Studenten der Uni Hamburg beklagen: Wer nicht gendert, muss mit Punktabzug rechnen
Gibt es an der Uni Hamburg in einigen Fachbereichen eine Gender-Pflicht durch die Hintertür? Mehrere Professoren und Dozenten sollen ausdrücklich eine gendergerechte Sprache bei Hausarbeiten und Klausuren verlangen – was allerdings nicht rechtens wäre. Studenten, die diese Vorwürfe erheben, berichten der MOPO von zusätzlichem Stress – und der Angst vor Punktabzug und Nichtbestehen wichtiger Prüfungen.
Gibt es an der Uni Hamburg in einigen Fachbereichen eine Gender-Pflicht durch die Hintertür? Mehrere Professoren und Dozenten sollen ausdrücklich eine gendergerechte Sprache bei Hausarbeiten und Klausuren verlangen – was allerdings nicht rechtens wäre. Studenten, die diese Vorwürfe erheben, berichten der MOPO von zusätzlichem Stress – und der Angst vor Punktabzug und Nichtbestehen wichtiger Prüfungen.
Wissenschaftliches Arbeiten ist nicht einfach: Es erfordert Durchhaltevermögen, eine nüchterne Schreibe und viel Disziplin. Die Studenten, mit denen die MOPO sprach, kennen das zu Genüge. Sie kommen alle aus verschiedenen Bereichen, studieren Bildungswissenschaften, Deutsch, Sport. Sie wollen anonym bleiben, weil sie fürchten, dass es Folgen für sie haben könnte, wenn sie öffentlich darüber sprechen, dass aus ihrer Sicht gendergerechte Sprache an der Uni teilweise verlangt wird – schweigen wollen sie aber nicht. „Es wird uns so zusätzlich das Leben schwer gemacht“, sagt Kira*. „Und das ist wirklich unnötig.“
Studenten der Uni Hamburg: Das Gendern ist oft Pflicht
Sie studiert auf Lehramt. Es dauert nicht mehr lange, bevor ihr Referendariat beginnt. Viele Semester liegen hinter ihr. Jetzt käme „neuer Stress“ hinzu, wie sie sagt. Sie könne es nicht nachvollziehen: „Warum wird das von uns verlangt? Es hört sich für Außenstehende vielleicht banal an. Aber die Umsetzung der genderneutralen Sprache verursacht relevant Mehrarbeit.“ Sie spricht von deutlich längeren Texten, von der Suche nach neutralen Wörtern. „Es kostet Zeit und es nervt.“
Die anderen Studenten pflichten ihr bei. Gleichzeitig betonen alle ausdrücklich: „Wir haben nichts gegen das Gendern an sich, es sollte nur keine Pflicht sein.“
Screenshots von E-Mails und Arbeitsaufträgen, die der MOPO vorliegen, beweisen: Es gibt Lehrerende, die Gendern voraussetzen bzw. verlangen. Die Forderung sei zwar milde formuliert („Bitte verwenden Sie geschlechtergerechte Sprache“). Aber einige Professoren und Dozenten sollen auf Nachfrage, ob dies wirklich Pflicht sei, überaus gereizt reagiert und die Frage bejaht haben. Kira: „Und zwar auf eine Art und Weise, bei der man nicht mehr weiter nachfragen mag.“
Alles bloß ein Missverständnis?
Sie spielt auch auf das Machtgefälle zwischen Professoren und Studenten an, die Angst, die man verspüre, wenn man „mal den Mund aufmacht“.
Aber könnte es möglich sein, dass Kira und ihre Kommilitonen eine bloße Empfehlung als Zwang missverstehen? Denn Punktabzüge hätten die Studenten noch nicht erlebt. „Das liegt daran, dass sich jeder an die Vorgabe hält“, sagt Kira. Sie ist sicher: Wer nicht gendert, dem drohen Punktverluste. „Das ist brisant, weil nur ein Punkt über Bestehen und Nichtbestehen entscheiden kann.“

Eine Dozentin, der die Studenten um Kira vorwerfen, dass sie aufs Gendern bestehe, sagt auf MOPO-Nachfrage: „In meinem Merkblatt zum Verfassen einer Hausarbeit, das ich den Studierenden zur Verfügung stelle, empfehle ich das Verwenden geschlechtergerechter Sprache, verlange es aber nicht.“ Punktabzug gebe es nicht, wenn sich die Studenten anders entschieden.
Gender-Pflicht: Das sagt die Uni Hamburg zu den Vorwürfen
Die Uni lässt auf Nachfrage wissen, dass es staatlichen Stellen nicht gestattet sei, sprachliche Normierungen für die Studierenden durchzusetzen. Ein Sprecher zur MOPO: „Die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, in welcher Form Genderaspekte sprachlich berücksichtigt werden, steht selbstverständlich den Studierenden zu.“
Gleichwohl setze sich die Bildungsstätte für die „ gleichberechtigte Teilhabe und Mitwirkung aller Mitglieder und Angehörigen der Universität unabhängig ihres Geschlechts“ ein. Dazu gehöre auch die Berücksichtigung auf der Sprachebene. „Um möglichst viele Personen anzusprechen, empfiehlt es sich daher, geschlechtergerecht zu schreiben und zu sprechen“, so der Sprecher weiter. Daher würde man auch neutrale Formulierungen empfehlen.
Das könnte Sie auch interessieren: „Umerziehung stoppen“: Anti-Gender-Initiative bekommt mächtig Rückenwind
Dass das Gendern seitens der Führungsebene verlangt wird, dem widerspricht die Universität. Die Dozenten der jeweiligen Fakultäten würden den Gender-Umgang aber „sehr unterschiedlich“ handhaben. Vorfälle, bei denen auf das Gendern gedrängt wurde, seien der Uni nicht bekannt. Der Sprecher versichert: Gendern könne keinesfalls Einfluss auf die Bewertung einer wissenschaftlichen Leistung haben.
Sollte es doch zu Konflikten zwischen Studierenden und Lehrenden kommen, stünden mehrere Beschwerdestellen zur Verfügung. Dass diese Option in Anspruch genommen wird, sieht Kira kritisch: „Klar, man beschwert sich – und dann fällt man durch …“

Eine Hamburger Volksinitiative setzt sich zurzeit für ein striktes Verbot von Sternchen, Doppelpunkten und Unterstrichen im Amtsdeutsch ein, also bei der Hamburger Verwaltung. Die Initiative lehne die Gendersprache eigenen Angaben nach grundsätzlich ab. Initiatorin ist Sabine Mertens (65). Ihr Ziel: In der amtlichen Kommunikation sollen die Regeln für die deutsche Sprache verpflichtend eingehalten werden.
Die Initiative sammelt zurzeit Unterschriften. Bei 10.000 Unterschriften muss sich die Bürgerschaft mit dem Anliegen befassen. Unterstützt wird die Inititative von der Hamburger CDU.
*Name geändert