Stütze, Bau, TV-Auftritte: Das wurde aus den einstigen Hamburger Kiez-Größen
Sie bekriegten sich, sorgten für Schlagzeilen, manch einer fiel mit seinem guten Aussehen auf, der andere mit seiner Brutalität. Skrupellos waren sie vermutlich alle, um im Milieu mitzumischen und erfolgreich zu sein. Jetzt wurde das Leben von Klaus Barkowsky, dem „schönen Klaus“, sogar für die Amazon-Serie „Luden“ mit Aaron Hilmer in der Hauptrolle verfilmt. Doch was machen die Hamburger Kiez-Größen von damals eigentlich heute? Viele sind tot, einige leben aber noch, teils von der Stütze, teils von Arbeit im Baugewerbe oder als Laien-Darsteller. Andere wiederum wollten ihren Bezug zum Rotlicht nicht gänzlich kappen.
Sie bekriegten sich, sorgten für Schlagzeilen, manch einer fiel mit seinem guten Aussehen auf, der andere mit seiner Brutalität. Skrupellos waren sie vermutlich alle, um im Milieu mitzumischen und erfolgreich zu sein. Nun ist mit Klaus Barkowsky (der „schöne Klaus“) eine der letzten Rotlicht-Größen verstorben. Amazon produzierte zuvor noch die Erfolgsserie „Luden“ mit Aaron Hilmer in der Hauptrolle als Barkowsky. Doch was machen die anderen Hamburger Kiez-Größen von damals eigentlich heute? Viele sind ebenfalls tot, einige leben aber noch, teils von Arbeit im Baugewerbe oder als Laien-Darsteller. Andere wiederum wollten ihren Bezug zum Rotlicht nicht gänzlich kappen.
Sadri „Albaner Toni“ L.: In den 90er- und in den 2000er-Jahren einer der mächtigsten Zuhälter der Stadt. Gleich mehrere „Steigen“ – also Zimmer und Bordelle, in denen es Sex für Geld gab – gehörten L., und das in der ganzen Stadt. Wurde 1990 von Klaus K., genannt „Kölner Klaus“, mit einem Revolver in den Bauch geschossen. In Milieu-Kreisen heißt es, er hätte sein Geld „geschickt“ in Immobilien investiert. Zuletzt war „Albaner Toni“ mit dem Verkauf des „Babylons“, Hamburgs größtem Puff, aufgefallen. Sadri L. lebt heute im hessischen Raum.
Davon leben die einstigen Hamburger Kiez-Größen heute
Carsten Marek: Er war derjenige, der das „Babylon“ von „Albaner Toni“ übernahm. Der ehemalige Kickboxer war Boss der Zuhältergang „Hamburger Jungs“, soll in Höchstzeiten mit illegalen Geschäften Millionen verdient haben. Heute lässt er es ruhiger angehen, hat den Draht zum Kiez aber nicht verloren. Er ist der Besitzer der legendären „Ritze“, hat dort im Keller zuletzt mit TV-Koch Mike Süsser öffentlich eigene Currywurst-Kreationen präsentiert.

Klaus Barkowsky: Sie nannten ihn einst den „schönen Klaus“. Er poussierte junge Frauen, die ihm reihenweise in den 80ern verfielen, lenkte sie geradewegs in die Prostitution. Er soll sie, so heißt es, brutal ausgebeutet haben.
Der Zuhälter gehörte der „GMBH“ an, einer Truppe, die damals hunderte Frauen im „Eros-Center“ und im „Palais d’Amour“ anschaffen ließ. Später wurde er noch Boss der „Nutella“-Bande, die in den 70ern das Rotlicht-Milieu in St. Pauli beherrschte. Barkowsky soll in Spitzenzeiten rund 10.000 Mark verdient haben – täglich. Dazu fuhr er zwei Lamborghinis.
Das Geld und die Autos gab es in den vergangenen Jahre nicht mehr. Er war zuletzt selbsternannter Künstler und lebte von der Stütze. Zuletzt stand er wegen eines gezeigten Hitler-Grußes vor Gericht. Sein Leben wurde für die Amazon-Serie „Luden“ mit Aaron Hilmer („Im Westen nichts Neues“) verfilmt. Am 25. April 2023 starb Barkowsky vor seinem Wohnhaus in Altona-Altstadt.

Karl-Heinz „Kalle“ Schwensen: Mit Oberlippenbart, Halskette und schwarzer Sonnenbrille wurde er inoffiziell zum Gesicht des Kiezes und Sinnbild eines Zuhälters. Dabei war er nie einer. Schwensen wusste nur sich zu verkaufen, konnte sich vermarkten und besaß mehrere Clubs auf dem Kiez. Wurde in den 90ern angeschossen, weigerte sich, seine Sonnenbrille abzunehmen. Bilder von ihm auf der Trage gingen durch die Presse. Heute verdient er sich mit Auftritten im TV, als Laien-Darsteller und Moderator sein Geld. War zuletzt auf Demos gegen Corona-Maßnahmen zu sehen.

Jan „Miami Gianni“ Sander: Eine der (körperlich) imposantesten Gestalten auf dem Kiez. „Miami Gianni“, Arme wie Pferdeschenkel, war Besitzer des Puffs „Tropicana“, in verschiedene Schießereien verwickelt. Verließ die Stadt, um sich in Duisburg einer niederländischen Rocker-Bande anzuschließen. Saß bis 2020 im Knast, hielt sich dann mit Schlager-Songs und der Veröffentlichung von Büchern über Wasser. War eigenen Angaben nach über Jahre Spitzel für die Polizei. Lebt heute in der Nähe von München, ist im Baugewerbe tätig und baut auf Anfrage Pool-Bäder ein.

Latif Ö. und „Bauchschuss-Musa“: Sie waren die Köpfe der „Gangster GmbH“, einer Bande türkischer Migranten, die stadtweit für Unruhe sorgte, Kneipen und Bars auseinandernahm und Schutzgeld erpresste. Später fanden sie ihren Weg ins Rotlicht-Milieu, verschafften sich Anteile an Bordellen, sackten an vielen Ecken haufenweise Geld ein.
Hamburg: „Bauchschuss-Musa“ kürzlich verstorben
Der Untergang kam mit dem ersten Knastaufenthalt von Musa A., zuerst „Türken-Musa“, später nur „Bauchschuss-Musa“ genannt, nach eines entsprechenden Vorfalls in der Türkei. A. starb nach MOPO-Informationen erst kürzlich im Alter von 55 Jahren nach langer Krankheit. Latif Ö. – einst scheuerte er Party-König Michael Ammer eine – führt heute zwei Hostels und ein Sportstudio.

Die Osmanis: Vor knapp 30 Jahren erreichte der Familienclan, bestehend aus den Oberhäuptern Quazim („Felix“), Burim, Bashkim und Bekim Hamburg. Die Männer stiegen innerhalb weniger Jahre zu den Superreichen der Stadt auf, wollten einst sogar das Millerntor und die MOPO kaufen. Eigenen Angaben nach verdienten sie sich ihr Geld aus den Erlösen eines Spielsalons am Nobistor nahe der Reeperbahn. Felix sagte, er habe immer „hart gearbeitet“.
Die Osmanis: Sie ließen Berichte mit Anwälten verhindern
Bezüge in die Unterwelt und dass die Familie Strippenzieher im Milieu seien, stritten die Brüder stets ab, ließen mit Anwälten kritische Berichterstattungen verhindern. Auch vor Gericht konnte ihnen die Vorwürfe nie nachgewiesen werden.
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Kürzlich geriet Bashkim Osmani dann aber in den Fokus weltweiter Ermittlungen mit dem Namen „Casino Fantauxia Operation“, an der auch das FBI beteiligt ist. Es geht um die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche von 30 Millionen Euro und Drogenhandel. Bashkim Osmani, der auf Mallorca eine Villa hat, wurde in Kroatien verhaftet, 44 weitere Verdächtige in ganz Europa gefasst. 600 Polizisten durchsuchten 80 Objekte – drei davon in Hamburg.

Doch aus den Geschäften in der Hansestadt hat sich die Familie offenbar weitestgehend zurückgezogen. Sie leben im Osten Europas. Ihr Vermögen wurde Anfang der 2000er-Jahre auf mehr als 300 Millionen Euro geschätzt.