Am Freitag protestierte das „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ vor dem UKE.
  • Am Freitag protestierte das „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ vor dem UKE.
  • Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Protest vor dem UKE: Pflegekräfte berichten von katastrophalen Zuständen

Die Pflegekräfte am UKE berichten von katastrophalen Zuständen im Klinikum. Der Grund: Personalmangel. Gemeinsam mit dem „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ und der Gewerkschaft Verdi haben sie am Freitag vor dem Haupteingang protestiert. Das UKE selbst weist die Vorwürfe vehement zurück.

„In einem Frühdienst hatten wir fünf Patient:innen in Bauchlage. Drei sollten auf den Rücken gedreht werden. Zwei haben wir geschafft, dann kam eine instabile Aufnahme aus dem Schockraum. (…) Ich habe dann nach der Patientin gesehen, die noch auf dem Bauch lag. Sie hat angefangen abzuführen, und der Stuhlgang lief ihr bereits bis zu den Schultern.“ So steht es in einem anonymen Erfahrungsbericht, den das „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ auf seiner Seite veröffentlicht hat. Anschließend habe die Pflegekraft das Bett schrägt gestellt, damit es aus dem Bett laufen kann und nicht ins Gesicht der Patientin.

Hamburg: Kundgebung wegen Überlastung vor dem UKE

Es ist nicht der einzige Bericht dieser Art, am Freitag wurden noch mehr davon vorgestellt. „Es braucht schlicht mehr Personal“, formuliert Constanze Weichert vom Bündnis die Ziele. Sie stünden in sehr engem Kontakt mit den Pflegekräften. „Eine Person ist teilweise für drei Intensivpatienten zuständig“, erzählt sie.

Das könnte Sie auch interessieren: Ich war zum ersten Mal in einer Hamburger Notaufnahme – und bin schockiert

Schon seit Mitte Dezember weigern sich Pflegekräfte einzuspringen und machen nur noch „Dienst nach Vorschrift“. „Infolgedessen hat das UKE Betten gesperrt. Das hat die Lage allerdings für niemanden verbessert“, so Weichert. Das Klinikum sei gut darin, Verständnis zu heucheln, passieren würde allerdings nichts.

Das UKE bestätigt die Berichte auf Nachfrage nicht. „Wir befinden uns seit längerer Zeit mit allen Beteiligten in intensiven Gesprächen“, sagt Sprecherin Saskia Lemm. „Auch zum Thema Entlastung haben bereits Gespräche stattgefunden.“ Die Belegung würde nach einer täglichen Abstimmung zwischen Ärzt:innen und Pflegenden angepasst. „Dadurch konnten wir bereits seit Sommer 2020 die Belastung, die durch die Versorgung von Covid-Patienten entsteht, reduzieren.“

Hamburg: Überlastungsanzeigen am UKE steigen an

Die Zahl sogenannter Überlastungsanzeigen von Intensivpflegekräften am UKE ist im zweiten Corona-Jahr allerdings deutlich gestiegen. Insgesamt 161 Mal wurden 2021 von den Mitarbeitern entsprechende Anzeigen geschrieben, wie aus der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Im ersten Pandemie-Jahr waren es nur 74. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind es bereits 28.

„In praktisch jeder Corona-Debatte in der Bürgerschaft wird anerkennend auf den Einsatz der Pflegekräfte hingewiesen. Und trotzdem nimmt der Senat die Überlastung der Pflegekräfte einfach so hin und beobachtet den Konflikt vom Spielfeldrand aus“, sagt Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken. „Erst im Dezember hat die Koalition unseren Antrag für eine Entlastung der Pflegekräfte und einen Corona-Bonus abgelehnt.“ Auch Weichert betont, man könne nicht alles dem UKE zuschieben, auch die Politik müsse endlich etwas unternehmen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp