1962 mit 315 Toten und 20.000 Obdachlosen, deren 60. Jahrestag wir gerade begehen, vielleicht nur ein Abklatsch dessen, was Hamburg bevorsteht?
Dass da einiges auf uns zukommt, das hat auch die Politik erkannt und fragt nun die Wissenschaft um Rat: Seit zwei Monaten läuft ein Forschungsprojekt, das den Titel „TideelbeKlima“ trägt, das vom Bundesumweltministerium finanziert wird und an dem Wissenschaftler der TU Hamburg, der TU Braunschweig und des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin beteiligt sind. Der Auftrag: Möglichkeiten aufzuzeigen, Hamburg und die Küstenländer besser auf Hochwasserkatastrophen vorzubereiten.

Deiche immer höher bauen? Das geht nicht unbegrenzt, schon weil ein Deich, der nach oben wächst auch mehr Grundfläche braucht – und Platz ist knapp, gerade in Hamburg.
Vision der Zukunft: Häuser, die auf Stelzen stehen
Professor Peter Fröhle, Leiter des Instituts für Wasserbau an der TU Hamburg, sieht neben der Verstärkung von Deichen weitere denkbare Möglichkeiten: etwa ans Wasser angepasste Bauweisen. Heißt so viel wie: Häuser, die auf Stelzen stehen, wasserdicht verschließbare Tiefgaragen und Keller sowie höher gelegene Fluchtwege für Passanten – etwa so, wie es in der HafenCity bereits Realität ist.
Noch eine Option, sozusagen die Ultima Ratio, die also nur in Frage kommt, wenn gar nichts anderes mehr hilft: ein Sperrwerk (oder auch mehrere) vor oder an der Elbmündung oder auch direkt in der Elbe. Mit solch einem gigantischen Bauwerk könnte verhindert werden, dass eine Sturmflut überhaupt in die Elbe einläuft.
Am Ende des Forschungsvorhabens werden die Wissenschaftler nicht „die eine Lösung“ präsentieren, so Fröhle. „Wir werden nur die verschiedenen Möglichkeiten und Optionen aufzeigen und die wasserbaulichen, wasserwirtschaftlichen, ökologischen und ökomischen Konsequenzen darstellen“. Entscheiden müsse die Politik, denn Hochwasserschutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe.
Wäre ein gigantisches Sperrwerk an der Elbmündung eine Lösung?
Für das laufende Jahrhundert sieht sich Hamburg noch gut gewappnet gegen Hochwasserkatastrophen.
„1962 waren die Deiche in einem schlechten Zustand“, so Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde. „Teilweise waren Häuser integriert, Bäume standen darauf, die Böschungen waren zu steil.“ Die heutigen Deiche seien modern konstruierte Ingenieursbauwerke: „Sie verfügen über einen Sandkern, eine Kleiabdeckung von bis zwei Metern Dicke, über eine flache Böschung, über Deichverteidigungsstraßen, Entwässerungsgräben und Schutzstreifen.“ Insgesamt sei Hamburg von einer modernen Deichlinie mit einer Gesamtlänge von 103 Kilometern umgeben.

Und kontinuierlich erhöht werden die Deiche außerdem. Aktuell läuft ein Bauprogramm mit dem Ziel, die Deiche auf 8,30 Meter bis 10,00 Meter über Normalnull zu erhöhen. Damit werde der bis 2050 prognostizierte Meeresspiegelanstieg berücksichtigt. „Und für die Zeit bis 2100 laufen in Kooperation mit den Küstenbundesländern bereits die Planungen für weitere Deichverstärkungen“, so Renate Pinzke von der Umweltbehörde. Küstenschutz sei eine Daueraufgabe.
Planungen für die Zeit bis 2100 laufen bereits
Übrigens: Die bisher höchste Sturmflut in Hamburg wurde nicht 1962, sondern 1976 erreicht: mit 6,45 Meter über Normalnull am Pegel St. Pauli. 1962 waren es dort lediglich 5,70 Meter. Zum Vergleich: die beiden schweren Sturmfluten Ende Januar dieses Jahres erreichten eine Scheitelhöhe von 4,97 Meter bzw. 4,72 Meter.
Von der Idee, ein Sperrwerk in der Elbmündung zu errichten, hält Hamburgs Umweltbehörde übrigens nichts: „Das ist gerade aus ökologischen Gesichtspunkten keine realistische Option“, so Renate Pinzke. „Auch die Investitionen wären immens. Wichtiger ist, tatkräftig alles zu tun, um den Klimawandel aufzuhalten. Das heißt, konsequent den CO2-Ausstoß zu verringern. So oder so führt uns aber kein Weg daran vorbei, die Deiche weiter zu verstärken, denn der Anstieg des Meeresspiegels wird sich nach einhelliger Meinung der Klimaforscher fortsetzen.“