ein alter Mann sitzt auf einem Stuhl vor einem Fenster. Vor ihm steht seine Gehhilfe,
  • In Schleswig-Holstein und Hamburg stehen Pflegeheime wirtschaftlich vor besonders schweren Zeiten. (Symbolbild)
  • Foto: imago/Eibner Europa

Droht im Norden eine Massenpleite der Pflegeheime?

Die Wirtschaftslage vieler deutscher Pflegeheime ist nach einer aktuellen Studie angespannt. Jedes fünfte läuft erhöhte Gefahr, bald pleite zu sein. Insbesondere im Norden Deutschlands scheint die Lage prekär.

Mehr als ein Viertel (26,5 Prozent) der Pflegeheime hätte 2019 rote Zahlen geschrieben, berichtete das RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung am Montag in Essen. Zum Vergleich: 2016 wiesen nur rund zehn Prozent der Pflegeheime einen Jahresverlust aus. Seitdem habe sich die wirtschaftliche Lage der Heime stetig verschlechtert, berichteten die Verfasser der Studie. Bei jedem fünften Pflegeheim diagnostizierten sie eine erhöhte Insolvenzgefahr.

Studie: Pflegeheimen im Norden geht es finanziell schlecht

Am schlechtesten war die wirtschaftliche Situation der Heime der Studie zufolge in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Am besten war die Lage in Sachsen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen.


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Dass Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflegedienste betrug im Jahr 2019 laut RWI rund 60 Milliarden Euro. Seit 1997 stieg der Anteil des Pflegemarktes am gesamten Gesundheitsmarkt von 9,8 auf 14,7 Prozent. Immer mehr Pflegebedürftigen werden allerdings ambulant versorgt. Ihr Anteil erhöhte sich zwischen 1999 und 2019 von 20,6 auf 25,4 Prozent.

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Dabei wächst die Bedeutung privater Einrichtungen im Pflegebereich. Die Zahl der Heimplätze in privater Trägerschaft stieg seit 1999 um 128 Prozent. Wurden im Jahr 1999 noch 25,4 Prozent der Pflegebedürftigen in einer privaten Einrichtung versorgt, waren es im Jahr 2019 bereits 39,5 Prozent.

Hauptgrund für das Wachstum des Pflegemarkts ist die Alterung der Gesellschaft. Bei konstanten Pflegequoten ist laut RWI bis zum Jahr 2040 in Deutschland mit 5,6 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen – ein Plus von 35 Prozent gegenüber 2019.

Experte mahnt: Pflegebranche braucht mehr Geld

„Um sie adäquat versorgen zu können, braucht die deutsche Pflegebranche in den nächsten Jahren zusätzliches Personal und Kapital“, sagte RWI-Pflegeexperte Ingo Kolodziej. Deshalb sei es wichtig, die Pflegeberufe attraktiver zu machen, sowohl durch höhere Löhne für qualifiziertes Personal als auch durch bessere Arbeitsbedingungen. (dpa/mp)

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